AOK-GesundheitsreportIm Kreis Euskirchen leben Vorsorgeuntersuchungs-und Impfmuffel

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Menschen im Kreis Euskirchen gehen laut Gesundheitsreport zu selten zur Vorsorgeuntersuchung. (Symbolbild)

Menschen im Kreis Euskirchen gehen laut Gesundheitsreport zu selten zur Vorsorgeuntersuchung. (Symbolbild)

Kreis Euskirchen – Mit Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen tun sich die Menschen im Kreis Euskirchen weiterhin offenkundig schwer – zumindest größtenteils schwerer als in anderen Regionen. Darauf weist die AOK Rheinland in ihrem kürzlich veröffentlichten Gesundheitsreport hin.

Dabei handelt es sich, so Regionaldirektor Helmut Schneider, um repräsentative Aussagen für den Kreis Euskirchen: „Der Report ist valide, weil er auf den Daten von mehr als 65.000 Versicherten und somit eines Drittels der Kreisbevölkerung basiert.“ Diese stammen aus dem Jahr 2019.

Regionaldirektor Helmut Schneider: Hohe Zahl an Pflegebedürftigen im Kreis

„Im Kreis Euskirchen haben wir eine hohe Zahl an pflegebedürftigen Menschen“, sagt Schneider: „Mit 6987 pflegebedürftigen Personen je 100.000 Einwohner liegt der Kreis sogar an der Spitze im Rheinland.“ Der Durchschnitt liegt nach Angaben der AOK bei 5318 Pflegebedürftigen.

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Das deutsche Pflegesystem basiert auf dem Grundsatz „Ambulant vor stationär“. Das bedeutet, dass pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Der Durchschnitt der monatlichen pflegebezogenen Kosten ist im Kreis mit 716 Euro am niedrigsten im Gebiet der AOK Rheinland/Hamburg und liegt damit unter dem Durchschnitt von 858 Euro.

Grippewelle

Die Krankschreibung für gesetzlich Versicherte wird seit dem 1. Oktober digital ausgestellt und auf elektronischem Weg an die Krankenkassen übermittelt. Da die Technik für die sogenannte Telematik-Infrastruktur noch nicht in allen Praxen steht, verweist die DAK-Gesundheit in Euskirchen auf eine Übergangszeit bis Ende Dezember, in der der traditionelle gelbe Schein in Papierform noch gilt.

In manchen Arztpraxen ist die nötige Technik für die Telematik-Infrastruktur noch nicht vorhanden. In diesen Praxen gibt es – längstens bis zum 31. Dezember 2021 – wie bisher den gelben Schein.

Nach dem Ausbleiben der Grippe in der vergangenen Saison rechnet die DAK für die kommenden Monate mit einer verstärkten Grippewelle. „Insbesondere für Ältere und chronisch Kranke ist es wichtig, sich impfen zu lassen“, sagt Holger Lowack von der DAK-Gesundheit. (tom)

Auf diese Summe werden aber beispielsweise Ausgaben für die Unterkunft, die Verpflegung und die Ausbildungsplatzumlage addiert. Die Gesamtkosten für einen Pflegeheimplatz liegen im Rheinland bei durchschnittlich 1936 Euro. „Die finanzielle Belastung bei der Unterbringung im Pflegeheim ist hoch“, so Schneider.

Der Anteil aller Versicherten ab 65 Jahren, die aufgrund eines Schlaganfalls oder einer Fraktur pflegebedürftig werden, ist im Kreis laut Schneider „auffällig hoch“. Bei Schlaganfallpatienten liegt der Anteil im Kreis bei 42 Prozent.

Vorsorgeuntersuchungen: Im Kreis Euskirchen nimmt nur jeder fünfte Mann sie wahr

Im Rahmen der gynäkologischen Früherkennungsuntersuchung können sich Frauen ab ihrem 20. Lebensjahr einmal pro Jahr auf Krebs im Genitalbereich, insbesondere Gebärmutterhalskrebs, untersuchen lassen. Seit einem Jahr können Frauen ab 35 Jahren zudem alle drei Jahre einen kombinierten Pap-Test und und einen Test auf Humane Papillomviren wahrnehmen. Zudem wird auch die Brust abgetastet.

48,3 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren, die bei der AOK Rheinland/Hamburg versichert sind, nehmen die Krebsfrüherkennung in Anspruch. Dieser Wert liegt zwar über dem Durchschnitt, dennoch ist es nicht mal jede zweite Frau. „Das geht besser“, so Schneider. Bei den Männern liegt der Wert der AOK zufolge noch deutlich tiefer. „Hier ist es nur jeder Fünfte“, berichtet der Regionaldirektor.

Bei Krebserkrankungen gelte immer: Je früher der Krebs entdeckt werde, desto größer seien die Heilungschancen und um so wirksamer könne man therapieren.

Neun Neuinfektionen am Donnerstag

Neun bestätigte Covid-19-Neuinfektionen vermeldete der Kreis Euskirchen am Donnerstag. Nach Berechnungen dieser Zeitung gab es vier neue Fälle in Euskirchen, zwei in Weilerswist und je einen in Bad Münstereifel, Blankenheim und Dahlem. Die vom Robert-Koch-Institut ermittelte Sieben-Tage-Inzidenz sank im Vergleich zu Mittwoch und beträgt nun 23,7, wird aber aller Voraussicht nach am Freitag leicht steigen.

254 Menschen im Kreisgebiet sind aktuell nachweislich mit Covid-19 infiziert, sie verteilen sich auf Euskirchen (104), Bad Münstereifel (60), Mechernich (25), Weilerswist (21), Zülpich (16), Blankenheim (9), Schleiden (8), Dahlem (5), Nettersheim (3), Kall (2) und Hellenthal (1).

Im Kreis Düren gab es 29 Neuinfektionen, die Inzidenz beträgt 67,5. 299 Menschen sind infiziert (Heimbach: 1). (ets)

Diese Werte beziehen sich laut Schneider auf die Jahre 2017 bis 2019. „In der Corona-Pandemie ist die Bereitschaft zur Frühuntersuchung zu gehen zurückgegangen“, berichtet der Regionaldirektor im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Teilnahme an der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung, auf die Versicherte ab 35 alle drei Jahre Anspruch haben, ist im Vergleich zum Vorjahr im Rheinland deutlich gesunken.

Im Zeitraum von März bis Mai 2020 haben 50 Prozent, in den Monaten Juni bis Oktober sogar 79 Prozent weniger AOK-Versicherte am „Check-up“ teilgenommen.

Zu wenige Kinder im Kreis Euskirchen gegen Masern geimpft

Laut Schneider sind im Kreis Euskirchen noch immer deutlich zu wenig Kinder gegen Masern geimpft. Wie die AOK berichtet, haben 14 Prozent aller Kinder im Kreis keinen ausreichenden Schutz gegen Masern – das sei der höchste Wert im Rheinland.

Der Anteil aller Geburten in Deutschland im Krankenhaus, bei denen ein Kaiserschnitt notwendig wird, liegt bei 31,3 Prozent. Im Kreis Euskirchen liegt er laut Statistik bei 29,6 Prozent.

Die Wochenbettbetreuung durch Hebammen ist im Kreis Euskirchen laut Schneider überdurchschnittlich gut. 64,2 Prozent aller Frauen, die im Jahr 2018 entbunden haben, wurden im Kreis im Wochenbett durch Hebammen betreut. Der durchschnittliche Wert liegt laut AOK bei 46,1 Prozent.

„Chronische Schmerzen sind große therapeutische Herausforderung“

Mehr als jeder vierte Versicherte leidet an chronischen Schmerzen. „Chronische Schmerzen zu behandeln, zählt zu den großen therapeutischen Herausforderungen“, sagt Prof. Dr. Michael Loick, Leiter der Schmerzambulanz im Marien-Hospital.

Der Leidensdruck der Patienten sei hoch, ebenso der Wunsch der Mediziner, die Patienten davon zu befreien. Etwa jede zweite Schmerzpatientin und jeder zweite Schmerzpatient leiden unter mehrfachen Schmerzen.

Der Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg zeigt Schneider zufolge, dass im Allgemeinen zu häufig Maßnahmen gewählt werden, die keinen nachweislichen Nutzen haben. So werde beispielsweise zu oft und zu früh operiert.

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Im Kreis Euskirchen liegt laut Schneider der Anteil der Versicherten mit chronischen Schmerzen bei 29,3 Prozent und damit über dem Durchschnitt aller Versicherten der AOK Rheinland/Hamburg (27,3). Am häufigsten leiden Menschen an Schmerzen im Rücken (13 Prozent).

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