Wegen StraßenverkehrsordnungIn engen Kölner Straßen fallen die Parkplätze weg

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Die Deutzer Tempelstraße: Weil die Mindestbreite der Fahrbahn unterschritten ist, müssen 31 Parkplätze weichen. 

Köln – Viele Kölner dürften sie gar nicht kennen, die Tempelstraße in Deutz. Noch nicht. Denn das kleine Sträßchen im Rücken von St. Heribert hat Potenzial, ganz groß rauszukommen. Nachdem die Beschwerden über die in der Tempelstraße herrschende Enge nicht abreißen wollten, hat sich die Verwaltung vor Ort mal genauer umgeschaut und den Zollstock ausgepackt. Das Messergebnis: Wenn die Autos dort wie üblich dich an dicht stehen, weist die Straße in weiten Teilen nicht mehr die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebene Mindestbreite von 3,05 Metern auf. Die Folge: Die Parkplätze müssen weg. Und was für die Tempelstraße in Deutz gilt, muss natürlich auch für alle kleinen Straßen in Köln gelten.

In alle Straßen wird nachgemessen

Ein bisschen über zwei Meter, mehr bleibt in den meisten Abschnitten der Tempelstraße neben den parkenden Autos an Fahrbahnbreite nicht über. Zu wenig, sollen Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr und Lkw problemlos durchkommen, urteilt die Verwaltung. Die Konsequenz: Von den 85 Parkplätzen entlang der Tempelstraße können nur 31 erhalten bleiben. Und das ist erst der Anfang: „In den nächsten Wochen werden alle Straßen in den Bewohnerparkgebieten in Deutz auf die Restfahrbahnbreite überprüft. Sollten weitere Straßen nicht die Mindestbreiten aufweisen, müssen auch hier die öffentlichen Stellplätze entfernt und das Parken auf der Fahrbahn unterbunden werden“, heißt es in einer Vorlage, mit der sich die Bezirksvertretung Innenstadt am kommenden Donnerstag beschäftigen wird.

Der sitzt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) vor. Und diese Vorlage hat er sich ganz intensiv angeschaut, denn: „Das wird Wellen schlagen“, ist er sich sicher. „Wenn die Verwaltung in Deutz A sagt, muss sie in Nippes B sagen“, so Hupke Und Nippes ist nur ein Beispiel. Er kann die Namen der Viertel aus dem Ärmel schütteln, die von der „Lex Tempelstraße“ betroffen sein werden: „Ehrenfeld, Sülz, Mülheim ... Kurzum, alle, in denen es altgewachsene Strukturen gibt.

„Das Ende der kölschen Lösung“

Dass es so kommen musste, verwundert Hupke nicht. Eher schon, dass es erst jetzt kommt. „Das ist das Ende der Kölschen Lösung“, sagt er. Schluss also damit, dass mit rheinischer Gelassenheit über eine „preußische“ Verordnungen hinweggeschaut wird.

Dennoch, für Deutz kommt die neu entdeckte Genauigkeit ein wenig zur Unzeit. Gerade erst hat die Verwaltung einen Verkehrsversuch vorgeschlagen, basierend auf einen Bürgerantrag der Initiative „Deutzer (Auto)Freiheit“. Demnach soll aus der Deutzer Freiheit weitestgehend eine Fußgängerzone werden. Dort fallen dann für die Anwohner 66 Stellplätze weg. Die sollen sich möglichst in den Nebenstraßen neue Parkplätze suchen. Eine davon: die Tempelstraße.

Immerhin gibt es ja nach dem Durchgreifen der Verwaltung noch 31 Stellplätze entlang der Tempelstraße, könnte der optimistische Anwohner mit Auto sich beruhigen. Noch, lautet allerdings die Zukunftsperspektive. Denn parallel zur „Lex Tempelstraße“ stellt das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt gerade seinen „Masterplan Parken“ vor. Darin unter anderem vorgesehen: Wo immer dem Fußgänger weniger als zwei Meter Bürgersteigbreite zur Verfügung stehen, müssen parkende Autos weichen, damit der Gehweg aufgeweitet werden kann. Dort, wo in der Tempelstraße Stellplätze bestehen bleiben sollen, misst der Gehweg gerade mal 1,35 Meter.

Dazu kommen Pläne, das Parken in Mittelalleen abzuschaffen, Parkplätze in Ausleihstationen für Lastenräder umzuwandeln. Alle Maßnahmen gebündelt, werden wohl Tausende Parkplätze in Köln wegfallen.

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