Traditionsgeschäft am NeumarktDarum schließt Gummi-Grün in Köln nach 138 Jahren

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Gummi Grün am Kölner Neumarkt

Mit Gummi-Grün schließt ein Kölner Traditionsgeschäft. 

Köln – „Es schließen zu viele gute Geschäfte“, stellte Gerhard Zilles noch vor gut vier Jahren im Gespräch mit der Rundschau fest. Sowas mache ihn traurig, sagte er damals. Nun hat es auch ihn getroffen. Sein Geschäft, seine Institution Gummi-Grün auf der Richmodstraße, hat seine Türen im Juni nach 138 Jahren geschlossen.

„Nach Corona, zwei Mal Lockdown, Rohstoffmangel und den nun ständig steigenden Preisen für Energie und Transport, ziehen wir einen Schlussstrich und schließen das Geschäft“, steht auf drei gelben Zetteln in den beiden großen Schaufenstern und der Eingangstür, nur wenige Meter vom Neumarkt entfernt. Immer wieder bleiben Passanten stehen und schauen ungläubig in die leeren Auslagen hinter den Glasscheiben. Das traditionsreiche Geschäft mit dem aus der Zeit gefallenen grünen Schriftzug wird hier ganz offensichtlich vielen fehlen.

Dichtungen in allen Größen

Wer irgendetwas aus Gummi brauchte, der wurde bei Gummi-Grün so gut wie immer fündig. Gießkannen, Badekappen, Arbeitshandschuhe, Gartenschläuche, Wärmflaschen, Fußmatte, Gummiringe oder Dichtungen in allen nur denkbaren Varianten und Größen. Gerhard Zilles belieferte regelmäßig auch größere Kunden wie Werften oder Rolltreppenbauer, wenn diese bestimmtes Material brauchten. Auch für Tüftler und Erfinder war Gummi Grün Anlaufstelle Nummer Eins. Gegen die Expertise des Gummi-Grün-Teams und die große Auswahl konnte kein Online-Shop ankommen. Und so konnte sich Zilles mit seinem traditionsreichen Kult-Laden lange Jahre in bester Lage halten.

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Gut sortiert: Gerhard Zilles, hier 2018 in seinem Geschäft, übernahm Gummi-Grün 2007. 

Gummi Grün gab es schon lange vor Gerhard Zilles. Der Name des Ladens stammt von seinem Gründer Franz Grün – Eröffnung war 1884. 36 Jahre später übergab Franz Grün an seinen Sohn Franz Rudolf, dessen Witwe Sophias den Laden 1978 an Ernst Masuth übergab. Mit 92 Jahren setzte der sich 2007 zur Ruhe und Gerhard Zilles übernahm. 2012 integrierte Zilles das Kölner Traditionsunternehmen Leder Salscheider, das seit 1892 existierte. „Man kann doch so ein Geschäft nicht sang- und klanglos verschwinden lassen“, sagte Zilles rückblickend.

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Nun ist also für beide Läden Schluss. „Wir danken Ihnen allen, die uns viele Jahre treu geblieben sind. Sie werden uns fehlen!“, lautet die letzte Botschaft an die Kunden auf den drei gelben Zetteln. „Bitte halten Sie uns in guter Erinnerung!“

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