Volksbühne„The Show Must Go Wrong“ erklärt das Scheitern zur Kunst

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Ab durch die Mitte: Einen Mord auf die Bühne zu bringen, ist gar nicht so leicht.

Ab durch die Mitte: Einen Mord auf die Bühne zu bringen, ist gar nicht so leicht.

Was ist das Schlimmste, das einem Schauspieler auf der Bühne passieren kann? Texthänger, falsches Timing oder den eigenen Auftritt verpassen vielleicht. Auch Dinge, die nicht in der Hand der Darsteller liegen, können selbst das beste Stück so richtig versauen. Fehlende Requisiten auf der Bühne oder Bestandteile der Kulisse, die in den unpassendsten Momenten von der Wand fallen zum Beispiel. „The Show Must Go Wrong“ in der Volksbühne toppt alle diese kleineren und größeren Fauxpas. Denn alles, was auch nur ansatzweise schiefgehen könnte, geht in diesem irrwitzigen Stück auch wirklich schief.

Eine Theatergruppe will mit „Mord im Schloss Haversham“ eine klassische Kriminal-Geschichte – ein Stück im Stück also – auf die Bühne bringen. Charles Haversham wird tot in seinem Gemach aufgefunden, mit Hilfe des dubiosen Inspektors Carter wollen die Hinterbliebenen den Mord aufklären. Die Suche nach dem Täter rückt jedoch schnell in den Hintergrund, denn für die Protagonisten läuft der Auftritt nicht gerade rund. Das beginnt damit, dass die Leiche nicht still halten kann und beim Durchsuchen seiner Taschen kichern muss. Charles alter Schulfreund Thomas Colleymore hat immer wieder mit Texthängern zu kämpfen und ist auf die Hilfe des nicht immer zuverlässigen Technikers als Souffler angewiesen. Der ebenfalls ziemlich vergessliche Butler Perkins sorgt mit seinen Text-Patzern zwischenzeitlich für einen Teufelskreis, aus dem die Darsteller nur mit viel Improvisationsgeschick herauskommen.

Als dann auch noch Florence Colleymore, Charles Verlobte, nach einem ungeplanten Schlag gegen den Kopf ohnmächtig wird, muss die schweizerdeutsch sprechende Koordinatorin der Gruppe mit einem viel zu engen Kleid und unsortierten Textzetteln aushelfen. Auch der Techniker in Helene-Fischer-Ultra-Shirt muss unfreiwillig einspringen.

Peter Zgraggen beeindruckt als Inspektor mit einer unglaublichen Körperbeherrschung, auch die anderen Protagonisten bringen die gespielte Unsicherheit und Improvisation völlig überzeugend auf die Bühne. Was dabei herauskommt, ist eine urkomische Aufführung zum Totlachen mit einer schauspielerischen Meisterleistung und vielen Anspielungen auf andere Theaterstücke und Musicals.

Das auch in England erfolgreiche Stück, von Regisseur Dominik Flaschka ins Deutsche übersetzt, läuft nach der offiziellen Premiere am Freitag bis zum 28. Juli noch 26 Mal (!) in der Volksbühne. Tickets kosten 39,50 Euro.

www.volksbuehne-rudolfplatz.de

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