Autofahrer sauerGehölzpflege entlang der A1 gerät zur Radikalkur

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An der Anschlussstelle Frauenberg sind viele Bäume gefällt worden. Der Landesbetrieb Straßen begründet die Maßnahme mit seiner Verkehrssicherungspflicht.

An der Anschlussstelle Frauenberg sind viele Bäume gefällt worden. Der Landesbetrieb Straßen begründet die Maßnahme mit seiner Verkehrssicherungspflicht.

Kreis Euskirchen – Neue An- und Aussichten entlang der A 1: Auf etlichen Kilometern zwischen den Abzweigen Frauenberg und Mechernich lässt der Landesbetrieb Straßen durch einen Dienstleister aktuell Motorsägen zum Einsatz kommen und die Grünstreifen durchforsten.

An zahlreichen Stellen – gerade in Bereichen der Auf- und Abfahrten – bleibt vom Straßenbegleitgrün nicht viel mehr als ein paar kahle Stämme übrig. „Auf den Stock setzen“ nennt Norbert Cleve von der Autobahnniederlassung Krefeld die Radikalkur: „Die Bäume werden bis auf eine Höhe von zehn bis 20 Zentimeter zurückgeschnitten.“

Der in solchen Fällen oftmals verwendete Begriff der Rodung sei falsch. „Bei einer Rodung werden auch die Wurzeln aus dem Erdreich entfernt“, so Cleve. Der Sprecher der Autobahnniederlassung Krefeld begründet die Fällungen mit der Verkehrssicherungspflicht.

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„Wenn ein Baum auf die Fahrbahn fällt, ist keinem geholfen“

„Wenn ein Baum auf die Fahrbahn fällt, ist keinem geholfen“, sagt er. Für den Bestand entlang der Fahrbahn sei die „Radikalkur in Sachen Verjüngung des Bestands“ sogar positiv. „Die Sträucher und Bäume erholen sich davon. In zwei Jahren wird niemand mehr sehen, dass wir dort haben arbeiten lassen“, so Cleve. Gerade im Bereich, der unmittelbar an die Leitplanke heranreicht, seien Sträucher wesentlich sinnvoller als Bäume. Cleve: „Wenn ein Fahrzeug von der Fahrbahn abkommt, prallt es nicht gegen einen Baum.“

Einzelne Bäume, die im oberen Bereich der Böschung gewachsen sind, seien aber auch eine Gefahr – gerade nach einer intensiven Gehölzpflege. „Mitunter stehen Bäume dann alleine und sind windanfällig. Auch durch Schnee können sie in der Eifel auf die Fahrbahn fallen“, berichtet der Experte des Landesbetriebs.

Die Arbeiten entlang der A1 fallen nach Angabe des Pressesprechers derzeit besonders ins Auge, weil „wir zuletzt über einen längeren Zeitraum nichts in Sachen Gehölzpflege unternommen haben“. Für den Abtransport und die Weiterverwertung des gefällten Holzes sei das Fremdunternehmen zuständig. Das sei vertraglich geregelt. Großteile des Holzes würden, so Cleve, gehäckselt und als Holzhackschnitzel verkauft. Ob die Fremdfirma dabei Gewinn mache, wisse er nicht.

In der Kreisverwaltung Euskirchen und sogar bei Landrat Günter Rosenke persönlich sind nach Informationen dieser Zeitung zahlreiche Beschwerden von Bürgern über das Vorgehen des Landesbetriebs eingegangen. Wie zu erfahren war, zeigte sich die Untere Landschaftsbehörde, die grundsätzlich im Vorfeld vom Landesbetrieb Straßen über solche Maßnahmen informiert wird, „überrascht“ vom Ausmaß der Straßensicherungsmaßnahmen.

Autofahrer sauer

Autofahrer Guido Breuer ist sauer: „Im Bereich der Auf- und Abfahrt Wißkirchen steht ja nichts mehr. Ich habe mich beim ersten Mal gefragt, ob ich hier überhaupt richtig bin.“ Der Euskirchener wundert sich darüber, dass „einmal komplett rasiert worden ist“. Man hätte doch bestimmt einzelne Bäume und Sträucher entfernen können. „Die, die wirklich sein müssen. Alles andere ist doch reine Willkür“, so Breuer. Das Argument Verkehrssicherung stellt er infrage. „Wenn keine Bäume und Sträucher mehr entlang der Fahrbahn stehen, ist die Strecke doch viel windanfälliger.“

Abgeschlossen werden die Arbeiten entlang der Autobahn laut Cleve spätestens am 28. Februar. Das Bundesnaturschutzgesetz regelt die Fäll- und Schnittverbote für Hecken, lebende Zäune, Sträucher und weitere Gehölze. Zwischen dem 1. März und dem 30. September darf nicht abgeholzt und geschnitten werden.

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