Corona in KölnKölns Hausärzte werden von Booster-Anfragen überollt

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Der Sessionsauftakt zeigt noch keine Inzidenz-Wirkung.

Köln – Lange Zeit hatten die Hausärzte über ein geringes Interesse der Patienten an Corona-Schutzimpfungen geklagt. Seit der Freigabe der Booster-Impfungen für alle Altersgruppen werden die Mediziner regelrecht von der Nachfrage überrollt. „Die nächsten freien Termine sind Mitte Januar. Wir empfehlen unseren Patienten, die Angebote der Stadt zu nutzen“, sagt eine Ärztin, die ihre Praxis im Westen der Stadt hat.

Deutlicher Anstieg der Inzidenz befürchtet

Das Gesundheitsamt will nun reagieren und plant den Ausbau des Impfangebots. Die Rede ist von „größeren zentralen Lösungen“, so Dr. Johannes Nießen, Leiter des Gesundheitsamts. Derzeit werden Räumlichkeiten für die Impfstationen gesucht. Schon bald soll Vollzug gemeldet werden.

Gemeinsam mit den Hausärzten versucht die Stadt derzeit die Vorgabe von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) umzusetzen, jeden Tag etwa ein Prozent der Bevölkerung zu impfen. In Köln wären das rund 10 000 Impfungen am Tag. Das Land hatte die Schließung der großen Impfzentren für Ende September beschlossen. Vor allem am Gesundheitsamt bilden sich derzeit lange Warteschlangen von Impfwilligen. „Wir müssen eine größere Zahl an Impfungen hinbekommen und das Angebot breiter aufstellen“, verdeutlicht Nießen. Mobile Impfangebote solle es weiter geben.

Alles zum Thema Jens Spahn

Zu Wochenbeginn war die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt zweimal in Folge leicht gesunken und lag am Mittwoch bei 240,8.   Am Mittwoch wurden 355 Neuinfektionen gemeldet. Das Gesundheitsamt kommt jedoch mit der Benachrichtigung der Infizierten und deren Kontaktpersonen kaum nach.  Nun hofft die Stadt auf Unterstützung der Bundeswehr. Während der zweiten Infektionswelle vor einem Jahr waren rund 60 Soldatinnen und Soldaten für die Stadt bei der Kontaktnachverfolgung von positiv getesteten Personen im Einsatz gewesen.

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Am Montag sollen zunächst 15 Angestellte aus anderen Abteilungen der Stadt im Gesundheitsamt aushelfen. Voriges Wochenende hatten bereits zehn Retter der Freiwilligen Feuerwehr Dienst am Telefon geleistet. Denn statt der vorgesehenen 24 Stunden dauert es derzeit in Einzelfällen bis zu 72 Stunden, bis Infizierte von ihrem positiven PCR-Test erfahren. „Das Gros bekommen wir hin. Ältere Infizierte werden derzeit bevorzugt informiert“, erklärt Nießen.

Stadt plädiert für Mundschutz in Schulen

Die Zahl der Infektionsfälle in den Kölner Schulen ist auf 1027 Fälle geklettert. Der Anstieg hat sich zwar leicht abgeschwächt, allerdings lag die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler vor genau einem Monat noch bei 192. Nach den Herbstferien hatte das Land jedoch die Pflicht zum Tragen des Mund-Nasenschutzes im Unterricht aufgehoben. „Über den Erlass zur Aufhebung der Maskenpflicht waren wir nicht glücklich. Daher haben wir als Stadt es begrüßt, wenn Schülerinnen und Schüler weiter eine Maske tragen“, so Nießen.

In der Altersgruppe der  sechs bis zehn Jahre alten Kinder liegt die Inzidenz bei 606 – und damit deutlich über dem Durchschnitt (siehe Grafik). Auch Jugendliche bis 18 Jahre sind überproportional betroffen.

Karneval sorgt noch nicht für hohe Fallzahlen

Mit den Feierlichkeiten zur Eröffnung der Karnevalssession am 11. November können laut Stadt derzeit sechs Corona-Infektionen in Verbindung gebracht werden. Eine verlässliche Bilanz sei jedoch erst nach zwei bis drei Wochen möglich. Generell seien Großveranstaltungen unter 2G-Bedingungen (geimpft und genesen) unter freiem Himmel bislang unproblematisch. Unlängst seien nach einem Heimspiel des 1. FC Köln im ausverkauften Rheinenergie-Stadion acht Infektionsfälle aufgetreten. Infizierte werden vom Gesundheitsamt nach Stadionbesuchen und dem Besuch anderer Veranstaltungen gezielt gefragt.

Angespannte Lage in den meisten  Kliniken

In einigen städtischen Kliniken müssen bereits Operationen verschoben werden, um auf den Intensivstationen Plätze für Corona-Patienten frei zu halten. Dagegen kann die  Uniklinik  noch den Regelbetrieb aufrechterhalten. Engpässe beim Pflegepersonal gebe es in der Uniklinik nicht.  „Im Unterschied zu anderen großen Krankenhäusern in Deutschland haben wir eine gleichbleibende Personalfluktuation. Im Vergleich zu vergangenen Jahren haben wir sogar Personal hinzugewinnen können“, betont Uniklinik-Sprecher Timo Mügge.

Die Stadt hat am Mittwoch das Betreten von Weihnachtsmärkten unter 2G-Bedingungen in ihre Allgemeinverfügung aufgenommen. Zuvor hatte das Land diesem Wunsch der Stadt entsprochen. „Bei 2G haben wir gute Chancen, die Lage im Griff zu behalten, so auch auf den Weihnachtsmärkten“, so Nießen. In der Stadt haben zahlreiche Schnelltest-Zentren wieder geöffnet, nachdem die Tests für Bürger wieder kostenlos angeboten werden können.

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