Vom Virus befallenKölner Studentin Leonie Wolf entwickelt Computerspiele

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Im Laboratorium: Am Cologne Game Lab der TH in Mülheim studiert Leonie Wolf „Gamedesign“.

Im Laboratorium: Am Cologne Game Lab der TH in Mülheim studiert Leonie Wolf „Gamedesign“.

Köln – Das Interesse an Videospielen wurde Leonie Wolf quasi in die Wiege gelegt. „Ich bin mit zwei großen Brüdern aufgewachsen und wir hatten schon immer Spielkonsolen zu Hause“, sagt die 23-Jährige, als sie im Cologne Game Lab der Technischen Hochschule in Mülheim auf einem Sofa Platz nimmt. Ihr Hobby möglicherweise zum Beruf zu machen, daran dachte sie damals noch nicht. „In der Jugendzeit war das eher ein Hobby für mich“, sagt die gebürtige Ulmerin, die zuerst Japanologie und Jura in München studieren wollte. „Das sind schon meine Interessensgebiete, aber als kreativer Mensch ist das einfach super langweilig und trocken. Ich habe gar nichts Künstlerisches mehr gemacht.“

Deshalb entschied sie sich, nachdem sie auf der Rückseite einer Zeitschrift den Studiengang Gamedesign entdeckt hatte, das Fach und die Uni zu wechseln. „Ich habe angefangen zu recherchieren, wo man das an staatlichen Unis studieren kann. Hier hat es gleich geklappt.“ Seit drei Jahren studiert sie nun an der TH. Ihr Studienschwerpunkt ist „Arts“, spezialisiert ist sie auf 3D-Arbeiten. Gemeinsam mit zwei Kommilitonen hat sie ein eigenes Videospiel namens „Kyklos Code“ entwickelt. Dafür wurde sie im November in Düsseldorf mit dem mit 5.000 Euro dotierten Künstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet, der 2017 erstmals auch in der Kategorie Gamedesign ausgelobt wurde.

Videospielentwicklung ist keine Männerdomäne

„Die Story ist, dass der eigene PC von einem Virus befallen wurde und man als Spieler in das System hereingesogen wird, um ihn zu bekämpfen.“ Der Spieler läuft sozusagen in einem Computer herum. Entstanden ist das Projekt im Praxissemester, Hilfe holten sich Leonie und ihre Mitentwickler bei einem Professor an der TH. Etwa ein halbes Jahr arbeitete das Trio daran. Seit knapp zwei Wochen kann das Spiel nun auf der Internetplattform „Steam“ gekauft werden. Leonie war dabei vor allem für die visuelle Darstellung verantwortlich.

Mit ihrem Studium und dem Feld, in dem sie arbeitet, ist die 23-Jährige sichtlich zufrieden. Aber nach wie vor ist das Vorurteil weit verbreitet, dass Videospiele vor allem von Männern gespielt und auch von ihnen entwickelt werden. „Mein Lieblingsthema“, erklärt sie. „Ich glaube nicht, dass es eine reine Männerdomäne ist, aber es kommen viele branchenfremde Leute auf mich zu und fragen mich danach. Es ist oft die erste Frage, wenn ich erzähle, dass ich Spiele entwickle. Das ist dann immer ein bisschen lästig.“ Sie findet es schade, dass Frauen und Männer in der Branche nicht gleich behandelt werden. „Oft, wenn man etwas macht, was Leute nicht als so geschlechtskonform sehen, wird man so ein bisschen als Sonderfall betrachtet.“

An der TH selbst kommt das nicht vor. „Das Verhältnis von Männern und Frauen ist hier ungefähr fifty-fifty. Wir sind da alle sehr offen. Es gibt nicht mal getrennte Toiletten“, sagt Wolf. Gerade bewege sich in dieser Richtung auch viel, erklärt sie. „Ich hoffe, dass die Leute, die hier mit mir studieren, ihre in dieser Hinsicht entspannten Ansichten mit in den Job nehmen. Wir haben hier ja schließlich auch Mädels die programmieren und Männer, die designen. Es ist nie komisch oder ein Thema.“ Und wieso sollte es das auch sein?

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