Zweite Runde im Schul-RouletteKölner Eltern protestieren vor dem Rathaus

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Demo Schule

Viele Schüler beteiligten sich an der Demo.

Köln – „Schulplatz-Lotterie ist unwürdig“, steht auf Pappschildern, die Kinder und Eltern auf dem Alter Markt hochhalten. „Frau Reker, schließen Sie sofort das Schulplatz-Casino“ und „Bildung ist kein Glücksspiel“, heißt es dort auch. Mit Trillerpfeifen und Rasseln machten betroffene Familien Rabatz und protestieren gegen die Änderung des Anmeldeverfahrens für Gymnasien und die Schulplatznot an weiterführenden Schulen. „Dass der Erstwunsch für 400 Kinder abgelehnt wurde, ist das Ergebnis jahrelanger Fehlplanung“, fasst das Problem ein Vater zusammen, dessen Sohn am Wunschgymnasium keinen Platz erhielt.

Scharfe Kritik am Anmeldeverfahren

Hinter den Rathausfassaden musste sich die Schulverwaltung scharfe Kritik am geänderten Anmelde-Prozedere während des laufenden Verfahrens und an der Schulplatznot anhören. Alle Fraktionen brachten einstimmig eine Resolution auf den Weg, um möglichst schnell mehr Plätze zu schaffen und ein geeigneteres Verfahren zu finden . Auch soll , wo es geht, noch eine akzeptable individuelle Lösung für die betroffenen Familien gefunden werden. Schadensbegrenzung ist angesagt.

Enttäuscht : Auch viele Kinder protestierten gegen die Schulplatz-Verlosung und fordern mehr Plätze.

Enttäuscht : Auch viele Kinder protestierten gegen die Schulplatz-Verlosung und fordern mehr Plätze.

Schulausschuss-Vorsitzender Helge Schlieben (CDU) betonte, „wenn alle Spieler auf der Spielfläche stehen, kann man nicht einfach die Regeln ändern“, das „Foulspiel“ habe viel Frustration hervorgerufen, die Wut der Eltern sei verständlich. Die mangelnde Kommunikation des Schuldezernats mit der Politik wurde verurteilt, die Änderung der Modalitäten sei „völlig unabgesprochen“ gewesen. Unstrittig ist im Ausschuss, dass es zu wenig Gesamtschulen und Gymnasien in Köln gibt und zügig deutlich mehr Plätze geschaffen werden müssten, wenn nötig mit Interimslösungen.

400 Erstwünsche wurden abgelehnt

Die Empörung der Eltern über den Mangel an Plätzen für die Fünftklässler ist groß. Rund 400 Erstwünsche wurden abgelehnt (rund 3440 erfüllt), die angegebenen Zweitwünsche entfielen wegen des geänderten Anmelde-Prozederes im laufenden Verfahren (wir berichteten). Die Betroffenen mussten sich aus einer Liste der Stadt mit 14 Schulen eine Alternative Schule aussuchen, das „rechtssichere“ Los entscheidet dann. Wenn es auch in der zweiten Runde nicht klappt, geht es in eine dritte...

Der Ausschuss fordert, es müsse ein geeignetes Verfahren entwickelt werden, „das die Wünsche der Eltern stärker berücksichtigt“. Da die Gründe für die Ablehnungen ihre Ursache in fehlenden Schulkapazitäten habe, solle die Verwaltung nun alle möglichen Maßnahmen prüfen, damit in einem Jahr Verbesserungen wirksam werden. Dazu gehört etwa die Prüfung, ob städtische Büros vorübergehend für schulische Zwecke genutzt werden, ob weiterführende Schulen erweitert werden, weniger genutzte Schulen als Ausweichquartiere dienen könnten (etwa die Berliner Straße 36 in Porz oder der Holzheimer Weg in Worringen). Auch die Anmietung von Containern für den Unterricht sowie Beschaffung anderer Fachcontainer steht auf dem Forderungskatalog. Bereits 2018 hatte es dazu einen Beschluss gegeben.

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„Es ist kaum zu ertragen, dass wir den berechtigten Wünschen der Eltern nicht adäquat entsprechen können“, sagte Schuldezernent Robert Voigtsberger. Er entschuldigte sich, dass bei der kurzfristigen Änderung der Herangehensweise die Schulpolitik nicht einbezogen wurde und versprach eine intensivierte Kommunikation. Er betonte, dass die Schaffung neuer Schulen oberste Priorität habe. Das Dezernat setze alles daran, die Situation zu verbessern, dies sei „ein gemeinsamer Kraftakt. Wir brauchen einen Pakt für Schule und für Familien. Wir müssen das schaffen.“ Und zwar schnell.

Die GEW Köln fordert mit Blick auf 700 abgelehnte Kinder auch mehr Gesamtschulen. Ein Großteil bewirbt sich dann an Gymnasien. Laut Schulentwicklungsplan von 2018 wurden „zeitnah“ auch mindestens drei neue Gymnasien gefordert. Die Stadt geht perspektivisch von einem Bedarf an 21 weiterführenden Schulen, 13 Gesamtschulen und acht Gymnasien, aus. Auch an Realschulen und Grundschulen wird es eng. Mittwoch checken Stadt und Bezirksregierung die Ergebnisse der zweite Anmelderunde.

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