„Wie in einem Kriegsgebiet“Bad Münstereifel gleicht einem Trümmerfeld

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Blick in eine Straße in Bad Münstereifel nach schweren Regenfällen und dem Hochwasser der Erft.

Bad Münstereifel – Die Stadt Bad Münstereifel gleicht einem Trümmerfeld. Dort wo normalerweise Passanten und Shopping-Wütende durch das Outlet im beschaulichen Fachwerk-Ambiente flanieren, klaffen nun an zahlreichen Stellen riesige Löcher. Die Pflastersteine wurden samt darunter liegenden Asphaltplatten aus dem Boden gerissen, die Mauern, die normalerweise die Erft in ihrem Bett halten, sind vielerorts verschwunden, ebenso die Brücken.

An zahlreichen Häusern wurden Ecken aus den Mauern gerissen, Autos liegen auf dem Dach und zusammengeschoben dort, wo die reißenden Fluten sie hingetrieben haben. Der Bahnhofsvorplatz ist als solcher nicht mehr zu erkennen. Haltestellenschilder liegen umgeknickt herum, wo bis zum Vortag Teer war, ist jetzt nur noch Kies und Sand.

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Bad Münstereifel wurde von Wasser und Schlamm schwer beschädigt.

„Hier sieht es aus wie in einem Kriegsgebiet“, sagt Patrick Arlt. Der Mittdreißiger wohnt schon lange in Bad Münstereifel und erkennt seine Stadt nicht mehr wieder. Er selbst hat Glück gehabt, da er oberhalb der Innenstadt wohnt. „Würde ich noch in meiner alten Wohnung am Bahnhof leben, wäre es auch für mich nicht so glimpflich ausgegangen.“

Die Innenstadt hat es besonders böse erwischt. Mit voller Wucht suchten sich die Wassermassen am Mittwochabend aus den südlichen Ortsteilen Schönau und Eicherscheid kommend ihren zerstörerischen Weg durch den Ortskern. Keller und Erdgeschosse liefen innerhalb kurzer Zeit voll Wasser.

Bad Münstereifel: Von allen Seiten von Wassermassen eingeschlossen

„Wir waren plötzlich von allen Seiten eingeschlossen. Ich hatte Todesangst“, sagt ein Betroffener, der nicht mit Namen in der Öffentlichkeit stehen möchte. Wie so viele Geschäftsleute steht er nun vor einem wirtschaftlichen Totalschaden.

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Unwetterschäden in Bad Münstereifel

„So eine Naturgewalt habe ich noch nicht erlebt“, zeigt sich Patrick Hamm immer noch geschockt von den Geschehnissen. Als gegen 21 Uhr der Strom ausfiel, hatte er sich von seinem Haus oberhalb der Heisterbacher Straße auf den Weg Richtung Innenstadt gemacht. Was er an der Werkbrücke zu sehen bekam, ließ ihm den Atem stocken: „Da schoss das Wasser meterhoch über die Mauern. Das Getöse war ohrenbetäubend, als würde man an einem Wasserwerk stehen.“

Überflutung: Gespenstische Stimmung in Bad Münstereifel

Die Stimmung, so der Psychotherapeut, sei gespenstisch gewesen. Später sei dann auch das Mobilfunknetz ausgefallen. „Wir waren hier von jedem Informationsfluss abgeschnitten – und es hörte einfach nicht auf zu regnen.“

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Bis in die Mittagsstunden war mit Fahrzeugen kein Hineinkommen in die Stadt, auch die Einsatzkräfte hatten enorme Probleme, zu Hilfesuchenden zu gelangen. In den sozialen Netzwerken häuften sich die Anfragen von Angehörigen, die außerhalb leben und seit abends keinen Kontakt zu ihrer Familie hatten. Aktuell sind die Rettungskräfte laut Stadtverwaltung bemüht, die Weg in die Stadt hinein und heraus, frei zu machen. 

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Unwetterschäden in Bad Münstereifel

Auch in den Ortsteilen Eicherscheid, Schönau, Arloff und Iversheim rund um die Kernstadt hat die Flut eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Werkshallen liefen voll Wasser, in Iversheim stürzte ein Haus in sich zusammen, zudem trieben dort Behälter mit Gefahrenstoffen auf der Erft. Worum es sich dabei handelte sowie ob und wie viele Menschen beim Unwetter zu Schaden kamen, ist noch unklar.

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