Weiteres Darlehen nötigDefizit der Städtischen Kliniken Köln steigt auf 55 Millionen

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Um die Zukunft der Klinik Holweide wird heftig gestritten – ihr droht angesichts hoher Verluste die Schließung.

Um die Zukunft der Klinik Holweide wird heftig gestritten – ihr droht angesichts hoher Verluste die Schließung.

Köln – Die städtischen Kliniken Köln haben 2021 voraussichtlich einen Rekordverlust verbucht.

Nach Rundschau-Informationen beträgt das Defizit laut vorläufigen Zahlen rund 55 Millionen Euro, 14,1 Millionen mehr als geplant. Auf Anfrage erklärten die Kliniken, der Jahresabschluss 2021 liege noch nicht vor, man rechne aber „mit einem etwas schlechteren Ergebnis als 2020“. Damals lag das Minus bei 48,6 Millionen Euro, 2019 bei 50,3 Millionen.

Stadt Köln rechnet nicht mit Rückzahlung des Darlehens

Angesichts der Finanzprobleme der Kliniken mit ihren drei Standorten Merheim, Holweide und Kinderklinik Amsterdamer Straße soll der Stadtrat am 5. Mai ein weiteres Gesellschafterdarlehen über 41,9 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Ende 2026 genehmigen. Insgesamt hat die Stadt ihren Kliniken nach Rundschau-Informationen bislang Kredite im Umfang von 309,7 Millionen Euro bewilligt, davon wurden bis Ende April 301,9 Millionen abgerufen. Hinzu kommen Bankdarlehen. Im Rathaus rechnet man nicht damit, dass die Kliniken der Stadt das Geld je zurückzahlen können. Bis jetzt wurden laut Geschäftsführer Holger Baumann aber noch keine Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital umgewandelt.

Auch in Zukunft rechnen die Kliniken mit hohen Verlusten. Für 2022 wird ein Defizit von 45,9 Millionen erwartet, für 2023 sind es 46,8 Millionen. Der Druck steigt, die Sanierung voranzutreiben. Dafür muss aber erst eine neue Geschäftsführung gefunden werden. Baumann hat zum 30. September gekündigt, der ärztliche und der kaufmännische Direktor haben die Kliniken auf Druck von Stadt und Aufsichtsrat Ende März verlassen, für sie wurden mit Prof. Dr. Axel Goßmann und Manuel Berger bisher nur Übergangslösungen präsentiert.

Gesellschaftsvertrag der Kliniken soll geändert werden

Um eine zeitgemäße Führung etablieren zu können, will man jetzt den Gesellschaftsvertrag der Kliniken ändern. Er sieht bisher nur einen Geschäftsführer vor, unter dem die Direktoren angesiedelt sind. Künftig soll mehr als ein Geschäftsführer möglich sein, alle wären dem Aufsichtsrat direkt rechenschaftspflichtig.

Derweil tritt das seit 2017 diskutierte Projekt eines Verbunds der Kliniken Köln mit der Uniklinik auf der Stelle. Das Land NRW, das in seinem neuen Krankenhausplan auf Konzentrationen und Schließungen von Kliniken setzt, hat eine vertiefte wirtschaftliche Prüfung eines möglichen Klinikverbunds („Due-Diligence“) verlangt.

Auf Anfrage erklärte das Land, dieser im Oktober 2021 begonnene Prozess sei noch nicht abgeschlossen, es müsse noch „ein Investitions- und Finanzierungskonzept“ erstellt werden. „Die vollständigen, prüffähigen Unterlagen, die eine abschließende und tragfähige Bewertung und Entscheidung seitens des Landes ermöglichen, sollen nach aktueller Planung im Sommer vorliegen.“

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Laut Land wurde „parallel zu der Due-Diligence-Ausschreibung“ eine Anfrage an das Bundeskartellamt gestellt. Eine abschließende Entscheidung dazu liege noch nicht vor. Dagegen erklärte das Kartellamt, es gebe bisher keine formale Anfrage zu einem Klinikverbund. Laut Kliniken Köln soll diese erst dann gestellt werden, wenn konkrete Verträge ausgearbeitet wurden.

Das kann dauern – wenn es überhaupt jemals dazu kommt.

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