Umzug ins InterimKölnisches Stadtmuseum soll 2022 im Modehaus Sauer eröffnen

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Modehaus Sauer

Interimsweise zieht das Stadtmuseum bald ins frühere Modehaus Sauer.

Köln – Im Frühjahr 2022 soll das Kölnische Stadtmuseum in seiner neuen Übergangsheimat, dem früheren Modehaus Sauer, für Besucher öffnen – wenn alles wie geplant läuft. Das hat Museumsdirektor Mario Kramp am Mittwoch der Rundschau angekündigt. Auf lange Sicht soll das Museum an den Roncalliplatz zur „Historischen Mitte“ ziehen, vermutlich ab 2028/2029. Aktuell laufen die Umbauarbeiten im früheren Modehaus an der Minoritenstraße. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum verlässt das Museum das Zeughaus?

Seit 1958 stellt das Stadtmuseum in dem sanierungsbedürftigen Gebäude samt der benachbarten Alten Wache aus. Das Museum sammelt und zeigt Objekte zur Geschichte Kölns. Das Zeughaus hat eine lange Geschichte, es wurde zwischen 1594 und 1606 erbaut, ist ein Denkmal und geschützt. Doch 2017 folgte ein Wasserschaden, Spezialisten fanden Asbest – laut Stadt kamen immer weniger Besucher. Die Dauerausstellung ist geschlossen, es gibt eine Sonderschau, teils nicht barrierefrei. Der Vorsitzende des Fördervereins des Stadtmuseums, Turadj Zarinfar, sagte: „Die aktuelle Situation ist katastrophal und reicht nicht, um in der Öffentlichkeit präsent zu sein.“

Zeughaus

Bisherige Heimat ist das sanierungsfällige Zeughaus.

Warum verzögerte sich der Umbau des Modehauses?

Eigentlich sollte die neue Interimsheimat, das frühere Modehaus Sauer, 2019 umgebaut werden und 2020 eröffnen. Das geschieht nun erst zwei Jahre später. Mittlerweile gehört das Haus laut Geschäftsbericht teils der Deutschen Rückversicherung, ein Sprecher begründete die Verzögerung mit der mehr als einjährigen Wartezeit auf die Baugenehmigung. „Wir hatten bereits im Sommer 2019 eine entsprechende Baugenehmigung beantragt. Diese liegt uns erst seit November 2020 vor. Zudem stellte sich heraus, dass das Stadtmuseum eine neue Lüftungsanlage benötigt, die zunächst noch geplant werden musste. Daher konnte der eigentliche Ausbau erst im März 2021 beginnen.“ Im Sommer sollen die Arbeiten beendet sein. Zur Eröffnung sagte Kramp: „Wenn der Zeitplan trotz Corona zutrifft, können wir ab August einziehen. Dann werden wir unsere Dauerausstellung aufbauen, das wird ungefähr ein halbes Jahr dauern.“ Demnach könnte das Museum im Frühjahr 2022 eröffnen, „definitiv ist das aber noch nicht“. Ein Museumskonzept soll laut Stadtverwaltung „zeitnah“ präsentiert werden.

Ist das Interim umstritten?

Zumindest ist das Haus nicht frei von Kritik, weil die Stadt es zwar kaufen wollte, die geforderte Summe aber nicht zahlen konnte, sie lag zu weit über dem Verkehrswert. Die Stadt darf anders als private Interessenten nicht jeden Preis zahlen, bei knapp zehn Millionen Euro war Schluss. Also muss sie es nun mieten – je nachdem, wie lange sie in dem Haus bleibt, könnte das plus weiterer Ausgaben für Depot oder Umzug mehr kosten als ein Kauf. Die Stadt betonte stets, dass sie die Miete erst ab Ende des Umbaus zahle, die Deutsche Rückversicherung äußerte sich dazu nicht. Inklusive Nebenkosten liegt die Miete bei 725 000 Euro jährlich, so steht es im Beschluss des Stadtrates von 2018. Sie steigt mit den Jahren. Ulrich Wackerhagen (FDP) nennt die Miete horrend, die Liberalen lehnen den Auszug aus dem Zeughaus ab. Ralph Elster (CDU) sagte: „Es ist sehr enttäuschend, dass die Verwaltung eine schnelle Pinsel-Sanierung des früheren Modehaus Sauer angekündigt hat, der Umbau sich aber nun so lange verzögert.“

Stadtmuseum Visualisierung

Später hat das Stadtmuseum seine Heimat am Dom

Was passiert später am Roncalliplatz?

Auf lange Sicht soll das Museum an den Roncalliplatz, dort soll die „Historische Mitte“ entstehen. Gemeinsam mit der Kirche will die Stadt dort neben dem Römisch-Germanischen Museum (RGM) ein neues Stadtmuseum bauen. Ein neues Bürogebäude für Mitarbeiter der Kirche, des RGM und des Stadtmuseums ersetzt das Kurienhaus der Kirche.

Wann kann das Stadtmuseum am Dom eröffnen?

Stand jetzt 2028/2029, doch schon die Planung der „Mitte“ dauert rund zwei Jahre länger als geplant (wir berichteten). Trotzdem halten die Verantwortlichen noch am Fertigstellungstermin fest – wie realistisch der angesichts des anspruchsvollen Baufeldes in der Innenstadt tatsächlich ist, wird sich zeigen.

Kommt die „Mitte“ denn auf jeden Fall?

Es sieht so aus, weil das neue Bündnis im Stadtrat aus Grünen, CDU und Volt den noch fehlenden Baubeschluss fassen will. Noch hat der Stadtrat ja nur der Planung samt Budget zugestimmt. Der finale Baubeschluss soll erst 2022 folgen. Das Dreier-Bündnis verfügt eine Mehrheit und bekennt sich im Kooperationsvertrag zum Bau – trotz Corona und der Belastungen für die städtischen Finanzen. Noch ist die „Mitte“ mit 143,8 Millionen Euro bepreist, davon trägt die Stadt 116,3 (80 Prozent), die Kirche 27,5 Millionen Euro (20 Prozent). Doch das ist nur eine erste Schätzung. Zarinfar sagte: „Ich habe keine Sorgen, dass der Stadtrat den Bau nicht beschließt.“ Er verweist auf den Vertrag der drei Fraktionen.

Was wird aus dem Denkmal Zeughaus?

Wie berichtet, weiß das keiner so recht, es gibt lose Ideen wie ein Karnevalsmuseum. Die Sanierung plus Erweiterung war mal mit 93,14 Millionen Euro angesetzt worden. Viel Geld. Mögliche Nutzer laut Verwaltung: die Stadt, der Landschaftsverband Rheinland, das Land, der Bund oder eine „renommierte Kultureinrichtung“.

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