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WDR-Filmhaus in KölnKosten für Sanierung steigen auf 240 Millionen Euro

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Nach Plänen des Baseler Büros Buchner Bründler wird das Kölner Filmhaus saniert.

Köln – Intendant Tom Buhrow betrachtet den WDR gerne als Teil dieser Stadt. Dass wird öfter mal in Zweifel gezogen, vor allem, wenn sich der Sender aus Übertragungen wie dem Hänneschen oder dem Millowitsch-Theater zurückzieht. Bei der Sanierung des Filmhauses an der Nord-Süd-Fahrt darf sich der WDR nun in bester Gesellschaft fühlen. Wie bei zahlreichen Kölner Bauprojekten sind die Kosten völlig aus dem Ruder gelaufen: Sie steigen von 130 auf 240 Millionen Euro, statt wie anfangs geplant 2020, wird das Haus frühestens 2024 fertig. Zuletzt hatte der WDR auf ein Umbauende 2023 gehofft. Ab Montag wird für die letzten Abbrucharbeiten der oberirdische Teil der Nord-Süd-Fahrt am Filmhaus in Fahrtrichtung Süden gesperrt.

Was plant der WDR im Filmhaus?

Der WDR plant Großes: Im Filmhaus, das Anfang der 70er Jahre gebaut wurde, sollen Fernsehen, Radio und Online-Nachrichten zusammengeführt werden. In dem crossmedialen Zentrum werden künftig alle tagesaktuellen Beiträge für die verschiedenen Formate zusammenlaufen. 580 Menschen haben vor der Sanierung in dem elfstöckigen Gebäude gearbeitet. Den Architektenwettbewerb hat das Baseler Büro Buchner Bründler gewonnen. Die reinen Baukosten wurden damals auf 65 Millionen Euro taxiert, dazu kommen Planungsleistungen und Kosten für Interimnutzungen, aber auch die später präzisierten Anforderungen im Ausbau.

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Warum sind die Kosten so extrem gestiegen?

Der WDR begründet dies vor allem mit gestiegenen Baukosten und dem extremen Druck in der Baubranche. Bei der europaweiten Ausschreibung hatte zunächst niemand ein Angebot für die Rohbauarbeiten abgegeben. Der Sender musste stattdessen einzelne Unternehmen ansprechen, was extrem preistreibend war. Allein durch diese Verzögerung haben sich die Arbeiten um knapp ein Jahr verzögert.

Der WDR

4291 Mitarbeiter waren Ende vergangenen Jahres für den Westdeutschen Rundfunk tätig. Am Standort Köln waren es 3090. Der WDR ist mit die Abstand größte Anstalt im Senderverbund der ARD.

Dass der Druck auf die Baubranche vor allem öffentliches Bauen extrem teuer macht, ist oft beklagt worden. In Köln sorgt (auch) das immer wieder für negative Schlagzeilen (siehe Infobox oben). Der WDR erklärte, dass die 2014 kalkulierte Preissteigerung der Baukosten bei 1,7 Prozent lag (Baupreisindex). Dieser sei aber schon im Folgejahr um mehr als 25 Prozent gestiegen und damit um deutlich mehr als geplant. Die Kostensteigerung hat sich fortgesetzt.

Hat der WDR nun seinen „Opernbau“?

Auch das Filmhaus musste wie die Oper am benachbarten Offenbachplatz komplett entkernt werden. Und: Die Kostensteigerung ist immens, sie liegt bei gut 84 Prozent. Der WDR erklärte, dass nach Bekanntwerden der Preisexplosion „alle Optionen“ geprüft worden seien. Dies habe auch ein Ende der Arbeiten und einen Verkauf des Rohbaus mit eingeschlossen. Das wiederum hätte einen Neubau am Stadtrand, etwa auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd, bedeutet. „Wir brauchen aber diesen Bau im Herzen Kölns unbedingt“, sagte WDR-Sprecherin Ingrid Schmitz. „Schließlich werden hier 800 Mitarbeiter, die momentan auf diverse Standorte in Köln verteilt sind, aktuelles Programm für Fernsehen, Radio und Online machen.“ Der WDR-Verwaltungsrat und auch der Finanzausschuss des Rundfunkrats haben dem Weiterbau zugestimmt.

Wo sind die Mitarbeiter derzeit tätig?

Die früher im Filmhaus arbeitenden Kollegen sind im benachbarten Du-Mont-Carré und anderen Büros in der Umgebung untergebracht. Der WDR hatte umfangreich Flächen angemietet, dies wird nun länger notwendig sein – und die Sanierung ebenfalls teurer machen. Auch in Bocklemünd sind Mitarbeiter übergangsweise tätig.

Wie gehen die Arbeiten weiter?

Der WDR wird ab Montag den Richtung Süden führenden Teil der Nord-Süd-Fahrt für zwei Wochen sperren. Dann werden Gerüste für die letzten Abbrucharbeiten angebracht. Für die folgenden Rohbauarbeiten liegt noch keine Baugenehmigung vor, die Stadt erklärte aber, dass nur Details zu klären seien. Die Rohbau- und Fassadenarbeiten sollen bis Ende 2022 beendet sein. Die EU-weite Ausschreibung für die Gebäudetechnik startet Anfang 2020. In rund fünf Jahren, so hofft der WDR, werden die Arbeiten beendet sein.

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