Wunsch nach ClubzentrumViktoria Kölns Traum droht zu platzen

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Die Viktoria Köln beim Trainig auf dem Gelände der Sportanlage Pohlstadtsweg in Köln-Neubrück 

Es ist schwer zu sagen, wann genau das „Vorzeigeprojekt“, wie Viktoria Kölns Vize-Präsident Holger Kirsch es nennt, ins Stocken geraten ist. Ein gemeinsames Vereinszentrum für den ambitionierten Fußball-Drittligisten FC Viktoria Köln und den Breitensportclub SC Brück 07 war das Ziel. Vielleicht war es in dem Moment, als Kirsch die von seinem Architekturbüro entworfenen Pläne für das neue gemeinsame Domizil auf den Tisch gelegt hat. Jedenfalls stellt Frank Jenniges, Vorsitzender des SC Brück, nun fest: „Das Projekt ist gescheitert.“

Die Vorstellungen und finanziellen Möglichkeiten der beiden Vereine gehen offenbar bei den Planungen des Clubheims weit auseinander. Insgesamt 1000 Quadratmeter Nutzfläche soll das zweistöckige Gebäude haben. Unten 500 Quadratmeter für den SC Brück, oben 500 für die Viktoria. Ein Aufzug führt hinauf zur Etage der Viktoria, wo es Sauna, Kraftraum und eine feudale Umkleidekabine geben soll. „Die Pläne sehen aus als würde Bayern München da einziehen“, sagt Jenniges. Neidisch ist er nicht. „Aber für uns ist das einfach eine Hausnummer zu groß“, meint er realistisch.

Baukosten von rund zwei Millionen Euro

Rund zwei Millionen Euro sollen die Baukosten für das Projekt auf der Anlage am Pohlstadtsweg in Neubrück betragen. Kürzlich hat der SC Brück, dessen erste Herren-Mannschaft in der zweittiefsten Klasse (Kreisliga C) spielt, die Zusage für den Bau eines Kunstrasenplatzes erhalten, den Großteil zahlt die Stadt. Entstehen soll das neue Spielfeld auf dem aktuell ungenutzten Aschenplatz am Pohlstadtsweg, wo einst der inzwischen nicht mehr existierende SV Rot-Schwarz Neubrück zu Hause war.

„Dieses Projekt haben wir auch noch vor der Brust. Uns fehlen noch rund 30 000 Euro“, rechnet Jenniges vor. Selbst unter Berücksichtigung von öffentlichen Zuschüssen müsste sein Verein bei derzeitiger Planung außerdem 400 000 Euro für das Clubheim aufbringen. „Nicht zu machen“, sagt Jenniges.

Für den SC Brück ist die Sache durch. Der Verein will jetzt ein eigenes Clubheim bauen, etwas kleiner, die Gesamtkosten sollen 600 000 Euro betragen. Der Eigenanteil wäre dann wohl zu bewältigen. Ein Sponsor sei gefunden worden, erzählt Jenniges. Und der habe klipp und klar zu verstehen gegeben, dass er das Projekt nur unterstützen will, wenn der SC Brück alleiniger Nutzer ist.

Das Projekt ist noch nicht beerdigt

Für Viktoria Köln ist die Sache noch nicht durch. „Für uns ist das Projekt nicht gestorben. Wir wissen um die finanziellen Probleme des SC Brück. In einem gewissen Rahmen würden wir gar helfen“, bietet Holger Kirsch an. Für den bisherigen Entwurf soll es bereits einen Bauvorbescheid und positive Signale aus der Stadtverwaltung geben. Die Bedingung ist jedoch, dass es sich um ein gemeinsames Projekt handelt. Und das wackelt jetzt. Bei der Viktoria, die perspektivisch die Zweite Bundesliga anpeilt, träumen sie schon länger von professionelleren Bedingungen. „Der Bau eines Vereinszentrums wäre in diesem Zusammenhang ein Meilenstein für unseren Verein“, betont der Sportliche Leiter Marcus Steegmann. Für die Sportanlage am Pohlstadtsweg wartet sein Club noch auf die Genehmigung zum Bau eines zusätzlichen Naturrasenplatzes, der auf einem bisherigen Ackerfeld entstehen soll. „Es sieht sehr gut aus, dass diese Arbeiten im Sommer beginnen können“, berichtet Steegmann. Schon jetzt trainieren die Drittliga-Fußballer häufig am Pohlstadtsweg. Vom Stadion in Höhenberg werden sie mit Kleinbussen nach Neubrück chauffiert. Nach den Übungseinheiten steigen sie verschwitzt wieder ein und duschen in Höhenberg. Profifußball stellen sich viele Spieler anders vor. Zudem trainiert der Nachwuchs der A-Jugend-Bundesliga gelegentlich in Neubrück.

Die Geschichte der Bauplanung hat viele Facetten. Gerade erst hat die Stadt den SC Brück dazu gedrängt, seinen alten Ascheplatz an der Straße Oberer Bruchweg aufzugeben, das Feld soll renaturiert werden. Im Gegenzug sei dem Bau des Clubheims am Pohlstadtsweg zugestimmt worden, denn auch diese Anlage befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Aus Sicht der Verwaltung ist die Baugenehmigung für den SC Brück also eine Kompensationsmaßnahme. Hätte Viktoria Köln als alleiniger Bauherr eine Aussicht auf eine Baugenehmigung an dieser Stelle? „Eher nicht“, heißt es im Stadthaus.

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Im Grunde verbindet die Viktoria und den SC Brück auch deutlich mehr als der Traum vom neuen Clubheim. Vor nicht allzu langer Zeit war der SC Brück ein ruhmreicher Verein, der Dortmunder DFB-Pokalsieger Günther Breitzke und Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig spielten hier.

In der Oberliga Nordrhein, damals die dritthöchste Spielklasse, kamen bis zu 1800 Zuschauer zu den Heimspielen. Doch im Sommer 1994 erlag der Verein dem Werben der Viktoria für eine Fusion. Der neue Vereinsname lautete SCB Preußen Köln. Im Jahr 2002 folgte die Umbenennung in SCB Viktoria Köln. Nach der Insolvenz 2010 folgte die Neugründung als FC Viktoria Köln.

Wiederbelebt wurde der SC Brück dann 2007. Von Frank Jenniges. Die Jahreszahl der Neugründung trägt der Club als Anhängsel im Namen. Heute gibt es 450 Mitglieder, davon 250 Jugendliche. Als Umkleidekabine dient ein Containerbau, der dringend saniert werden müsste. Für den SC Brück ist das kein Zustand. Ebenso wenig wie für die Viktoria. Ob die beiden Vereine nochmal zusammenfinden, ist die große Frage.

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