Wenn Fieber Freude auslöstWie die Curevac-Testimpfung in Köln abgelaufen ist

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Impfstudie Teilnehmerin aus Köln

Impfstoff oder Placebo? Dr. Lale Weimann (l.) nimmt als Probandin an der Impfstudie von Curevac teil.

Köln – Als das Fieber kam, war Dr. Lale Weimann glücklich. „Zwölf Stunden lang habe ich mich total schlapp gefühlt“, erzählt sie. „Wie einmal durchgeprügelt“, ergänzt sie sehr bildhaft. Etwa drei Wochen ist das her, damals hatte die Probandin ihre erste Impfung in der Kölner Uniklinik erhalten. Bis heute weiß sie nicht, ob ihr der Impfstoff der Tübinger Firma Curevac gespritzt wurde oder ein Placebo. „Aber als das Fieber kam, habe ich mich gefreut“, meint sie.

Am Dienstag hat die Probandin aus Bergisch Gladbach ihre zweite Spritze erhalten. Es war der letzte Tag der großen Impfstudie an der Uniklinik, geleitet von Professorin Clara Lehmann, die auch das Infektionsschutzzentrum leitet (siehe Interview). Einer der ersten Probanden war im Dezember der Fernsehmoderator Dr. Eckhard von Hirschhausen. Nun beginnt die Phase der Auswertung. „Die bisherigen Daten der Nachbeobachtung und Auswertung sind vielversprechend“, sagt Lehmann. In den kommenden Wochen werden die Probanden zu weiteren Untersuchungen in die Uniklinik kommen. Weltweit lässt Curevac sein Vakzin an 36 000 Probanden testen, unter anderem in Südamerika. „Hier lässt sich direkt erkennen, wie der Impfstoff gegen die brasilianische Virus-Variante hilft, das war bei den bisher zugelassenen Impfstoffen noch nicht möglich“, erklärt die Infektiologin die Vorzüge der Testreihe.

Curevac aus der Gruppe der mRNA-Impfstoffe

Curevac setzt ähnlich wie die Konkurrenten Biontech/Pfizer und Moderna auf die recht neue mRNA-Technologie. Dabei werden die genetischen Baupläne für Oberflächenproteine des Coronavirus in Körperzellen eingeschleust. Die geimpften Zellen beginnen daraufhin, diese Proteine zu produzieren, das Immunsystem erkennt diese als Fremdkörper und bekämpft sie. Auch der Impfstoff von Curevac muss zunächst bei minus 70 Grad gelagert werden, wird dann aber in einer Flüssigkeit aufgezogen uns soll bei plus fünf Grad bis zu drei Monate stabil bleiben. Es könnte der Erfolgsfaktor für Curevac werden.

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Allein in Köln haben 780 Probanden die Studie begleitet. Anamnese, Voruntersuchung, Gespräche – der Aufwand ist groß. „Wir konnten alle Fragen stellen, ich habe mich kompetent beraten gefühlt“, sagt Dr. Lale Weimann. Nach der Impfung muss sie eine halbe Stunde in einem Beobachtungsraum Platz nehmen. Zuhause müssen die Probanden per App Fragen in einem Impftagebuch beantworten und ihr Befinden schildern.

Keine Komplikationen bislang

Komplikationen hat es laut Uniklinik bislang nicht gegeben. Im Notfall können sich die Probanden bei einer Hotline melden. Der Aufwand ist immens, 50 Beschäftigte der Klinik sind insgesamt beteiligt. „Ohne sie würde diese Studie nicht funktionieren“, stellt Clara Lehmann fest. Kommende Woche steht eine große Überprüfung der Studiendurchführung an. Zusätzlich ist die Infektiologin auch für eine Post-Covid-Studie verantwortlich, um Langzeitfolgen der Erkrankung zu untersuchen.

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Bis zum Schluss wissen die Probanden nicht, ob ihnen Impfstoff oder Placebo gespritzt wurde. Ein Zufallsgenerator entscheidet. Erst wenn für die Teilnehmenden die reguläre Corona-Impfung ansteht, wird das Geheimnis gelüftet.

Dr. Lale Weimann glaubt, die Antwort zu kennen. Dem Fieber sei Dank.  

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