Abschlusskonzert in HeimbachDer Meister ließ sich den Auftritt nicht nehmen

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Mit einem fulminanten Abschluss endete die diesjährige Ausgabe des Kammermusikfestivals „Spannungen“.

Heimbach – Manche Konzerte bleiben im Gedächtnis, ja, können sogar Legendenstatus annehmen. Das letzte Stück des Abschlusskonzerts in der diesjährigen Saison des Kammermusikfestivals „Spannungen“ hat absolut das Zeug dazu.

Fulminanter Abschluss mit Lars Vogt

In einem fulminanten Abschluss setzte Lars Vogt, der 1997 die Konzertreihe begründete und seitdem ihr künstlerischer Leiter ist, mit dem Klavierquartett c-Moll op. 60 von Johannes Brahms einen denkwürdigen Schlusspunkt unter die Konzertwoche im Jugendstilkraftwerk in Heimbach.

Kommt er? Oder kommt er nicht? Die Frage, ob die Gesundheit des an Krebs erkrankten Musikers eine Anreise zum Festival zulassen würde, bewegte den Festival-Tross seit dem Auftakt. Denn die Ärzte, bei denen Vogt zu einem Check war, rieten dringend von einer Teilnahme ab. Am Freitagabend war es dann soweit: Lars Vogt kam und spielte auch bei dem Nachtkonzert am Freitag ein fünfminütiges Stück.

Topbesetzung

„Durch die Anwesenheit von Lars ging ein Ruck durch die Zuhörerschaft“, berichtete der Produzent Dr. Andreas von Imhoff. Alle seien sehr zufrieden gewesen, da niemand mehr mit seiner Anreise gerechnet habe. „Es war ihm persönlich wichtig, für die Sponsoren, die Musiker und das Publikum nach Heimbach zu kommen“, sagte er.

In absoluter Topbesetzung, mit Christian Tetzlaff (Geige), Barbara Buntrock (Viola) und Tanja Tetzlaff (Violoncello), stand bei dem Abschlusskonzert am Sonntag nach der Pause  Brahms auf dem Programm.

Voller Energie und unbändiger Kraft

Bereits mit dem ersten Forte-Akkord auf dem Steinway-Flügel machte Vogt klar, dass er sich nicht schonen würde. Mit voller Energie, unbändiger Kraft und hoher Konzentration führte er das Quartett durch die vier Sätze des komplexen, technisch und musikalisch anspruchsvollen und schwierigen Stückes.

„Volle Pulle“, so beschrieb Imhoff salopp, aber treffend hinterher die Darbietung, bei der nichts von einer Krankheit zu merken war. Mit langanhaltenden  Ovationen feierte das Publikum nach dem Schlussakkord die Musiker und entließ sie auch nach mehrfachen Verbeugungen noch nicht in die Garderobe – während die Musiker sich hinter der Bühne in die Arme fielen.

Auch Zeitgenössisches im Programm

Eröffnet worden war der Konzertabend mit zeitgenössischer Musik des in Frankreich lebenden Komponisten Georges Aperghis. Kiveli Dörken am Klavier und Hans-Kristian Kjos Sørensen an der Marimba spielten „Quatre Pièces febriles“, die sich mit der Kommunikation von Menschen auseinandersetzen.

Ihren Auftritt starteten sie mit einem Auszug aus „Retrouvailles“ für zwei Percussionisten des vor allem für Theater arbeitenden Aperghis, bei dem sie sich gegenseitig polyrhythmische Akzente auf den Rücken trommelten. Eine Darbietung, die dem „Spannungen“-Publikum allerdings nicht zusagte, wie der ungewohnt schwache Applaus deutlich machte.

Souveräner Auftritt

Souverän spielten Christian Tetzlaff und Elisabeth Kufferath, beide Violine, Yura Lee, Viola, und Julia Hagen, Violoncello, das Streichquartett c-moll von Ludwig van Beethoven. Mit viel Routine und Spielfreude brachten sie die vielen Facetten des Stückes zu Gehör.

Zufrieden äußerte sich das Publikum über die diesjährige „Spannungen“-Saison. „Per saldo gut“, fand Hartmut Monheim aus Aachen, der seit vielen Jahren bei dem Festival in Heimbach zu finden ist, das Konzert, das er am vorigen Montag besucht hatte. Beim ersten Stück, einer Fantasie von Franz Schubert, habe Markus Becker hervorragend Klavier gespielt. Auch das Tchaikovsky-Sextett habe ihm gut gefallen, obwohl er den Komponisten normalerweise nicht so bevorzuge.

Bei dem Sponsorenkonzert am Freitag hatte Sabine Wichmann aus Heimbach Geschmack an dem Festival gefunden. „Ich war am Freitag bei dem Nachtkonzert, das war toll“, sagte sie. Vorher werde kein Programm herausgegeben, die Musiker würden spontan meist kurze Stücke vorstellen.

Positives Fazit

Sehr zufrieden zeigten sich auch Ursula und Uwe Hagemann aus Langenhagen mit den  Konzerten. Seit 2004 seien sie bei fast jedem Konzert gewesen, sagte er. „Wir haben die Kinder von Vogt und Tetzlaff groß werden sehen, und heute stehen sie mit auf der Bühne“, berichtete er.

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Jeden Tag habe es mindestens ein Spitzenstück gegeben. Die Atmosphäre lohne sich. „Schade war nur, dass die Proben in diesem Jahr nicht öffentlich waren“, bedauerte Ursula Hagemann.

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