Wigald Boning im Interview übers Laufen„Es gibt tolle Marathonstrecken von Köln aus"

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Gemütlich vor sich her traben: So läuft der deutsche Komiker Wigald Boning seinen privaten Marathon am liebsten.

Gemütlich vor sich her traben: So läuft der deutsche Komiker Wigald Boning seinen privaten Marathon am liebsten.

Köln – Im Sommer 2020 fingen Sie an, jeden Tag ausnahmslos zumindest eine kurze Strecke zu laufen. Hat sie Köln dazu inspiriert?

Auch. Ich bin oft in Köln und wohne dann meistens in einem Hotel am Hauptbahnhof, und die Studios sind ja in Ossendorf und in Hürth. Gerade die Strecke nach Ossendorf bin ich einige hundert Male hin und her gelaufen, sie ist sozusagen eine Standardlaufstrecke von mir.

Köln verdanke ich somit einen gewissen Sinn für Regelmäßigkeit beim Laufsport. Wegen des Doms kann man sich nicht so leicht verlaufen. Daneben gibt es tolle Marathonstrecken von Köln aus, mit denen ich mittlerweile ganz viel verbinde.

Dann kam Corona und Sie sind auf die waghalsige Idee gekommen, einmal die Woche einen Marathon zu laufen, ein ganzes Jahr lang. Gab es eine Reaktion auf Ihr Vorhaben, die Sie beinahe davon abgehalten hätte?

Man muss wissen, dass ich mit der Idee bestimmt 20 Jahre lang schwanger ging. Und plötzlich hatte ich Zeit durch Corona, weil meine Liveauftritte wegfielen. Ich hab mir damals gesagt: Mag sein, dass ich mit 54 nicht mehr der Jüngste bin, aber wenn ich das verwirklichen will, dann muss ich aber mal so langsam zu Potte kommen. Aber es hat geklappt.

Nun ist das Laufen ja ein zeitintensives Vorhaben. Ihre Frau, die Mutter ihrer zwei jüngeren Kinder, war einverstanden. Hatten sie trotzdem Bedenken?

Die Marathonläufe habe ich immer in die allerfrühsten Morgenstunden verlegt, vier Uhr aufstehen, spätestens fünf Uhr aus dem Haus, sodass ich dann um halb 10, 10 wieder da war, das kann man durchaus vertreten. Das frühe Laufen war höchstens ein Konflikt mit den nächtlichen Ausgangssperren im Lockdown.

Das Buch

„Lauf, Wigald, Lauf“ mit den ganz persönlichen sportlichen Erfahrungen von Wigald Boning ist seit vergangenem Samstag im Buchhandel erhältlich. Es erscheint im Verlag Gräfe und Unzer und kostet 19,99 Euro.

Eine leichte Paranoia bei Scheinwerfern von hinten gehört dann auch dazu. Apropos: Eine Maske hatte ich auch immer dabei, das gehörte zur Ausstattung, aber eher, um im Falle eines Bänderrisses auf ein Taxi zurückgreifen zu können.

Was gehört für Sie nach diesem Jahr zu den Must-haves für einen Marathon?

Wenn man allein unterwegs ist, ist eine Trinkblase schon ganz sinnvoll. Dann hatte ich auch immer mindestens eine Banane oder einen Riegel mit dabei. Toilettenpapier ist auch wichtig. Und das Telefon! Aber wer geht heute noch ohne Telefon aus dem Haus, das gibt es ja gar nicht mehr. (lacht)

Gerade das Telefon hat es ihnen ermöglicht, die gelaufenen Kilometer selbst nachzuprüfen. Fehlt bei einem solchen privaten Marathon der Zujubel von der Seite?

Nein, der Zujubel fehlt mir gar nicht. Als ich zwischendurch beim München-Marathon teilgenommen hab’, war ich eher überrascht, dass ich tatsächlich ein bisschen schneller lief als sonst. Die Motivation, die mit dem Applaus einhergeht war mir vorher nicht ganz klar. Aber normalerweise fehlt mir das nicht, ich war eher glücklich, dass ich gemütlich vor mich her traben konnte.

Was haben Sie an den Routen besonders genossen?

Ich liebe Streckenplanung und habe den Ehrgeiz, das Haus zu verlassen und einen neuen Weg zu erkunden, bei dem man genau nach 42,2 Kilometer wieder vor der Haustür steht. Das macht mir viel Spaß. Diese Rechenspielchen helfen mir auch die ein oder andere Stunde laufend kurzweiliger zu gestalten, und das nicht nur zu Hause.

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Aufgrund von Dreharbeiten entdeckte ich zum Beispiel eine wunderschöne Strecke auf französischer Seite des Rheins, zwischen dem Straßburger Hauptbahnhof und dem Europapark Rust, die genau die Länge eines Marathons aufweist.

Viele von den 52 Marathons habe ich als kleinen Abenteuer-Urlaub in Erinnerung. Besonders schön waren auch die Strecken, bei denen ich begleitet wurde. Auch von Leuten, die noch nie einen Marathon gelaufen waren. Ich war beseelt davon, anderen zu ihrer Premiere verholfen zu haben.

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