Tierheim ZollstockKölner Auszubildende hat den besten Abschluss Deutschlands

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Im Tierheim Zollstock leben nicht nur Hunde. Gunda Springer kümmert sich auch um Kaninchen, Wellensittiche und Schweine.

Im Tierheim Zollstock leben nicht nur Hunde. Gunda Springer kümmert sich auch um Kaninchen, Wellensittiche und Schweine.

  • Gunda Springer hat ihre Tierpfleger-Ausbildung als Bundesbeste abgeschlossen.
  • Über Weihnachten wurde die Tiervermittlung eingestellt.
  • Im Tierheim Zollstock leben nicht nur Hunde, auch Hühner sind dabei.

Köln – „Halligalli“ und „Tabu“ sind erst zwei Monate alt. Die Widderkaninchen mit Schlappohren sitzen aneinandergekuschelt in ihrem Stall im Tierheim Zollstock. Die beiden werden sicherlich schnell ein neues Zuhause finden, glaubt Gunda Springer (25). Sie ist im Tierheim für die Nager, Nutztiere, Vögel und Reptilien zuständig. Also für quasi alle Tiere „außer Hunde und Katzen“.

Im vergangenen Jahr hat Gunda Springer ihre Ausbildung zur Tierpflegerin beendet. Sie war dabei so erfolgreich, dass sie als Bundesbeste ausgezeichnet wurde. Das Tierheim Zollstock hat die junge Frau übernommen und zur Revierleiterin ernannt. Ihr Arbeitstag beginnt morgens um 8.30 Uhr: Futter vorbereiten, die Tiere anschauen, Besprechungen mit dem Tierarzt, Gehege reinigen. „Das füllt schon den ganzen Vormittag aus“, sagt Gunda Springer.

Tiervermittlung zu Weihnachten eingestellt

Sie kennt auch die Geschichten ihrer Schützlinge. „Halligalli“ und „Tabu“ wurden von einer Familie mit einem Widderkaninchen-Paar abgegeben. Nachwuchs war eigentlich nicht geplant, das Männchen sollte kastriert sein. Mit der Vierer-Gruppe hätte sich die Familie noch abgefunden – wenn es nicht Zoff bei den Kaninchen gegeben hätte. Als das Muttertier anfing, „Tabu“ ein Ohr abzukauen, landeten die Jungen im Tierheim. Lange werden „Halligalli“ und „Tabu“ nicht mehr so traut beisammen sitzen. „Wenn sie in die Pubertät kommen, vertragen sich die beiden Mädchen nicht mehr“, weiß die Tierpflegerin.

Im Büro des Tierheims ist es gerade ganz schön voll. Am 17. Dezember wurde die Vermittlung vorübergehend eingestellt, „um das Verschenken eines Tieres zu Weihnachten zu verhindern“, wie Tierheimleiterin Petra Gerigk mitteilte. Seit Anfang Januar werden wieder Tiere und Menschen zusammengebracht. Wer einen Heimbewohner mitnehmen möchte, führt zunächst ein Gespräch mit den Mitarbeitern. „Wir möchten die Tiere ja in das richtige Zuhause vermitteln, damit alle Seiten glücklich sind“, sagt Gunda Springer.

Die Besten der Besten

Fünf Azubis aus Köln haben bei den Abschlussprüfungen in ihrem Beruf deutschlandweit das Spitzenergebnis erzielt. Dafür wurden sie beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin geehrt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergab die Urkunden an Paulina Kurti (Automatenfachfrau), Lukas Klein (Eisenbahner im Betriebsdienst), André Yannic Franz (Florist), Karl-Georg Schumacher (Kaufmann für Verkehrsservice) und Gunda Springer (Tierpflegerin). Aus 300 000 Prüflingen in Unternehmen der Industrie- und Handelskammern wurden 213 Bundesbeste ermittelt. (kl)

Eine Besucherin interessiert sich für einen Hund. Sie war schon öfter hier, hat aber den passenden Vierbeiner noch nicht gefunden. Zwei andere Besucher geben Wellensittiche ab. Die beiden munteren Vögel wurden erst vor wenigen Wochen von einem Züchter gekauft. Aber dann hat ein Familienmitglied eine Allergie entwickelt. Jetzt haben sie in Zollstock einen Käfig neben vielen Artgenossen: Wellensittiche, Nymphensittiche, auch ein Papagei wartet auf einen neuen Besitzer.

Auch Hühner leben im Tierheim

Das größere Federvieh ist am Rand des Tierheims in einem Freigehege untergebracht. Zwei Gruppen Hühner picken hier nach Körnern. Die braunen stammen von einer Tierschutzorganisation und wurden bei einem Eierproduzenten ausgestallt: „Die haben hier ein schönes Restleben.“ Die weißen Hühner hat ein Senior vorbeigebracht. Der Kölner hatte im Urlaub von frischen Eiern geschwärmt, erzählt Gunda Springer. Prompt hat ihm jemand im Anschluss vier Hühner nach Hause geschickt – per Post. Das war zu viel für den älteren Herrn.

Im Nachbargehege traben zwei Minischweine Richtung Zaun, bei einem stehen die Kopf- und Rückenborsten verwegen ab. „Schnitzel“ und „Bacon“ lebten früher in einem Wohnzimmer, wurden den Besitzern aber zu groß. „Das sind keine Haustiere, die wollen suhlen können“, erklärt die Tierpflegerin. In einen Garten passen sie wohl auch nicht: „Schnitzel“ und „Bacon“ würden keine Wiese und keinen Busch stehen lassen. Wer denkt sich denn die Namen aus? Oft werden sie von den Vorbesitzern übernommen – oder von den Tierpflegern vergeben.

Nach dem Studienbeginn doch lieber eine Ausbildung

Eigentlich hatte Gunda Springer schon einen anderen Berufsweg eingeschlagen. Nach dem Abitur in der Nähe von Saarbrücken begann sie ein Studium der Kulturwissenschaften, wechselte dann zur Museologie, der Museumskunde. „Aber ich wollte doch lieber direkt einen Beruf erlernen“, sagt sie. Nach einem Test standen drei geeignete Alternativen zur Auswahl: Maskenbildner, Metallbauer oder Tierpfleger. Die Entscheidung fiel schnell, „und ich bereue es nicht“, erklärt sie. „Es macht Spaß. Und am Ende des Tages weiß man, was man gemacht hat und wofür.“ Sie hat selbst zwei Tiere zu Hause, einen kleinen Hund und einen Hamster – natürlich aus dem Tierheim.

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