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Tödliches Drama in Mülheim„Das Kind kam der S-Bahn auf den Gleisen entgegen“

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Unfallort: Der Junge wurde von der S 11 erfasst und tödlich verletzt. Feuerwehr und Polizisten eilten zum Bahngelände an der Schanzenstraße und bargen den Fünfjährigen.

Unfallort: Der Junge wurde von der S 11 erfasst und tödlich verletzt. Feuerwehr und Polizisten eilten zum Bahngelände an der Schanzenstraße und bargen den Fünfjährigen.

Köln – Es ist ein Unglück, das sprachlos und traurig macht. Ein fünfjähriger Junge wurde gestern Vormittag in Mülheim von einer S-Bahn erfasst und tödlich verletzt. Das Kind war von zu Hause ausgerissen, während der Vater die Tochter in den Kindergarten gebracht hatte.

Wie die Kölner Polizei bisher rekonstruieren konnte, soll der Vater zwischen 8 Uhr und 8.15 Uhr die Wohnung an der Piccoloministraße in Holweide verlassen haben, um die zweijährige Tochter in eine nahe Kita zu bringen. Seinem Sohn, der an Autismus leidet, soll er aufgetragen haben, im Hausflur zu warten, bis er wiederkommt. Als der Mann um 8.45 Uhr zurückkehrt, ist der Fünfjährige verschwunden. Der Vater greift zum Telefon und meldet den Sohn bei der Polizei als vermisst. „Wir haben sofort mit mehreren Streifenwagen nach dem Kind gesucht. Wir konnten den Jungen allerdings nicht finden“, sagt ein Polizeisprecher.

Notbremsung konnte Zusammenstoß nicht verhindern

Um kurz nach 9 Uhr geht ein Notruf bei der Bundespolizei ein. Ein Lokführer der S 11 meldet einen schweren Unfall mit einer tödlich verletzten Person im Bereich Schanzenstraße. „Kurze Zeit später wussten wir, dass es der vermisste Junge ist“, ergänzt der Sprecher. „Das Kind kam der S 11 auf den Gleisen entgegen“, berichtet eine Sprecherin der Bundespolizei. Der S-Bahn-Fahrer (55) habe eine Notbremsung eingeleitet, doch habe er einen Zusammenstoß nicht mehr verhindern können. Der Zugführer erleidet einen Schock und wird in eine Trauma-Klinik eingeliefert.

Der Unfallort liegt etwa 700 Meter entfernt von der elterlichen Wohnung. Es soll nun geklärt werden, welchen Weg der Junge genommen hat. Hierzu will die Polizei spezielle Spürhunde einsetzen, die den Körperluftstrom von Menschen verfolgen können. Ermittler der Kripo wollen nun klären, wo sich die Mutter zum Zeitpunkt des Verschwindens aufgehalten hat. Routinemäßig werde geprüft, ob die Eltern möglicherweise ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. „Dies soll in einem Todesermittlungsverfahren aufgearbeitet werden“, so ein Behördensprecher.

Fahrgast von Sanitätern behandelt

Polizisten informieren die Mutter über den Tod ihres Sohnes – anschließend wird auch sie in eine Trauma-Klinik gebracht. Der Vater wird von Notfallseelsorgern betreut. Das Paar hat nach Rundschau-Informationen noch eine siebenjährige Tochter, die während des Unglücks in der Schule ist.

Die Bahnstrecke wird nach dem Unglück bis gegen 10.45 Uhr gesperrt. Die Reisenden sitzen in dieser Zeit in der S-Bahn fest. Ein Fahrgast muss von Sanitätern im Zug behandelt werden.

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