Wegen BaustelleHalber Rheinufertunnel soll für Radfahrer dienen

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Rheinufertunnel Premium PIC

Halbe halbe machen wollen die Radfahrer mit den Autofahrern beim Rheinufertunnel. Die rechte Röhre fürs Rad.

Köln – Wer will schon gerne in die Röhre schauen? Die Radfahrer in Köln wollen es. Und in was für eine. Wenn im Herbst mit der Sanierung der Uferpromenade zwischen Deutzer Brücke und Fischmarkt begonnen wird, soll der Radverkehr die östliche Röhre im Rheinufertunnel bekommen. Ganz für sich alleine. Durch die westliche könne dann der Auto- und Lkw-Verkehr rollen. In beide Richtungen. So der Vorschlag der Bezirksvertretung Innenstadt, der erwartungsgemäß polarisiert.

Die über die Ufermauer reichende Kragplatte muss erneuert werden. Voraussichtlich anderthalb Jahre soll die Bauzeit betragen. In dieser Zeit fällt eine der beliebtesten Flaniermeilen und Radelrouten Kölns weg: Auf der einen Seite der Rhein, auf der anderen die Altstadt. Durch letztere würde das Verkehrsdezernat gerne den Radverkehr umleiten – und hat damit in ein Wespennest gestochen.

Sorge der Fußgänger

Die Fahrradlobby sieht sich abgeschoben: Auf holprige und enge Altstadtgassen mit schwerfälligen Ampelschaltungen an den Wegkreuzungen. Die Fußgänger sehen sich bedroht: Unter anderem in Leserbriefen an die Rundschau äußern einige von ihnen die Sorge, dass auf dieser Umleitung der Konflikt zwischen Radelnden und Flanierenden in wilde Flüche mündet.

Also kam eine Idee auf, die bereits im Radverkehrskonzept der Verwaltung existiert: Eine Spur für die Fahrradfahrer im Rheinufertunnel. Allerdings, Auto- und Lkw-Verkehr, der in einem Tunnel zügig an radfahrenden Kindern und Senioren vorbeizieht, allein die Vorstellung löst Beklemmung aus.

Und dann bekam die Bezirksvertretung (BV) den „Tunnelblick“: Die östliche Röhre am Rhein allein für die Radfahrer. „Da wird demnächst ein Antrag draus“, kündigt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) an. Den Segen des ADFC hat er schon. Der erwartbaren Erregung „der Anderen“ will er gleich die Spitze nehmen: „Es wäre ja nur für die Bauphase von anderthalb Jahren.“ „Obwohl“, ergänzt er, „bei Bauprojekten gebe es in Köln ja schon mal Verzögerungen“. Egal, die Interimslösung könnte sich Hupke sowieso auf Dauer vorstellen: „Nach der Promenade muss ja auch der Rheinufertunnel saniert werden. Da könnten doch gleich die guten Erfahrungen mit dem Radverkehr in einer Röhre einfließen.“

Förderung des Radverkehrs ist gewünscht

Ob Umleitung oder Dauerlösung, das ist Ulrich Soénius egal, denn der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) will die Fahrradröhre gar nicht: „Ich bin sehr für die Förderung des Radverkehrs“, sagt der passionierte Radler. „Aber da, im Tunnel, geht es nun mal nicht.“ Er habe sich kürzlich an die Röhre gestellt. „In drei Minuten sechs LKW mit Containern.“ Die Rheinuferstraße sei eine wichtige Logistikachse – und müsse es auch bleiben, weil der Godorfer Hafen nicht gebaut wurde. „Darum müssen die Container weiterhin per Lkw vom Niehler Hafen in den Süden kommen.“

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Teresa De Bellis ist verkehrspolitische Sprecherin der CDU: „Ich bin kein Freund von einer Salamitaktik“, sagt sie. „Hier mal ein Stück Radstraße und da mal ein Stück ...“ Die Christdemokratin will den Fahrradverkehr aufgrund einer „Grundnetzberechnung“ fördern. Die solle mit Blick auf die ganze Stadt aufzeigen, welche Achsen wie stark verkehrsbelastet sind und wo Reduzierungen von Streifen zugunsten des Rades Sinn machen. Das kann sie aber schon jetzt sagen: „Den Rheinufertunnel halte ich dafür nicht geeignet.“

Geeignet, das ist das Stichwort für den ADAC Nordrhein. Dessen Verkehrsexperte Roman Suthold zweifelt schlichtweg die Machbarkeit an: „Die Steigungen an den Tunnelmündern dürfte viel zu groß für Radfahrer sein.“ Sich begegnender Auto- und Lkw-Verkehr in der anderen Röhre: „Ob das genehmigungsfähig ist?“ Dazu noch die Frage, wie soll der Verkehr vor und hinter dem Tunnel in die richtigen Spuren gebracht werden?

Die Stadt konnte gestern auf Nachfrage nicht sagen, ob sie die Idee der BV für umsetzbar hält.

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