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280 Jobs in GefahrAuto Heinen in Bad Münstereifel droht nach der Flut das Aus

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Vom Hochwasser des 14. Juli wurden die Produktionshallen des Automobilzulieferers schwer beschädigt.

Vom Hochwasser des 14. Juli wurden die Produktionshallen des Automobilzulieferers schwer beschädigt.

Bad Münstereifel – Das Traditionsunternehmen Auto Heinen will seine Pforten schließen. Diesen Schritt verkündete Geschäftsführer Dr. Theodor Scherer am Freitag den Angestellten. 280 Mitarbeiter würden dadurch ihren Job verlieren. „Ich bin sehr betroffen“, äußerte sich Scherer am Samstag gegenüber dieser Zeitung. Viele Mitarbeiter hätten bereits ihre Häuser und ihre Autos durch die Hochwasserkatastrophe verloren – und nun mit großer Wahrscheinlichkeit auch noch ihren Job.

Schwere Schäden durch Flutwelle

Scherer kündigte an, dass er sich am Dienstag gegenüber dieser Zeitung ausführlicher äußern möchte, deutete aber die Gründe für die angekündigte Schließung an. Auto Heinen wurde durch die Flutwelle des 14. Juli schwer getroffen. Der Eschweiler Bach fließt über das Hauptgrundstück des Unternehmens an der Heinenstraße und mündet kurz dahinter in die Erft, die hinter den Werkshallen am Bendenweg vorbeifließt. „Die Produktion steht seit dem 14. Juli komplett still. Produktionshalle 1 hat einen Totalschaden erlitten, und wir sehen keine Möglichkeit, diese wiederaufzubauen“, erklärt Scherer den Schritt.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian will trotz dieser schwierigen Ausgangslage um den Erhalt des Unternehmens kämpfen. Laut ihrer Kenntnis entstand durch die Flut ein Schaden in zweistelliger Millionenhöhe – ein Betrag, der trotz Versicherung schwer zu stemmen sei. Preiser-Marian hat umgehend den Wiederaufbaumanager des Landes NRW, Dr. Fritz Jaeckel, um Beratung seitens der IHK gebeten und darüber hinaus Scherer ein persönliches Gespräch angeboten.

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280 Mitarbeitern droht Jobverlust

„Ich hoffe sehr, dass es für das Unternehmen und die 280 Mitarbeiter eine gute Lösung geben wird. Als lokaler namhafter Arbeitgeber und bedeutsamer Steuerzahler ist Auto Heinen unverzichtbar“, sagte die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin. Die Stadt habe in der Vergangenheit mit der Telekom durch die Verlegung von Glasfasern den Standort zukunftssicher gemacht.

Das Unternehmen wurde 1933 vom Ingenieur Heinrich Heinen, einem Mitarbeiter der Kölner Ford-Werke, in dessen Garage als Zylinderschleiferei gegründet. Ab 1969 wurden Druckgussteile hergestellt. 1987 zog das Unternehmen laut Firmenhomepage von Euskirchen nach Bad Münstereifel. 2010 übernahm die von Theodor und Meinrad Scherer geleitete Scherer Group aus Südtirol das Unternehmen.

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Hergestellt wurden dort unter anderem Motorkomponenten, Getriebebauteile, Lenkgehäuse und Komponenten für Kupplungen, was Auto Heinen zu einem wichtigen Zulieferer für die Automobilbranche machte. Seit den 1950er-Jahren gehört Ford zu einem der Großkunden des Unternehmens. Hinzu kam später unter anderem auch Mercedes Benz.

Beide Unternehmen hielten dem Münstereifeler Betrieb auch in schwierigen Zeiten die Treue. Denn Krisen gab es durchaus: Bereits das Hochwasser 2007 hatte bei Auto Heinen zu enormen Schäden geführt. Im Mai 2009 meldete das Unternehmen, schwer getroffen durch die weltweite Wirtschaftskrise, Insolvenz an. Seit dem 1. Januar 2010 gehört Auto Heinen zur italienischen Scherer Group und schrieb noch im gleichen Jahr wieder schwarze Zahlen.

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