Wutausbruch bei Knöllchen-ProzessRichter beleidigt FC-Profi als „Pissnelke“

Lesezeit 2 Minuten
Kölner Amtsgericht Archiv 190719

Das Kölner Amtsgericht.

Köln – Verhandlungen wegen Geschwindigkeitsübertretungen sind am Amtsgericht normales Geschäft. Eigentlich: Denn bei einer Verhandlung gegen FC-Profi und U21-Nationalspieler Salih Özcan (21) verlor Amtsrichter Gerd Willi Krämer die Beherrschung und beleidigte den derzeit an Holstein Kiel ausgeliehenen Spieler als „Pisser“ und „Pissnelke“.

Was war passiert? Özcan war auf der Autobahn A57 mit 40 Stundenkilometern zu viel auf dem Tacho erwischt worden. Dafür gab es einen Bußgeldbescheid von 150 Euro, einen Punkt in Flensburg sowie ein einmonatiges Fahrverbot. Özcan legte Einspruch ein, weshalb es vor dem Amtsgericht zur Verhandlung kam. Dort erschien Özcan-Verteidiger Devrim Girgin aber ohne seinen Mandanten. Den Wunsch des Anwalts, ohne den 21-Jährigen zu verhandeln, lehnte Amtsrichter Gerd Willi Krämer ab. Er verwarf den Einspruch und bestätigte den Bußgeldbescheid. Dann folgte der Ausbruch des Amtsrichters: „Wenn dieser Pisser nicht mal kommt, diese Pissnelke“, sagte Krämer.

Das könnte Sie auch interessieren:

Girgin, der den Ausbruch beim Verlassen des Saales mitbekam, zeigte sich gegenüber der Rundschau überrascht. Über Krämer sagte er: „Der hatte wohl nicht seinen besten Tag.“ Die Tirade wird für den Richter wohl keine Konsequenzen haben. „Salih ist ein besonnener Mensch, ich kann mir nicht vorstellen, dass er Anzeige erstatten wird“, sagte Girgin. Beleidigungen, die mit einem Jahr Freiheitsstrafe oder Geldstrafe bestraft werden, werden nur nach Anzeige des Beleidigten verfolgt. Amtsgerichtspräsident Henning Banke erklärte, Krämer habe den Vorfall eingeräumt. Er sei verärgert gewesen, „weil zuvor der Termin mehrere Male auf Wunsch des Betroffenen verlegt worden war“, dieser dann aber unentschuldigt gefehlt habe. Krämer wolle sich bei dem Spieler entschuldigen. (bks)

Rundschau abonnieren