Zwist um FlächenAmazon verhandelt über Standort im Industriepark Nord

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Das frühere Esso-Gelände gehört zum Industriepark Köln-Nord, um dessen Flächen einige Firmen konkurrieren.

Das frühere Esso-Gelände gehört zum Industriepark Köln-Nord, um dessen Flächen einige Firmen konkurrieren.

Köln – Der weltweit größte Onlineversandhandel Amazon überlegt nach Rundschau-Informationen, einen Standort in Köln zu bauen und hat schon Gespräche mit der Stadtverwaltung geführt. Dabei soll es wohl um bis zu tausend Arbeitsplätze in den Bereichen Büro und Lager gehen, die Fläche liegt im Industriepark Köln-Nord nahe des Fühlinger Sees und der Ford-Werke. Ein Rathaus-Insider rechnet mit einer Entscheidung in den nächsten Monaten.

Amazon hat elf Logistikzentren mit mehr als 12.000 Mitarbeitern in Deutschland, drei davon in Nordrhein-Westfalen: in Rheinberg, Werne und Dortmund. Eine Amazon-Sprecherin sagte: „Wir haben dazu noch keine Ankündigung gemacht.“ Mit Ankündigung meinte sie eine Pressemitteilung, weitere Nachfragen beantwortete sie nicht.

Der Industriepark ist Kölns letztes großes Areal an sogenannten Gewerbe- und Industrieflächen (GI). Dabei handelt es sich um Betriebe, die aufgrund von beispielsweise Lärm nur in bestimmten Gebieten erlaubt sind. Insgesamt umfasst der Industriepark eine Fläche von 69 Hektar, umgerechnet rund hundert Fußball-Felder, dazu gehört das frühere Esso-Areal. 1996 hatte die Stadt es für umgerechnet 10,5 Millionen Euro gekauft.

Möglicherweise verschärft sich durch Amazon die Konkurrenz vor allem um die Flächen im südöstlichen Teil (siehe Grafik) nahe des Umlade-Terminals der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK). Dort verlädt die HGK etwa Container vom Lastwagen auf die Bahn und umgekehrt. Im Juni 2015 hatte das Unternehmen das Terminal eröffnet, also fünf Umschlaggleise mit einer Länge von 300 Metern und einem Containerkran. Im Januar soll bei der HGK die Entscheidung über die zweite Baustufe folgen, dann wären die Gleise 700 Meter lang, ein zweiter Kran käme.

Unternehmen will weiter wachsen

Das Unternehmen hat gegenüber der Stadt nach Rundschau-Informationen schon zwei Mal Interesse an weiteren rund 100.000 Quadratmetern Land in der Nähe des Terminals bekundet, will das städtische Gelände kaufen, um weiter zu wachsen. Eine HGK-Sprecherin bestätigte das Interesse am Freitagabend. Nur: So einfach ist das nicht, obwohl die HGK zu 54,5 Prozent den Stadtwerken Köln und zu 39,2 Prozent der Stadt gehört. Denn die Firma Prologis interessiert sich ebenfalls für den Standort, ist spezialisiert auf die Projektentwicklung von Immobilien für die Logistikbranche.

Viele Fragezeichen, verbunden mit viel Unsicherheit

Die Frage ist nun: Wer bekommt wo eine Fläche? Ist für beide Platz? Wer schafft mehr Arbeitsplätze? Und wo soll Amazon hin, wenn es sich für Köln entscheidet – vielleicht sogar in eine Prologis-Immobilie? Viele Fragezeichen, verbunden mit viel Unsicherheit. Hinter den Kulissen herrscht derzeit wohl auch deshalb viel Frust. Prologis war am späten Freitagabend nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.

Nach Rundschau-Informationen soll Prologis vorne liegen im Rennen um die Flächen, das Amt für Wirtschaftsförderung das Unternehmen – und damit nicht die städtische HGK – favorisieren. Eine entsprechende Vorlage für die zuständigen politischen Gremien aus dem vorigen Dezember liegt erstmal auf Eis, eben weil Teile der Politik sich fragen, warum nicht die HGK zum Zug kommen soll. Die HGK-Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Allerdings hat der Rat schon vor drei Jahren artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen durch Prologis im Zusammenhang mit einem Grundstücksgeschäft beschlossen.

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