Trotz KriseKölnmesse hält an neuem Domizil für 80 Millionen Euro fest

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Stark sanierungsbedürftig ist das Messehochhaus in Deutz, die Fassade ist durch ein Netz gesichert.

Köln – Das wird ein langer Tag. Neun Stunden haben sich die Jurymitglieder heute im Kalender geblockt. Über sechs Architekturmodelle müssen sie befinden. Entscheiden, welches würdig ist, das neue Domizil der Kölnmesse zu werden. Vor Corona wäre es wohl „nur“ darum gegangen, welcher Entwurf architektonisch überzeugt. Jetzt wird es wohl auch darum gehen, was sich die Messe noch leisten sollte. Seit dem Frühjahr ruht das Geschäft nahezu. Die Zukunft ist ungewiss. Dennoch, die Kölnmesse hält fest an dem 80-Millionen-Projekt. Geschäftsführer Herbert Marner bekräftigt im Gespräch mit der Rundschau: „Ein Neubau ist die beste Lösung.“

Eine Zukunft mit dem jetzigen, angemieteten, Messehochhaus kann sich Marner nur noch schwer vorstellen. 2005 zog die Kölnmesse ein. „Damals war das ein hochattraktives Angebot“, erinnert sich der Geschäftsführer. Das verlockte. Die Messe verlängerte frühzeitig den Mietvertrag bis zum Jahr 2025.

Marner kürzte Miete um 50 Prozent

Wenig später gingen die Probleme los. Die Haustechnik machte zunehmend Ärger. Der bisherige Höhepunkt des Verfalls: Vor zweieinhalb Jahren wurde die gesamte Fassade in ein Netz gekleidet. Fassadenteile hatten sich gelöst. Passanten mussten geschützt werden. Vier Mal kam es zu einem Eigentümerwechsel. „Mein Eindruck war, jeder versuchte, die anstehenden Investitionen auf den Nächsten zu schieben“, sagt Marner. Er griff durch, kürzte die Miete um 50 Prozent.

Zwar hat sich in diesem Jahr etwas getan. Die Heizungsanlage wurde saniert. „Ich habe den jetzigen Investor aufgefordert, einen Sanierungsplan zu erstellen.“ Doch Marner sieht auch darin keine Perspektive. Schon durch bisherige Reparaturen sei die Mietkürzung in dieser Höhe nicht durchzuhalten. „Eine Sanierung benötigt sicherlich einen zweistelligen Millionenbetrag. Damit stünde nach Ablauf des jetzigen Vertrages ab 2025 eine Mieterhöhung von bis zu 40 Prozent an.“ Auch sei für ihn eine Sanierung unter laufendem Betrieb nicht vorstellbar.

„Wir wollen kein Schloss bauen“

Also Neubau in Zeiten, in denen keiner sagen kann, wie die Messe aus der Corona-Krise herauskommen wird? „Wie wir in einem Jahr dastehen, das kann ich heute nicht fest beantworten. Wir hoffen auf die Impfungen. Aber ich bin überzeugt, dass wir das wirtschaftlich leisten können“, sagt Marner. „Wir wollen kein Schloss bauen, das versteht sich von selbst.“

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Geplant werde für eine Belegschaft von rund 750 Mitarbeitern. Es wurde mit flexiblen Arbeitsabläufen geplant, die sich in der Krise bewährten. 600 Arbeitsplätze im Gebäude auf messeeigenem Grund sollen deshalb reichen. Die Krise erfordere es: „Das Gebäude muss unter anderem die Möglichkeit zulassen, ganze Etagen aus unseren Bedürfnissen abspalten zu können.“

Anhand der aktuellen Marktpreise geht Marner von einem Kostenrahmen zwischen 70 und 80 Millionen Euro aus. „Wir werden natürlich ein Finanzierungsmodell wählen, dass der Situation Rechnung trägt“. Das Architektur-, wie das Finanzierungsmodell muss der Aufsichtsrat im Februar absegnen.

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