Veedel haben ProblemeWie die Kölner ihre verkaufsoffenen Sonntage retten wollen

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Verkaufsoffener Sonntag Köln

Für den Lindenthaler Flair wurde ein verkaufsoffener Sonntag noch genehmigt.

Köln – Wie lässt sich der Handel vor Ort stärken? Wie können die Kölner dazu bewegt werden, mehr in ihrem Veedel einzukaufen? Bislang gab es viel Stückwerk – einzelne Aktionen der Interessengemeinschaften, Straßenfeste, verkaufsoffene Sonntage. Das soll sich ändern, größer werden, gemeinsamer: „Wir bündeln die Aktionen unter einer Dachmarke“, kündigt Hans-Günter Grawe (55) an. Er ist seit zwei Jahren der „Handelskümmerer“ der Kölner Werbe- und Interessengemeinschaften (siehe Kasten). Die Umsetzung läuft. Es gibt bereits den Entwurf für ein Logo, das alle Interessengemeinschaften verbinden soll: „Veedel lieben – Veedel leben“ heißt es dort. Und es gibt eine erste Veranstaltung: Am Freitag, 22. November, findet der „Tag des Veedels“ statt. Die Geschäfte vor Ort sollen bis 22 Uhr öffnen. Hans-Günter Grawe hat das Konzept beim letzten Treffen der Interessen- und Werbegemeinschaften vorgestellt. „Wir müssen gemeinsam die Identifikation mit dem eigenen Stadtteil fördern“, sagt er.

Der weiße Schriftzug „Veedel lieben – Veedel leben“ ist auf einem pink-roten Herz im Tattoo-Design zu lesen, das Logo zeigt außerdem die Domspitzen und nennt den Namen eines Veedels. Es wird als Aufkleber erhältlich sein, kann auch auf Tassen und Taschen gedruckt werden. Die Plakate für den „Tag des Veedels“ sind vorbereitet. Sie sind pink-rot, wie das Logo, „leben, lieben, entdecken, genießen, einkaufen, schlemmen, feiern und noch vieles mehr“, steht groß neben dem Datum. „Einkaufen“ kommt an fünfter Stelle. Es gehe auch darum, ein Heimatgefühl zu vermitteln und „Veedelstolz“ zu stärken, erklärt der Handelskümmerer. In Köln gebe es knapp 40 Werbe- und Interessengemeinschaften, aber nicht alle seien aktiv. „Die Händler müssen jetzt an einem Strang ziehen“, fordert er. Zahlreiche Sponsoren sind bereits dabei.

Hin und Her bei verkaufsoffenen Sonntagen

Dass der Handel vor Ort unterstützt werden soll – darüber herrscht weitgehend Einigkeit. Bislang war das auch eine Aufgabe der verkaufsoffenen Sonntage. Laut Ladenöffnungsgesetz NRW sind Sonntagsöffnungen möglich, wenn ein „öffentliches Interesse“ vorliegt, das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Öffnung „dem Erhalt, der Stärkung oder der Entwicklung eines vielfältigen stationären Einzelhandelsangebot dient“. Allerdings müssen weitere Voraussetzungen gegeben sein, etwa ein ausreichender Anlassbezug. Der ist in der Regel bei den traditionellen Stadtteilfesten oder dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt da.

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Die kleineren Veranstaltungen haben es da schwerer: Die drei verkaufsoffenen Sonntage, die in Lindenthal für dieses Jahr geplant waren, hatte die Stadtverwaltung von vornherein als „nicht geeignet und damit genehmigungsfähig“ gestrichen. Die Lindenthaler hatten daraufhin das „Lindenthaler Flair“, ein Stadtfest mit tausenden Besuchern, erfolgreich für einen verkaufsoffenen Sonntag am 25. August nachnominiert. Das Hin und Her dauert schon länger: Im Dezember 2018 hatte das Kölner Verwaltungsgericht nach einer Klage der Gewerkschaft Verdi kurzfristig geplante Sonntagsöffnungen in Lindenthal, Rodenkirchen und Sürth untersagt (wir berichteten).

Händler entscheiden selbst über Aktionen und Angebote

Der „Tag des Veedels“ soll nun die Lücke füllen und ein Ersatz sein für die Sonntage, „die nur noch selten genehmigt werden“, wie Hans-Günter Grawe bemängelt. Für eine längere Öffnung am Freitagabend sind komplizierte Genehmigungsverfahren oder eine Beteiligung von politischen Gremien nicht nötig. Dass ein Händlerangebot am Abend auf Interesse stoßen kann, zeigte erst kürzlich wieder der „Blaue Abend“ in Nippes, an dem sich 70 Geschäfte beteiligten.

Sechs Interessengemeinschaften haben für den „Tag des Veedels“ bislang fest zugesagt, weitere Gespräche laufen. Welche Aktionen den Tag flankieren – das bleibt den Händlern überlassen. Hans-Günter Grawe plant keine einmalige Aktion – er kann sich vorstellen, dass der „Tag des Veedels“ zu einem regelmäßigen Termin wird. Die Geschäfte vor Ort müssten neue Ideen entwickeln – auch in den Sozialen Netzwerken: „Wir müssen umdenken, man kann nicht nur von den Stammkunden leben. Die jüngere Generation tickt anders.“

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