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Wahl der CDU-BundestagskandidatenHeribert Hirte droht am Samstag das Aus

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Symbolbild

Unmittelbar vor der Wahl der CDU-Bundestagskandidaten deutet einiges darauf hin, dass Heribert Hirte (63) nach acht Jahren im Bundestag am Samstag nicht mehr für den Wahlkreis 94 im Kölner Südwesten aufgestellt wird. Viele der beteiligten CDU-Mitglieder sprechen von einem Rennen, das am Ende ohne Hirte stattfinden könnte – oder dass es sehr schwer für ihn wird. Seine drei Gegenkandidaten sind Sandra von Möller (51), Martin Schoser (58) und Detlef Gysan (65).

Allerdings: Tatsächlich wählt die CDU erst am morgigen Samstag im Gürzenich ihre Kandidaten für die drei rein Kölner Wahlkreise, theoretisch ist also noch alles möglich im Südwesten. Im Nordwesten ist Gisela Manderla (63) bislang die einzige Kandidatin, im Südosten ist es Karsten Möring (71), beide sitzen aktuell im Bundestag, ihre Aufstellung gilt als wahrscheinlich. Im Wahlkreis Mülheim/Leverkusen tritt NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler (40) für die CDU an, sie wurde im März aufgestellt. Ein Sitz im Bundestag bringt Einfluss, Renommee und monatlich auch 10 083,47 Euro.

Stellt die CDU Hirte nicht für die Wahl am 26. September auf, ist das zumindest überraschend. Er ist kein Hinterbänkler, unter anderem Vize-Chef des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz. Doch hinter vorgehaltener Hand werfen ihm seine Kritiker vor, sich zu wenig vor Ort zu engagieren, andere vermuten, CDU-Parteichef Bernd Petelkau wolle lieber einen anderen Kandidaten. Und: Die beiden mächtigen Stadtbezirke Lindenthal (Gysan, Schoser) und Rodenkirchen (Hirte, von Möller) stehen sich gegenüber. Rodenkirchens Stadtbezirkschef Oliver Kehrl sagte: „Unabhängig davon, wer es wird, wir werden den Sieger maximal unterstützen.“ Dem Vernehmen nach hat Hirte zu wenige der 36 Delegierten auf seiner Seite.

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Delegierte im Vorfeld gewählt

Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Parteivorstand beschlossen, dass nicht wie üblich alle Mitglieder des jeweiligen Wahlkreises abstimmen, um eine große Versammlung mit mehreren hundert Mitgliedern zu vermeiden. Stattdessen haben die jeweiligen Ortsverbände der drei Wahlkreise im Vorfeld Delegierte gewählt, und zwar nach der Quote 1 zu 60. Ein Beispiel: Hat ein Ortsverband 180 Mitglieder, entsendet er drei Delegierte. Bis auf wenige Ausnahmen ist in der Partei klar, für wen die Delegierten abstimmen dürften. Demnach haben von Möller, Schoser und Gysan offenbar viele ihrer Leute mobilisiert und sich Delegierte gesichert. Eine Stichwahl am Samstag gilt angesichts von vier Kandidaten als wahrscheinlich.

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Das Delegiertenprinzip ist wie berichtet umstritten, auch Hirte lässt Kritik durchscheinen. Er glaubt zwar, die überwiegende Unterstützung der Mitglieder im Wahlkreis zu haben. „Ob sich dieser Rückhalt im Delegiertensystem am Samstag auch widerspiegelt, kann ich natürlich nicht abschätzen.“ Marliese Berthmann, Vorsitzende des Ortsverbandes Braunsfeld/Müngersdorf, klagte gegen das Delegiertenprinzip, sie hält es für „sehr wenig demokratisch“. Doch das CDU-Parteigericht wies die Klage ab.

Mit Blick auf Samstag sagte Schoser: „Mit mir als Kandidat würden Bürgernähe, Bildung und Forschung ein Schwerpunkt werden.“ Von Möller sagte: „Ich stehe für eine moderne, junge, innovative und digitale CDU.“

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