Von Kölner Feuerwehr mitentwickeltNeue Einsatzkleidung für den Rettungsdienst

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Neue Kleidung für den Rettungsdienst

Neue Kleidung für den Rettungsdienst

Köln – In seiner neuen, vorwiegend gelben Kleidung wird der Rettungsdienst der Stadt Köln nicht nur deutlich besser sichtbar sein, sondern auch viel leichter arbeiten können. Zum einen, weil die neue Jacke mehr als ein Kilogramm leichter als ihr Vorgänger ist, zum anderen durch den vereinfachten Zugriff auf den Inhalt der verschiedenen Taschen. Zwei Rettungsdienstmitarbeiter haben der Rundschau die neue und die alte Bekleidung vorgeführt. Die erste Charge wird im Mai verteilt.

Neue Kleidung für den Rettungsdienst

Neue Kleidung für den Rettungsdienst

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Von der Technologie her ist die Kombination aus Funktionshose und Jackenkombination ein Quantensprung. Die bisherige Stoffkleidung saugt sich zum Beispiel im Regen voll Wasser, und auch der Tascheninhalt wird dabei nass. Die neuen Funktionsstoffe hat der Ausschreibungsgewinner, die Firma Geilenkothen aus Gerolstein in der Eifel, unter anderem mit Goretex – bekannt für atmungsaktive Membrane in Textilien – abgestimmt, wie Marc Oberliessen erklärt: „Da dringt so schnell kein Wasser ein.“ Der Diplom-Ingenieur ist bei der Abteilung Technik der Kölner Feuerwehr für die Entwicklung der neuen Bekleidung zuständig. Er sagt: „Als 2016 der Rahmenvertrag auslief, haben wir beim Berufsbekleidungshersteller Engelbert Strauss angefragt, aber der will keinen Rettungsdienst ausstatten.“

So entwickelten die Kölner gemeinsam mit Feuerwehrkollegen aus Duisburg Vorgaben für die neue Standardkleidung von Geilenkothen. „Vor allem sind die roten Hosen tagsüber im Straßenverkehr einfach nicht auffällig genug, zumal die Reflektoren nur leuchten, wenn sie angestrahlt werden“, sagt Oberliessen. Als Gelb als Signalfarbe feststand, war das Problem zu lösen, dass gelber Stoff meist transparenter ist als roter. „Am Gesäß und anderen Stellen ist der Stoff darum doppelt gelegt, an den Nähten wasserdicht verschweißt. Der Bund ist nun viel höher und aus Stretch, so dass man sich beim Bücken nicht blank legt.“ Und weil Rettungskräfte oft neben einem Patienten knien, gibt es nun Kniepolster und ein überlappendes Stück am Oberschenkel, das mehr Bewegungsfreiraum gewährt, ohne zu scheuern.

Wäschepool

In der ersten Charge werden 1500 Hosen, 600 Softshelljacken und 300 Oberjacken bestellt. 200 000 Euro kostet diese Lieferung. Die eigentliche Produktion findet laut Feuerwehr in Mazedonien statt, die Qualitätskontrolle in der Eifel.

In allen Wachen führt die Feuerwehr den Wäschepool ein. Niemand der 850 aktiv am Rettungsdienst Beteiligten wird dann mehr seine eigenen Hosengarnituren haben. So soll insgesamt weniger Wäsche in Umlauf gebracht werden, wobei die Bekleidung auch weniger Platz einnehmen wird. (mfr)

Im Knien sowie im Sitzen können die Rettungskräfte zudem nun durch einen Reißverschluss direkt auf den Inhalt der Beintaschen zugreifen. „Dort verstaut man meist Handy und Einweghandschuhe“, erklärt Lisa Lindenthal, die für die Rundschau in eines der ersten Musterexemplare schlüpfen durfte. 2014 hat die heute 29-Jährige ihre Ausbildung bei der Feuerwehr begonnen. Auch nach einer Stunde im Freien ist ihr bei dem Tragetest bei zwei Grad über Null nur an den Händen kalt. Das liegt vor allem an der neuen Kombination aus Softshelljacke und Überjacke, die zusammen immer noch 240 Gramm leichter als die alte Jacke sind. Zur bisherigen Jacke gab es auch im Hochsommer keine Alternative. „Sie ist wie ein Parka geschnitten, und man kann noch ein Futter einsetzen, aber dann läuft man mit abgespreizten Armen durch die Gegend“, sagt Christian Chorus. Der 33-Jährige hat 15 Jahre Rettungsdiensterfahrung, zehn in Köln und zeigte im Vergleich die alte Rettungsdienstbekleidung.

Auf dem Rücken der neuen Jacken steht gut lesbar „Rettungsdienst Stadt Köln“, und zwei dünne Klettstreifen ermöglichen es, Kennzeichnungen für Funktionskräfte, etwa für Notärzte und Einsatzleiter, zu befestigen. An den Jacken ist nun auch vorne ein Klettstück für solch eine Kennzeichnung angebracht. Eine Schlaufe an der linken Brustseite könnte zudem ein Funkgerät aufnehmen.

Klett hat alle Knöpfe verdrängt

Klett hat alle Knöpfe verdrängt. Die neue, dünne Softshelljacke hat einen hohen Kragen, der vor Wind schützt. Sowohl bei den Hosen wie auch bei den Jacken sind die Taschen so angesetzt, dass nichts rausfallen und kein Wasser reinlaufen kann.

Selbst die Stiefel sind neu. Sie kommen von der Firma Haix, sind höher geschnitten und haben ein geschlossenes Schnürsystem in zwei Kreisen, die den Stiefel viel passgenauer am Fuß halten, als die früheren Schnürstiefel. „Das verhindert ein Umknicken“, erklärt Oberliessen.

„Im Test haben die Kleidungsstücke 50 Wäschen ohne Einbußen überstanden“, sagt Oberliessen. Der Stoff muss desinfizierbar sein. „Die Hosen kommen nach jeder Schicht in die 60-Grad-Wäsche, die Jacken bei Bedarf“, sagt der Techniker.

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