Verkehr in KölnKein Fußgängerbeauftragter – und die Hürden auf Gehwegen bleiben

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Wild geht es zu auf vielen Bürgersteigen in Köln. Die Fußgänger müssen sich ihren Raum oft mit Masten, Automaten, Mülltonnen und Rädern teilen.

Köln – Sie sind die gutmütigen Schafe unter den Verkehrsteilnehmern: „Fußgänger sind flexibel und verhalten sich in der Regel auch so“, sagt Anne Grose, Sprecherin der Ortsgruppe Fuss e.V. Köln. „Aber diese Flexibilität ist leider auch der Grund für die nachrangige Aufmerksamkeit, die ihnen von Verwaltung und Politik zukommt“, kritisiert sie.

Darum haut sie nun auf den Tisch. „Wir wollen eine Verkehrswende, bei der das Prinzip der Flächengerechtigkeit vorne steht“, sagt Gose. Den Fußgängern müsse 40 Prozent des Verkehrsraums zugesprochen werden, entsprechend ihres Anteils am Mobilitätsmix. Doch die Forderung wird es schwer haben, in der Verwaltung einen durchsetzungsstarken Adressaten zu finden. Denn einen regelrechten Fußgängerbeauftragten, wie schon länger gefordert, wird es in Köln auch weiterhin nicht geben, wie die Rundschau nun erfuhr.

„Ausschreibung nicht mehr erforderlich“

Es war eine Grundforderung von Fuss e.V, als sich die Ortsgruppe im vergangenen Mai gründete: Köln brauche endlich einen richtigen Fußgängerbeauftragten, wie es ihn in anderen Großstädten längst gebe. Damals noch war diese Aufgabe dem stellvertretendem Fahrradbeauftragten zugefallen. Er sollte seine Arbeitszeit hälftig zwischen Rad und Fußgängern aufteilen. Es hagelte Kritik an diesem halb garen Konstrukt mit programmiertem Interessenskonflikt.

Die Verwaltung versprach Besserung: Die Stelle des Fußgängerbeauftragten werde ausgeschrieben, hieß es damals auf Anfrage der Rundschau. Doch wie sich nun herausstellt: Die Ausschreibung wurde klammheimlich geschlabbert. „Die Aufgabe eines Beauftragten für den Fußverkehr wurde einer Ingenieursstelle im Bereich der Abteilung Verkehrsplanung des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung zugeordnet. Die Aufgabe wird seitdem von einem erfahrenen Mitarbeitenden wahrgenommen. Eine zunächst angedachte Ausschreibung war aus diesem Grund nicht mehr erforderlich“, lautet die Antwort auf erneute Nachfrage.

Also doch kein Fußgängerbeauftragter, sondern ein Verkehrsingenieur, dem zusätzlich etwas zugeordnet wurde. Bleibt abzuwarten, wie sich unter diesen Umständen die Missstände entwickeln, die Fuss e.V. scharf kritisiert. „Warum stehen Laternenmasten nicht am Rand des Bürgersteigs, sondern mittendrin“, fragt Gose. „Poller auf Gehwegen, damit dort keine Autos parken, heißt, den Teufel mit dem Belzebub austreiben.“ Die Autos würden zwar so fern gehalten vom Bürgersteig, dafür müssten sich die Fußgänger aber an ihnen vorbeidrängeln.

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Richtig anspruchsvoll wird der Hürdenparcours für die zu Fuß Gehenden, wenn alles zusammenkommt: abgestellte Räder, Mülltonnen und Parkautomaten. Am besten noch garniert mit gewürfelten E-Rollern. Die Forderung des Interessensverbandes: Was zum Straßenraum gehöre, müsse auch dort hin. Der Ticketautomaten sollte also im Bereich der Stellplätze stehen. Als vorbildlich nennt Gose den Beschluss der Bezirksvertretung Nippes auf Antrag des ADFC: Alle Fahrradständer mit Werbetafel entlang der Neusser Straße sollen runter vom Gehweg.

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