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Tankstelle auf dem RheinBunkerschiff aus Niehl versorgt Schiffe mit Öl

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Für 40 Cent den Liter Diesel tanken? Dazu muss man Binnenschiffer und kein Autofahrer sein. Und dann wird der Sprit sogar ans Fahrzeug gebracht. „Damit niemand die Steuer umgeht, die an der Tankstelle für Autos fällig wird, ist das Dieselöl für Schiffe – genau wie Heizöl – rot eingefärbt“, würgt Andreas Biniasch aufkeimende Ideen ab.

Als Geschäftsführer der Nord- und Westdeutschen Bunker GmbH (NWB) kennt er sich mit dem „Bunkern“ auf dem Rhein aus. So heißt das Tanken noch in Anlehnung an die Kohlenbunker früherer Dampfschiffe in der Schiffersprache. Und die Kölner Station der NWB ist die einzige Bunkergelegenheit zwischen Duisburg und Mannheim.

Ende April geht es aufs Altenteil

In Köln gibt es derzeit sogar zwei Schiffe, die den Treibstoff von einem Großlager in Duisburg zu den Schiffen bringen. Eigentlich soll das 1958 gebaute Schiff „Bunker 1“, von der Besatzung liebevoll auch „Eisenschwein“ genannt, samt Schiffsführer Friedrich Andree nun Ende April in den Ruhestand gehen.

Doch nun geht Andree alleine, und das alte Schiff bleibt zunächst im Dienst. Das neue Schiff heißt „Bunker Service 15“ – in Anlehnung an das Jahr des Bauauftrags an eine Werft in Rumänien. Dort entstand aber lediglich der Doppelrumpf – so wie er ab 2038 für Bunkerschiffe vorgeschrieben sein wird. Tanks, Betriebstechnik und alles weitere baute eine Firma in den Niederlanden ein. Sogar einen Aufenthaltsraum mit Küche und Dusche. Beide Schiffe haben ihren Liegeplatz im Becken 2 des Niehler Hafens.

Tanken ohne Anzulegen

„Die meisten bunkern ohne anzulegen. Da fährt man dann fünf oder sechs Kilometer mit“, berichtet Markus Steinbock. Am Morgen erst haben der 44-Jährige Schiffsführer und sein Kollege Marcel Meincke, der auch Schiffsführer ist, ein Boot der Wasserschutzpolizei betankt. Da waren lediglich 400 Liter abzugeben. Ein Klacks für die moderne Technik, die bis zu 600 Liter in der Minute pumpen kann. „Meist reichen aber 50 je Minute. Die größeren Schiffe nehmen auch mal 15 Kubik, also 15 000 Liter ab“, sagt Steinbock.

Der Standardschlauch hat einen Durchlass von zwei Zoll, aber ein größerer liegt immer bereit. Steinbock macht seit 1995 Strecke, wie er die Fahrt auf dem Rhein nennt. Mit Rücksicht auf seine Familie in Wuppertal hat er aber 2001 auf dem Kölner Tankschiff angeheuert.

Öl und Trinkwasser für die Kunden

Gearbeitet wird möglichst nur bei Tageslicht. Meist machen die Schiffer einen Tanktermin für den folgenden Tag aus, und es gibt nicht nur Diesel: Bis zu 15 000 Liter Schmieröl und 35 000 Liter Trinkwasser können zu den Kunden gebracht werden – zusätzlich zu den 300 000 Litern, die in die sechs Dieseltanks passen. Und damit das Schiff beim Bunkern keine Schlagseite bekommt, sind die drei hintereinander angeordneten Tankpaare jeweils mit einem Ventil verbunden. Der 24-Meter-Kran an Deck wird nur benötigt, wenn feste Ladung wie Ölfässer auszuliefern ist.

Fast 500 PS hat der Caterpillar-Motor unter Deck. Eine unabhängige Strahlruderanlage am Bug sorgt dafür, dass das Schiff möglichst nie manövrierunfähig wird. Obwohl die moderneren Schiffsmotoren immer weniger Diesel benötigen und der Absatz rückläufig ist, wie Biniasch sagt, gilt das Geschäft noch auf lange Zeit als sicher. So sucht die NWB auch einen neuen Schiffsführer. „So ein gelernter Binnenschiffer mit Gefahrgutausbildung bekommt auch ein ordentliches Facharbeitergehalt.“

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