90 Jahre AltersunterschiedAktionswoche der Generationen bringt Jung und Alt zusammen

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Mit ihrer Gitarre bringt Katharina Becker in der Euskirchener Kita St. Matthias Jung und Alt in Bewegung.

Mit ihrer Gitarre bringt Katharina Becker in der Euskirchener Kita St. Matthias Jung und Alt in Bewegung.

  • Die Aktionswoche der Generationen im Kreis Euskirchen findet schon zum achten Mal statt.
  • Kindertagesstätten, Schulen und Senioreneinrichtungen beteiligen sich regelmäßig an den Aktionstagen. In diesem Jahr stehen Besuche im Blankenheimer Schmetterlingsgarten an.
  • Ob beim Yoga, Singen oder Haare schneiden: Wertschätzung wird in Euskirchen groß geschrieben.

Kreis Euskirchen – Die Idee: Jung und Alt zusammenzubringen, um sich über die Generationen hinweg auszutauschen, zusammen zu spielen, zu basteln und viel voneinander zu lernen. Dieses Konzept kommt gut bei den Teilnehmern an. So findet die Aktionswoche der Generationen im Kreis Euskirchen jetzt schon zum achten Mal statt.

Kindertagesstätten, Schulen und Senioreneinrichtungen beteiligen sich regelmäßig an den Aktionstagen. In diesem Jahr stehen Besuche im Blankenheimer Schmetterlingsgarten an, Bastelnachmittage und Kaffeekränzchen wurden veranstaltet sowie Märchenstunden gehalten. Und nicht selten lassen sich in den vergangenen Tagen Altersunterschiede bis zu 90 Jahren unter den Teilnehmern feststellen.

„Yoga für Jung und Alt“

Beim „Yoga für Jung und Alt“ beispielsweise: Veronika Heinz ist 94 Jahre alt und blickt voller Freude auf die quirlige Runde Kindergartenkinder, die am Boden Übungen macht. Das Awo-Altenzentrum in Weilerswist, das sich bereits zum vierten Mal an der Aktionswoche beteiligt, hat eine Gruppe der Kindertagesstätte Bahnhofsallee zu Gast.

Auf dem Boden des Speisesaals lassen sich die Jüngsten schnell auf den bunten Yogamatten nieder. Die Senioren sitzen im Stuhlkreis um sie herum. Einige in Rollstühlen, andere machen aktiv mit.

„Man kann sich ja gar nicht mehr vorstellen, dass man früher auch so rumtollen konnte!“, sagt Veronika Heinz. Gerne hätte sie mitgemacht, aber sie sei leider gehandicapt. Doch den Kindern zuzusehen, das sei auch eine wahre Freude. In der Tat werden dort auf dem Boden voller Freude allerlei Yoga-Übungen ausprobiert.

Yoga? Früher schon gemacht!

Die Kinder strecken die Arme nach oben, grüßen die Sonne und danach die Erde. „Auch im Sitzen kann man fest verwurzelt sein“, sagt Yogalehrerin Lotte Brockfeld und animiert die Bewohner zum Mitmachen. Weiter geht es mit einem Ausflug in den Dschungel. Da wird gezischt wie die Kobra, Bienen fliegen übers Parkett und Fressblumen sind mit Gebrüll unterwegs.

Leider aber alles Übungen, die nur die Jüngsten mitmachen können. Theresia Veit weiß sich zu helfen und wandelt ein paar der Übungen für sich um: Yoga, das habe sie früher schon gemacht, sagt die 80-Jährige strahlend und streckt ihre Arme weit nach oben, um die „Übung des Baums“ zu machen.

Lotte Brockfeld lässt die Yogastunde mit einer musikalischen Einlage auf ihrem Harmonium ausklingen. Hier wiederum finden Jung und Alt zusammen und summen gemeinsam, fast meditativ, einige tibetische Laute.

Das Singen vereint

Das gemeinsame Singen und Musizieren ist in dem Programm der Aktionswoche der Generationen ein sehr beliebtes Mittel, um den Austausch zu fördern. Denn auch demente Menschen erinnern sich zuweilen noch an das ein oder andere Lied aus Kindertagen.

Die Kindertagesstätte St. Matthias in Euskirchen hat deshalb zu ihrem Programm „Bewegunglieder für Jung und Alt“ geladen. Und nicht nur Demenzkranke des Seniorenparks Carpe Diem in Euskirchen sind zu Gast, auch Großeltern der Kindergartenkinder sitzen bei Kaffee und Kuchen in der herbstlichen Nachmittagssonne zusammen im Garten der Kindertagesstätte.

Den Kuchen haben die Kinder am Vortag selbst gebacken. Nun wird er an Klapptischen verspeist. „Wir wollen einen schönen Nachmittag miteinander verbringen“, sagt Kita-Leiterin Anke Jansen. Das sei ihr Beitrag zur Aktionswoche. Dass alle zusammenkommen können. Und auch Eltern und Großeltern könnten so einfach mal plaudern und die gemeinsame Zeit genießen. Die Kinder seien ja gut beschäftigt, sagt sie und blickt auf die tollende Gruppe.

Dann stimmt Erzieherin Katharina Becker ein Lied auf ihrer Gitarre an und die Generationen singen das bekannte Lied „Wer will fleißig Handwerker sehen“.

Wertschätzung ganz groß geschrieben

An einem Tisch wird parallel zu den Musikeinlagen gebastelt. Lydia Arnold ist Ergotherapeutin von Carpe Diem und unterstützt Irmgard Kirch-Herder gerade beim Stempeln eines Herbstbildes. „Unsere Bewohner freuen sich immer auf die Tage mit den Kindern“, erzählt sie. Im Herbst kämen die Kindergartengruppen mit ihren Martinslaternen, um mit den Bewohnern zu singen. Im Winter würden Plätzchen gebacken, zu Ostern Eier gefärbt.

Der Austausch zwischen den Generationen und die Wertschätzung der älteren Menschen werde also nicht nur an diesen Tagen ganz groß geschrieben. Dennoch genießen die Senioren der verschiedenen Pflegeeinrichtungen einmal mehr, dass sie im Mittelpunkt stehen – insbesondere auch bei dem Angebot „Hair Perfection“, das im EVA-Pflegewohnhaus in Kall stattfindet.

Frecher Haarschnitt

Die Friseurklasse des Berufskollegs Eifel hat mit Fachlehrerin Thea Middelkoop-Kempen ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet. An den Mitmachstationen können sich die Bewohner für ein passendes Wellnessprogramm entscheiden.

Die Schüler des Berufskolleges bieten Handmassagen und Maniküren an, vor aufgebauten Spiegeln wird getönt und frisiert – es gibt das Rundum-sorglos-Paket.

Nico ist einer der Berufsschüler und verpasst einer Bewohnerin gerade einen „frechen Schnitt“. „Ich möchte, dass alle mit einem Lächeln hier rausgehen“, sagt er zu Beginn in der Vorstellungsrunde.

Mit einem Lächeln sind die Bewohner vor ein paar Tagen auch aus der Aktion der Förderschule Nikolausschule gekommen, berichtet Carmen Hilger, die im Pflegewohnheim arbeitet. Sowieso finden zwischen Pflegeheim und der Förderschule regelmäßige Treffen statt: „Viele der Kinder fragen dann oft die Bewohner ,Darf ich dich Oma nennen?’“

Der Kontakt zwischen Jung und Alt sei dort ganz wunderbar, führt sie fort und lächelt. Etwas ganz Besonderes hat sich die Schule mit dem Rummel einfallen lassen: Mit Karussells, Luftballons sowie Popcorn und sogar einer Geisterbahn kamen sowohl die Kinder der Förderschule als auch die Bewohner des Pflegewohnheims zum unvergesslichen Kirmes-Erlebnis.

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