Beistand vom Dalai LamaBad Münstereifeler sprach mit dem Geistlichen über die Flut

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Wie er den Menschen Hoffnung geben könne, fragte Tenzin Naktsang den Dalai Lama.

Wie er den Menschen Hoffnung geben könne, fragte Tenzin Naktsang den Dalai Lama.

Bad Münstereifel – Spiritueller Beistand von ganz oben: Der Dalai Lama wandte sich mit ein paar Worten an die Menschen im Hochwasser-Katastrophengebiet. Mit ihm gesprochen hat der Bad Münstereifeler Tenzin Naktsang. Der Medizinstudent fragte den Dalai Lama, wie er den Menschen Hoffnung geben könne, die alles in der Flut verloren hätten. Die Antwort des Geistlichen: Den Menschen zeigen, dass die ganze Welt bei ihnen ist und an sie denkt.

Es sei wichtig, die Leidenden wissen zu lassen, dass viele Menschen ernsthaft über ihre Unversehrtheit besorgt sind, antwortete der Dalai Lama Naktsang auf Englisch. „Die Leute in Not müssen verstehen: Wir sind nicht allein.“ Jeder Einzelne von den sieben Milliarden Menschen auf der Erde habe seine eigenen Schwierigkeiten und Probleme. Jeder solle sich um die anderen sorgen oder ihnen sein Mitgefühl zeigen, sagte der Dalai Lama.

Online-Vortrag um 5 Uhr morgens

Das kurze Gespräch führte Naktsang mit dem geistigen Oberhaupt der Tibeter während eines Online-Vortrags, an dem hauptsächlich Bundestagsabgeordnete und Tibet-Aktivisten teilnahmen. 50 Teilnehmer waren es insgesamt. „Die Geschäftsführerin der Tibet-Initiative Deutschland hat mich gefragt, ob ich teilnehmen möchte“, sagt Naktsang. „Und ich habe zugesagt, weil es mich interessiert, was er als Geistlicher zu unserer Situation zu sagen hat.“

Wegen des Zeitunterschieds – der Dalai Lama lebt in Nordindien im Exil – musste Naktsang um fünf Uhr morgens vor dem Computer sitzen. Doch das sei es ihm wert gewesen. „Es hat mir Mut gemacht, dass Menschen auf anderen Kontinenten an uns denken“, sagt der Medizinstudent, der auch für die SPD im Rat von Bad Münstereifel sitzt.

Brief vom Dalai Lama an Angela Merkel

Bereits unmittelbar nach dem Hochwasser hatte sich der Dalai Lama mit Briefen an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den belgischen Premierminister Alexander De Croo gewandt. In den Schreiben zeigte er sich zutiefst betrübt über „den Verlust von Leben, den Schaden an Eigentum und die Not, in der viele Menschen leben“.

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Obwohl er eigentlich Atheist ist, ist Naktsang offen für die Botschaften des Geistlichen. „Nächstenliebe und Mitgefühl gehören für mich zu einem guten Zusammenleben“, sagt er. Auch die Menschen in Bad Münstereifel beherzigen laut Naktsang die Ratschläge des Dalai Lama: „Jeder unterstützt hier jeden. Dass sich Menschen helfen, die sich vorher noch nie gesehen haben – das finde ich gut. Ich bin wirklich stolz auf alle hier.“

Die Extremsituation werde die Region noch lange prägen. „Aber das Gute ist: Jetzt wissen die Leute, dass in diesen Extremsituationen jemand für sie da ist.“ Die „ganz großen Dinge“ müssten es nicht immer sein, wenn es ums Helfen gehe. Naktsang ist sich sicher: Manchmal reichen auch kleine Gesten. Zum Beispiel ein kurzer Besuch bei betroffenen Nachbarn.

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