„Mensch, Respekt!“Neues DRK-Projekt soll Rassismus im Kreis bekämpfen

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Boris Brandhoff, Sylvie Dayiku Pomame, Nora Kassan und Rolf Klöcker (v.l.) stellten das neue Projekt der DRK-Integrationsagentur vor.

Boris Brandhoff, Sylvie Dayiku Pomame, Nora Kassan und Rolf Klöcker (v.l.) stellten das neue Projekt der DRK-Integrationsagentur vor.

Kreis Euskirchen – Das Team der noch jungen DRK-Servicestelle Antidiskriminierung hat schon einiges zu tun – trotz Pandemie. „Das Hauptanliegen der Ratsuchenden ist der Wohnungsmarkt – von der Wohnungssuche bis zum Mietrecht“, berichtet Mitarbeiterin Sylvie Dayiku Pomame, die jetzt mit Kollegin Nora Kassan, Boris Brandhoff, Leiter der DRK-Integrationsagentur, und DRK-Geschäftsführer Rolf Klöcker ein neues Projekt vorstellte. „Mensch, Respekt! Für Fairness und Menschlichkeit im Kreis Euskirchen“ ist es überschrieben und knüpft gewissermaßen da an, wo das Bildungsbrückenprojekt nach drei Jahren kürzlich zu Ende ging.

Land NRW fördert das Projekt

„Wir fangen nicht bei null an“, sagt Brandhoff, „wir knüpfen an das an, was in den letzten Jahren entstanden ist und sehen dieses Projekt als eine Möglichkeit, noch besser zu werden“. Klöcker beschreibt das neue Projekt als einen Ausbau der Servicestelle Antidiskriminierung, mit der man vielfältige Hilfestellungen bieten will, um Alltagsrassismen zu überwinden. „Wir stellen die Antidiskriminierungsarbeit damit auf eine breitere Basis und hoffen, damit mehr Durchschlagskraft in der Gesellschaft zu erzielen“, berichtet Brandhoff.

Es sei keineswegs selbstverständlich, so der Leiter der DRK-Integrationsagentur, dass die Fördermittel aus dem „Komm-an“-Programm NRW nun schon zum vierten Jahr in Folge in den Kreis flössen. „Wir haben uns bei den zuständigen Stellen wohl den Ruf erworben, originelle und innovative Projekte auf die Beine zu stellen, die auch noch eine besondere Wirkung entfalten können“, sagt Brandhoff zufrieden.

Die Mittel des Förderprogramms werden über die Spitzenverbände an die Kreisverbände weitergegeben. In den vergangenen Jahren seien innerhalb des DRK-Landesverbandes Nordrhein jeweils immer nur zwei Vorhaben gefördert worden.

Empowerment und Aufklärung

Federführend in der Umsetzung des neuen Projekts sind Sylvie Dayiku Pomame und Nora Kassan. „Ich freue mich auf die Arbeit, vor allem, weil wir mit den Angeboten näher an den Menschen sind“, sagt Pomame.

Konzipiert sind vier Maßnahmen, von denen die erste vor sieben Wochen an den Start gehen konnte: ein Empowerment-Treffen für Schwarze, das immer donnerstags von 16 bis 18 Uhr stattfindet, bis auf Weiteres online. Die Gruppe biete im geschützten Rahmen die Möglichkeit zum Austausch über Erfahrungen mit Rassismus sowie das gemeinsame Entwickeln von Bewältigungsstrategien. „Zurzeit nehmen sechs Leute daran teil, neue Interessenten sind herzlich willkommen“, so Pomame, die selber aus dem Kongo stammt und betont, dass ihr die aus den USA stammende Bezeichnung „People of Colour“, kurz POC, nicht recht sei.

Mit rund 47 000 Euro vom Land NRW gefördert

Seit 2013 betreibt der DRK Kreisverband Euskirchen seine Integrationsagentur. Die landesgeförderte Anlaufstelle mit Sitz an der Kommerner Straße 39 wurde im Oktober vergangenen Jahres mit einer Servicestelle Antidiskriminierungsarbeit erweitert.

Dort ist auch das Projekt „Mensch, Respekt!“ angesiedelt. Es wird im Rahmen des Landesprogramms „Komm-an NRW III“ des Ministeriums für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration mit rund 47 000 Euro gefördert und ist auf ein Jahr begrenzt.

Das Projekt setzt sich ein „für Fairness und Menschlichkeit im Kreis Euskirchen“. Die verschiedenen Angebote sollen unter anderem dabei unterstützen, Alltagsrassismus und Diskriminierung zu überwinden. Menschen, die selber Rassismus erfahren haben, bekommen die Möglichkeit, selbstwirksame Handlungsstrategien zum Umgang mit diesen Erlebnissen kennenzulernen. (hn)

www.drk-eu.de/angebote/migration-und-integration/

integrationsagentur.de

„Wir verwenden den Begriff ,Schwarz’ nicht in Bezug auf die Hautfarbe, sondern als politische Kategorie und Position innerhalb der Gesellschaft“, unterstreicht Kassan. Sie selber bietet ab dem 1. Juni alle zwei Wochen von 16 bis 17.30 Uhr eine Austauschgruppe „Critical Whiteness“ an. Die Inhalte der Treffen sollen die Teilnehmenden sensibilisieren für eigene diskriminierende und rassistische Denkstrukturen im Alltag. „Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen“, betont Kassan, vielmehr sollen Vorurteile abgebaut und die eigene Machtposition als Mitglied einer weißen Mehrheitsgesellschaft reflektiert werden. In sogenannten Teambriefings wird dieses Angebot auf Nachfrage auch haupt- und ehrenamtlich Arbeitenden aus Sozialeinrichtungen, Vereinen, Behörden oder Firmen angeboten.

Ab dem 18. Juni wird an jedem dritten Freitag im Monat von 16 bis 18 Uhr zu einem Treffen für Eltern Schwarzer Kinder aller Altersklassen eingeladen. Auch hier geht es vornehmlich um Empowerment und Austausch der Eltern untereinander.

Treffen bisher noch online

Ab dem 28. Mai findet an jedem vierten Freitag im Monat von 16 bis 18 Uhr das „Atelier der Vielfalt“ statt. Verschiedene künstlerische und kreative Angebote, etwa eine Schreibwerkstatt, soll es in diesem Rahmen geben. „Es geht um Begegnung auf Augenhöhe“, so Pomame, „und ums Gesehenwerden“, ergänzt Kassan. Die Teilnehmenden sollen ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen dabei auf unterschiedlichste Art künstlerisch verarbeiten und ausdrücken können.

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Nun hoffen alle, dass die Infektionszahlen weiter rückläufig sind und die Corona-Beschränkungen bald gelockert werden können. Sobald wie möglich, sollen die Angebote dann in Präsenz in Euskirchen stattfinden und nicht mehr nur online. Manches davon auch in Kall, denn die Arbeit der Servicestelle Antidiskriminierung richtet sich an Menschen aus dem gesamten Kreisgebiet.

Weitere Informationen und Anmeldungen bei Sylvie Dayiku Pomame, Tel. 0 15 16/75 48 589, bei Nora Kassan, Tel. 01 60/25 05 552, oder per E-Mail.integrationsagentur@drk.de

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