Tag des offenen ImpfensSo lief die Impfaktion in der Ehrenfelder Moschee

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In der Zentralmoschee ließen sich am Samstag bei einer Sonderaktion viele Menschen gegen das Coronavirus impfen

Köln-Ehrenfeld – Ein wenig Freizeitpark-Atmosphäre versprühte die Sonder-Impfaktion in der Ehrenfelder Zentralmoschee am Wochenende ja schon: langes Anstehen für eine im Vergleich äußerst kurze Attraktion. Knapp vier Stunden musste etwa Jan am Samstag warten, bis er sich endlich den ersehnten Piks in den Oberarm abholen konnte. Keine fünf Minuten, nachdem er endlich Platz nehmen und die Ärmel hochkrempeln durfte, konnte er schon wieder aufstehen und den Heimweg antreten.

„Es hat kein bisschen weh getan, ehrlich gesagt habe ich gar nicht gemerkt, dass es schon vorbei war“, befand der 29-jährige Ehrenfelder anschließend. Gemeinsam mit seiner Mitbewohnerin hatte er, nachdem sie von einem Kumpel von der Aktion erfahren hatten, sich dazu entschieden, am Samstag früh aufzustehen und sich die Immunität gegen das Coronavirus abzuholen. Für beide sei von Anfang an klar gewesen, dass sie sich impfen lassen werden – jetzt durften sie endlich.

Schlage schon am frühen Morgen

So wie zahlreiche andere Bürger, die den Weg an die Innere Kanalstraße in Ehrenfeld angetreten waren, um sich ihre Corona-Schutzimpfung abzuholen. Mehrere Hundert Meter reichte die Schlange bereits am frühen Morgen, sogar bis in die Subbelrather Straße hinein standen die Menschen, darunter auffällig viele junge Leute. Erst am Freitag hatte die Bundesregierung die Priorisierung für das Astrazeneca-Vakzin aufgehoben, welches auch in Ehrenfeld vorrangig verimpft wurde.

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Und so hatte es sich manch einer bereits um sechs Uhr morgens vor der Türe des muslimischen Gotteshauses mit Campingstuhl und Buch bequem gemacht, obwohl erst dreieinhalb Stunden später gestartet wurde. Selbst Josef Wirges, Ehrenfelder Bezirksbürgermeister a. D., staunte da nicht schlecht. „Ich finde das wirklich super“, freute sich der SPD-Politiker.

Angebot gut angenommen

„Wir haben mit Andrang gerechnet, aber nicht, dass er so hoch sein wird“, zeigte sich auch Dr. Zekeriya Altuğ, Abteilungsleiter für Außenbeziehungen bei der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DİTİB), die als Hausherrin gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein als ausführendes Organ zu der Aktion aufgerufen hatte, erfreut darüber, wie das Angebot angenommen wurde. „Uns ist es ein Anliegen, in der Stadtgesellschaft einen Beitrag zu leisten, und das Impfen ist aktuell in der Corona-Pandemie ein sehr, sehr wichtiger Aspekt, damit wir zu etwas Normalität zurückkehren können“, erklärte Altuğ den Einsatz der DİTİB.

Auch dass zumindest am Samstag auffällig wenige muslimische Bürger auf ihre Impfungen warteten, war für ihn weniger überraschend und wurde von ihm positiv gewertet, weil die Menschen die Moschee dann auch von ihrer anderen Seite kennenlernen. Es sei, so Altuğ, definitiv nicht so, dass in der muslimischen Gesellschaft eine größere Impfskepsis herrsche, sondern vielmehr der Fastenmonat Ramadan eine große Rolle dabei spiele, dass am Samstag eher wenige aus der Gemeinde vor Ort waren. „Wir haben derzeit einfach einen anderen Lebensrhythmus und schlafen viel länger. Die lange Schlange hatte dann viele am Mittag abgeschreckt, so dass sie sich dazu entschieden hatten, es morgen neu und früher zu versuchen.“

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Übrigens: Die DİTİB hatte im Vorfeld ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Impfung vor Sonnenuntergang während des Ramadans kein Problem sei und mit dem Islam konform gehe. Eine Impfung sei keine Nahrungsaufnahme, hieß es.

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