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Tunnel am Kölner HauptbahnhofNeugestaltung verzögert sich um Jahre

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Tunnel_Hbf

Der Tunnel Johannisstraße unter dem Kölner Hauptbahnhof ist dreckig und düster. 

Köln – Der Tunnel unter den Gleisen des Kölner Hauptbahnhofs an der Johannisstraße ist ein „Angstraum“, ein „Unraum“ und „befindet sich sich derzeit in einem völlig verwahrlosten Zustand, der für großes Unbehagen bei der Durchquerung sorgt“. So hat das Stadtplanungsamt den Tunnel angesichts von Dreck, Taubenkot, Urin und Vandalismus am 5. Mai 2017 bezeichnet – jetzt ist aber klar, dass die Neugestaltung sich um Jahre verzögert und wohl nicht vor 2025 beendet ist.

„Das halte ich für realistisch“, sagte Baudezernent Markus Greitemann. Ursprünglich angedacht war das 5,5-Millionen-Euro-Projekt zunächst mal 2019/2020, danach 2023.

Das Problem: Das Tragwerk des Tunnels gehört der Bahn, über die Oberfläche laufen die Gleise. Allerdings muss die Brücke saniert werden, das bestätigte ein Bahn-Sprecher der Rundschau.

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Erst saniert die Bahn, dann die Stadt

Das wirbelt den kompletten Ablauf durcheinander. Greitemann sagte: „Wenn wir jetzt neu gestalten und danach die Bahn saniert, ergibt das keinen Sinn.“ Also saniert erst die Bahn, danach die Stadt. 

Der Bahn-Sprecher sagte: „Ein Altgutachten vom Anfang der 2000er Jahre enthielt Hinweise darauf, dass eine Sanierung der Eisenbahnbrücken in die Nutzungsdauer der städtischen Verschönerungsmaßnahmen fallen könnte. Diese Befürchtung wurde durch eine aktualisierte Begutachtung leider bestätigt.“

Der Bahnverkehr werde nicht beeinträchtigt. Laut Greitemann soll zunächst eine Pinselsanierung helfen, also nach dem Motto: Einmal dünn drüber und warten, bis die Bahn fertig ist. Beide Seiten arbeiten an der Lösung, ein Gespräch steht an.

Es sind keine guten Nachrichten für Kölns Hauptverkehrsumschlagsplatz, vor allem für die Touristen. Zuletzt hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) mehr oder weniger aus dem Nichts verkündet, die Touristenbusse nicht mehr an der Komödienstraße parken zu lassen, sondern an der Goldgasse, auf einem knapp hundert Meter langen Streifen vor dem Musical-Dome.

Und der kürzeste Weg zum Welterbe Dom führt durch den Tunnel, diese Wegeführung hatten zuletzt die Industrie- und Handelskammer sowie einige Busunternehmen kritisiert.

Stadtdechant Robert Kleine spricht sich zwar für den Haltepunkt aus, er sagte aber auch: „Allerdings ist der Gang durch die Johannisstraße zurzeit für Fußgänger unzumutbar, da die Unterführung als öffentliche Toilette missbraucht wird.“

Auf der einen Seite spricht die Stadt von einem Angstraum und wirbt seit Jahren für den dringend nötigen Umbau, auf der anderen Seite will sie dort noch jahrelang Hunderttausende Touristen durch Dreck, Taubenkot und Urin führen? Das klingt nach keinem guten Plan, selbst wenn sie häufiger reinigt.

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Man kann nur hoffen, dass die Menschen durch den Hauptbahnhof gehen und nicht durch den Tunnel“, sagt ein Projektbeteiligter. Letzte Ausfahrt: Prinzip Hoffnung.

Die Ecke östlich des Breslauer Platzes entwickelt sich allmählich zu Kölns vermutlich prominentester Interims- und Abwarte-Ecke. Das Musical-Zelt: ein mittlerweile 23 Jahre andauerndes Interim. Das zweistöckige Containerdorf der Bundespolizei: Bis zu 28 Container sollen noch dieses Jahr kommen.

Wie lange genau sie bleiben? Noch unklar. Die angedachte Fahrradrampe vom Breslauer Platz zur Hohenzollernbrücke: kommt nicht recht voran, ebenso jetzt der Tunnel Johannisstraße.

Versenkbare Poller für Lieferwagen als Lösung

Die Verzögerung stellt die Stadt vor ein Problem, weil der Bund bis zu zwei Drittel der förderfähigen Kosten übernehmen will. Doch das Geld muss in einem bestimmten Zeitraum ausgegeben werden, das klappt jetzt nicht. Laut Greitemann sieht es aber gut aus, das Geld auf ein anderes Projekt zu übertragen, die Gespräche stünden vor dem Abschluss.

Ursprünglich wollte die Stadt den Tunnel autofrei gestalten, doch die Bahn legte ihr Veto ein, demnach kann sie „unter keinen Umständen“ darauf verzichten, sie brauche ihn für den Anlieferverkehr am Hauptbahnhof.

Das erhöht die Auflagen für den Brandschutz. Laut Greitemann läuft es auf versenkbare Poller hinaus, ähnlich wie am Wallrafplatz am Dom – aber noch ist das ja alles einige Jahre weg.

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