„Die schönsten Radtouren der Eifel“Autor widmet der Region noch ein zweites Buch

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Wilde Orchideen, Römer-Relikte und Bad Münstereifel gehören für den Autor zu den Hotspots der Eifel.

Wilde Orchideen, Römer-Relikte und Bad Münstereifel gehören für den Autor zu den Hotspots der Eifel.

Kreis Euskirchen – Es gibt pittoreske Orte wie Bad Münstereifel und Kommern, Überbleibsel der Weltmacht Rom wie das Aquädukt in Vussem und die Römerthermen in Zülpich. Hinzu kommen malerische Flusslandschaften und botanische Höhepunkte wie das Genfbachtal.

Der Kreis bietet eine Fülle an Sehenswürdigkeiten, die am besten langsam entdeckt werden wollen, weiß Rainer Nahrendorf. Mit seiner Frau Sigrid erkundet er seit Jahren die Eifelregion per Fahrrad. Die beiden verliebten sich auf Anhieb in die Besonderheiten der Natur- und Kulturlandschaft. Sogar ihren Zweitwohnsitz verlegten sie in die Westeifel. Unterwegs mit dem Rad entdeckten sie aber auch einiges, worüber sie sich ärgerten. Den Touren hat Nahrendorf mit Co-Autor Heinz-Günter Boßmann den zweiten Band des Radtourenführers „Die schönsten Radtouren der Eifel“ gewidmet. Das Buch soll Fahrradfahrern die Eifel näherbringen – und sie vor Gefahren und Irrtümern warnen.

Ein Radführer im Winter

„Manche fragen sich vielleicht, warum ich ein Radtourenbuch in den dunklen und regnerischen Wintermonaten herausbringe, mitten in einer weltweiten Pandemie“, sagt Nahrendorf. Für ihn sei das kein Widerspruch: Denn die dunkle und kalte Jahreszeit biete mehr Zeit, sich über Radtouren zu informieren, Berichte zu lesen und Videos anzugucken. Immerhin wolle er seinen Lesern keine strikte Route vorschreiben. Nahrendorf will seine Leser dazu ermuntern, auch selbst die Landschaft zu erkunden, Neues zu sehen und die Nordeifel so lieben zu lernen, wie er es getan hat. Für sie hat er deshalb einen Ratschlag: „Es gibt auch andere Wege als die, die ich gefahren bin. Sie müssen immer die Augen aufhalten.“

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Die schönsten Radtouren der Eifel II

Zwölf Touren durch die Nordeifel enthält das Buch. Die Touren führen durch den Landkreis Vulkaneifel, den Kreis Ahrweiler und den Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz sowie den Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Leicht bis mittelschwer sind die Touren. Nahrendorf empfiehlt untrainierten und älteren Fahrern ein Pedelec. Elektrofahrräder lassen sich an vielen der im Buch beschriebenen Orte ausleihen.

Alles digital: Musik, Videos und Informationen prägen Nahrendorfs Buch. Um alle Inhalte auch in der E-Book-Version nutzen zu können, wird eine E-Book-Lese-App benötigt. Erschienen ist das Buch im Verlag Tredition. Die gebundene Ausgabe des 148-seitigen Werks kostet 27,99 Euro, die Taschenbuchausgabe 18,99 Euro. Die ISBN-Nummer lautet 978-3-347-19305-5.

Der Autor Rainer Nahrendorf arbeitete 34 Jahre für das Düsseldorfer Handelsblatt. Mehr als zwölf davon war er Mitglied der Chefredaktion. Weitere Bücher von Nahrendorf beschäftigen sich ebenfalls mit der Eifel. Darunter sind „Der Tod im Buchenloch“ sowie „Kalle und die Nachtjäger der Eifel“. (maf)

Allerdings warnt der ehemalige Chefredakteur des Handelsblattes vor allzu blindem Vertrauen in GPS und Routenplaner. GPS sei weder in der Höhe noch der Distanz exakt. Und gesperrte Straßen, die das Navigationssystem nicht kennt – denen könne man in der Eifel häufiger begegnen. Die Konsequenzen musste das Neusser Paar selbst spüren: Auf dem Weg von Dasburg nach Welchenhausen versperrten ihnen Bauarbeiten den Weg. Sie wichen also auf die L 1 bis Sevenig aus. Und das sei „kein reines Vergnügen“ gewesen. Zunächst hätten sie die Abfahrt ins Ourtal nicht gefunden. Dann seien Dutzende Gespräche mit den Anwohnern gefolgt, bis sie einen Weg gefunden hätten. Nahrendorf hat seinen Erfahrungen mit GPS und Routenplanern in dem Buch den Exkurs „Trial and Error“ gewidmet.

Nahrendorfs erste Idee

Ursprünglich habe er eine Tour entlang der ehemaligen Via Agrippa geplant, sagt Nahrendorf. Ab Erftstadt verlaufen Römerstraße und Erftradweg fast parallel zueinander – eine mehrtägige Tour hätte sich also angeboten. „Die Nordeifel Tourismus GmbH hat mich aber eindringlich davor gewarnt.“ Mit gutem Grund, wie sich herausstellen sollte: Zwischen seiner Heimat Neuss und der Eifel gebe es zwar einige Abschnitte der alten Römerstraße. Die seien aber entweder von Straßen wie der B 51 überbaut worden, unter Äckern begraben oder in Wäldern versteckt. „Und noch heute befahrbare Teilstücke der Via Agrippa sind für Radfahrer wegen des Pflasters nicht geeignet.“

Auch mal vom Rad abzusteigen, empfiehlt Nahrendorf. Hinweise auf interessante Routen gibt es am Bahnhof Blankenheim-Wald.

Auch mal vom Rad abzusteigen, empfiehlt Nahrendorf. Hinweise auf interessante Routen gibt es am Bahnhof Blankenheim-Wald.

Dazu zähle auch der Abschnitt zwischen Blankenheim und Nettersheim. Auf die Römer und ihre monumentalen Bauwerke müssen die Leser seines Buches trotzdem nicht verzichten.

Die Römer in der Eifel

Als Rheinländer habe er fast zwangsläufig eine Vorliebe für die Römer entwickelt. „Ich folge den Römerspuren in der Eifel“, sagt er. Dementsprechend viel weiß er über die ehemalige Besatzungsmacht aus Südeuropa zu berichten: In seiner eigentlichen Heimat Neuss hätten einst vier Legionen gelagert. Damals hieß die Stadt am Niederrhein noch Novaesium. Die dort stationierten Legionen sollten den Limes vor den rechtsrheinischen Germanen schützen. Legionäre aus Novaesium waren sogar an der Varusschlacht beteiligt.

Durch die Eifel reisen Sigrid und Rainer Nahrendorf seit Jahren.

Durch die Eifel reisen Sigrid und Rainer Nahrendorf seit Jahren.

Nahrendorfs Vorliebe für die Römer zieht sich wie ein roter Faden durch den Radtourenführer. Dem Weg der Legionäre über die Via Agrippa können seine Leser zwar nicht folgen. Sie können ihn aber zumindest in Teilen nachvollziehen. Die 30 Kilometer lange Tour rund um Blankenheim und Nettersheim etwa führt vorbei am Grünen Pütz, dem Beginn des Römerkanals. Ein Halt an der Görresburg könne problemlos mit einem Blick auf die römische Siedlung Marcomagus verknüpft werden. Bei regnerischem Wetter sei aber Vorsicht geboten. „Setzen Sie auf rutschfestes Schuhwerk, wenn Sie den Pfad hochsteigen.“ Er spreche aus eigener Erfahrung.

Orchideen und Mittelalter

Eine andere Tour führt von Mechernich bis nach Zülpich. Dort warten die Römerthermen auf Geschichtsinteressierte. Auch Römerspuren jenseits des Kreises Euskirchen habe er verfolgt, sagt Nahrendorf. Touren zur Porta Nigra in Trier oder zum Römermuseum in Ahrweiler gehören dazu. Ihnen widmet er ebenfalls Buchkapitel. Ein großes Ärgernis für den Neusser sind thematisch unpassende Ausstellungen in Römermuseen. „Eine Mongolenausstellung gehört für mich einfach nicht in die Römervilla am Silberberg.“ Er vermutet, dass die Museen so Besucher anlocken wollen.

Rastplatz mit Aussicht auf römische Relikte: Am Grünen Pütz können ermüdete Radfahrer eine Pause einlegen.

Rastplatz mit Aussicht auf römische Relikte: Am Grünen Pütz können ermüdete Radfahrer eine Pause einlegen.

Wer wie der Autor die Erftquelle bei Holzmülheim kennenlernen möchte, kann dies gut mit einer Tour nach Bad Münstereifel verbinden. „Bad Münstereifel und Ahrweiler sind für mich die schönsten Städte in der Nordeifel.“ Den Kurort Münstereifel bezeichnet er gar als das „Rothenburg an der Erft“. Rainer und Sigrid Nahrendorf schwärmen vor allem für das Genfbachtal und seine Orchideenpracht. Ab Frühjahr lassen sich Mannsknabenkraut, Geflecktes Knabenkraut und Waldhyazinthe beobachten. Orchideenliebhaber können mit ein bisschen Glück auch Mücken-Händelwurz und Sumpf-Stendelwurz entdecken – eine echte Rarität im Genfbachtal.

Multimedial unterwegs

Nahrendorfs Radtourenführer will aber nicht nur ein Radtourenführer sein. Das Buch lebt von seinen multimedialen Inhalten. Abgedruckte QR-Codes führen zu Liedern von Mundartsängerin Sylvia Nels – ein Rezept für die Buchweizen-Spezialität Kniedelsdaach gibt es gleich mit dazu. Aber auch Links zu Dokumentationen aus den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender oder zu Webseiten liefert das Buch. Für Nahrendorf besonders interessant: Videos der Legio XXI Rapax oder vom Römerfest in Trier. „Wer will, der kann den ein oder anderen Tag mit spannenden Videos verbringen.“

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„Obwohl der Radtourismus zugenommen hat, lassen die sanitären Einrichtungen an den Routen zu wünschen übrig“, klagt der Autor. Manchmal gebe es nur eine Toilette für unzählige Fahrer – und die sei nur am Wochenende geöffnet. „Ein positives Beispiel ist Kommern. Am Marktplatz gibt es eine wirklich moderne Toilette. Und die steht in einem Dorf, in dem man es nicht erwartet.“ Nahrendorf ärgert sich zudem über ungepflegte Radwege. Dazu gehöre der letzte Streckenabschnitt auf dem Weg nach Münstereifel. „Hier muss dringend mal der Teer überprüft werden.“

Auch Bahntrassenwege sieht der Buchautor nicht gerne. Die Hänge seien so stark bewachsen, dass man kaum Landschaft sehen könne. „Flussradwege sind landschaftlich viel interessanter.“ Besonders empfehlen könne er die Nettersheim-Touren. Denn die seien bequem per Bahnhof zu erreichen. Und hier punktet der Kreis besonders: „Am Bahnhof Blankenheim-Wald kann man stufenlos in die Bahn einsteigen. Das ist eine enorme Erleichterung, wenn man mit dem Pedelec unterwegs ist.“ In Rheinland-Pfalz aber höre das auf. „Der Bahnhof in Bitburg ist eine Katastrophe. Mein Tipp ist deshalb, in der Region auf kleine Bahnhöfe auszuweichen.“

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