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Weder weltoffen noch tolerantWas unsere Leser über den Muezzin-Ruf in Köln denken

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Muezzin

Der Ruf des Muezzin ist kaum verhallt, da hagelt es Proteste.  

Köln – Zu den Muezzin-Rufen in Köln erreichen uns weiterhin viele Leserzuschriften. Wir haben einige Stimmen dazu hier zusammengetragen:

Ich kann Ihren Kommentar in keinster Weise nachvollziehen. Insbesondere Ihr Schlusssatz, dass die Moscheegemeinde mit beiden Beinen in dieser/unserer Gesellschaft stehe. Eine Moscheegemeinde in Person der Ditib, die wiederholt unsere, die kölsche Gastfreundschaft mit Füssen getreten hat. Die Ditib, die das Sprachrohr von Herrn Erdogan in Deutschland ist, der unter anderem Deutschland mit Flüchtlingen droht und mit Putin kooperiert. Genau die Ditib, die bei der Eröffnung der Moschee ihren Förderer, Ex Oberbürgermeister Schramma, nicht eingeladen hat. Wie man unter diesen Aspekten von „mit beiden Beinen in der Gesellschaft angekommen“ sprechen kann, ist mir unbegreiflich. Claus Adam, Köln

Was ist daran so aufregend, dass dafür eine ganze Seite in Ihrer Zeitung verbraucht wird. Gebetsruf, Glocken, wo ist der große Unterschied? Eingeschränkt wird er auf die Zeit zwischen zwölf und 15 Uhr. Warum müssen die Bewohner im Vorfeld darüber mit Handzetteln informiert werden? Verlangt man das auch von den christlichen Kirchen? Um diese Zeit stört das doch wirklich nicht. Glocken am Sonntagmorgen um sieben Uhr stören ganz gewaltig. Hier sollte die Stadt eingreifen. Es gibt noch ein paar Menschen, die arbeiten und sich am Sonntag etwas Ruhe wünschen. Rainer Niessen, Sankt Augustin

OB Reker ermöglichte den Muezzinruf vergangenes Jahr par ordre du mufti, ohne vorherige Diskussion oder gar demokratische Abstimmung. Sie begründete diese Entscheidung unter anderem mit dem Gebot zu religiöser Toleranz und Glaubensfreiheit. In der Folge ging es dann im wesentlichen um Dezibel-Werte und sonstige technische Feinheiten. Gerne wurde auch alibihaft auf das kirchliche Glockengeläut verwiesen. In Wahrheit besteht keine Analogie zwischen Kirchenglocken und Gebetsruf: die Glocken rufen tatsächlich zum Gottesdienst und haben sonst keinen weiteren Inhalt, außerdem sind sie Ausdruck einer uralten Tradition in Europa. Der Muezzinruf hingegen ist eine offensive Machtdemonstration. Der Wortlaut des Gebetsrufs (der übrigens mit vielen anderen problematischen Formulierungen garniert werden kann) transportiert den totalitären Machtanspruch des islamischen Gottes, der in jeden Winkel menschlicher Existenz hineinregiert. Und an diesem göttlichen Machtanspruch hängt untrennbar der universelle Machtanspruch des (politischen) Islams – also auch der Scharia –, dem alle Menschen zu unterwerfen sind, also auch die „Ungläubigen“. Ich rede keineswegs von „den Muslimen“ allgemein, sondern von den ideologischen Bestandteilen des Islams. Ulrich Damschen, Hürth

Die Zusage zum Muezzinruf mit dem Argument, dies sei über das Religions- und Glaubensrecht abgedeckt, ist eine für mich nicht nachvollziehende Denkweise. Hat Frau Reker auch über die Menschenrechte nachgedacht, die in der Türkei mit Füßen getreten werden und über die hundert Deutschen, die im Gefängnis sitzen oder nicht ausreisen dürfen? Sollte die katholische Kirche in der Türkei Ähnliches vorhaben wollen, würde es nicht oder nur mit großen Hindernissen zugelassen. Erhard Soltau, Erftstadt

Die einsame Entscheidung der OB, den Muezzin zum Freitagsgebet rufen zu lassen, ist unverständlich und nicht nachvollziehbar. Sie ist Ausdruck eines gestörten Verhältnisses zur Toleranz. Deutschland ist Teil des christlich-jüdischen Abendlandes. Hier ist Religionsfreiheit selbstverständlich im Gegensatz zu den muslimischen Ländern im Nahen Osten. So können alle Muslime in unserem Land ihren Glauben und ihre Religion frei ausüben. Sie sind bei uns keine Ungläubigen, keine Fremdkörper, sondern lediglich Andersgläubige.

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Der Ruf des Muezzins ist nicht mit dem Glockengeläut christlicher Kirchen vergleichbar. Glocken sagen den Menschen akustisch, dass bald das Gebet oder die Messe beginnt. Der Muezzin ruft allein die Männer zum Gebet und enthält politische Botschaften. Die Ditib ist der verlängerte Arm des intoleranten politischen Islam und des türkischen Präsidenten Erdogan. Dieser Verein steht nicht unter dem Schutz der freien Religionsausübung. H. Schlimbach, Niederkassel

Erstmals erklingt in Köln der Muezzinruf, das klingt gut und ist es vielleicht auch, denn Köln bezeichnet sich als weltoffene und tolerante Stadt. Doch Vorsicht, keine zwei Kilometer entfernt von der Moschee steht die Synagoge, die von der Polizei 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht bewacht werden muss. Weltoffen und tolerant sieht anders aus. Horst Walter, Köln

Es ist gutes Recht, die positiven Seiten der Muslime hervorzuheben. Die Integration ist leider sehr neblig und wird in Berichten immer besonders hervorgehoben. Integration erfolgt mit der Sprache als Grundlage. Ohne das Annehmen der Sprache und das Einbringen in die europäische, deutsche und demokratische Gesellschaft gibt es keine Integration. Würde ich in die Türkei ziehen, müsste ich mich auch der Sprache und den dortigen Regeln unterordnen. Und das ist auch in Ordnung. A. Fischer, Ruppichteroth

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