Den Zahlen ein Gesicht gebenEffelsberger Künstler will Corona-Tote würdigen

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Künstler Jürgen Roder

Jürgen A. Roder will mit einer Ausstellung den Corona-Toten im Kreis Euskirchen Gedenken.

Bad Münstereifel-Effelsberg. – 272 Menschen sind bisher im Kreis Euskirchen an Corona gestorben. Manche hatten Vorerkrankungen, andere nicht. Einige blickten bereits auf viele gelebte Jahre zurück, andere hatten den Großteil ihres Lebens noch vor sich. Einige starben zu Hause, viele im Krankenhaus. Sie waren Mütter, Großväter, Tanten und Söhne – und sie alle hatten eine Geschichte. Für die meisten Menschen im Kreis aber sind sie nichts weiter als eine Zahl in einer Statistik.

Schicksale hinter der Corona-Statistik zeigen

Der Künstler Jürgen A. Roder aus Effelsberg will das ändern. Wenn man die Zahlen so höre oder lese, habe man doch überhaupt keine Vorstellung davon, welche menschlichen Schicksale sich dahinter verbergen. „Das ist alles so abstrakt.“ Er möchte „den Zahlen ein Gesicht geben“. Und das im wörtlichen Sinne.

Kunst im Fluss auch 2022 geplant

Collagen sind das Metier von Jürgen A. Roder, aber auch Installationen oder Skulpturen. Nur malen, das mache er nicht so gerne, sagt er und lacht. Unter anderem kuratiert er für das Kunstforum Eifel seit mehreren Jahren die Ausstellung Kunst im Fluss in Schleiden und Gemünd.

Im vergangenen Jahr hingen die großen Kunst-Planen allerdings nur knapp zwei Wochen. Dann kam die Flut. Etwa fünf Planen seien übrig geblieben. „Ansonsten ist alles kaputt“, berichtet Roder. Trotzdem will er auch 2022 wieder eine Ausstellung an den beiden Flüssen machen. Noch seien die Pläne dazu aber sehr vage. Das Kunstforum selbst soll im Sommer wieder eröffnen. kunstforumeifel-gemuend.de

Ihm schwebe eine Ausstellung vor, in der Porträtfotos von den Toten gezeigt werden mit einer kleinen Geschichte. Letztere helfe, den Menschen hinter der anonymen Statistik zum Vorschein kommen zu lassen. „Und wenn’s auch nur ein Satz ist“, so Roder. Ursprünglich wollte er die Bilder als eine Art Ikonen im Kunstforum in Gemünd ausstellen. Doch dann kam die Flut, und auch das Kunstforum wurde überschwemmt.

Nun plant der Künstler zunächst einmal eine Online-Ausstellung über eine eigene Webseite, die fortlaufen solle. Eine Idee, die auch seiner Frau Malgosia Jankowska gut gefällt: „Das wäre eigentlich ganz schön, dass so wachsen zu lassen. So wie die Leute auch nicht alle auf einmal gestorben sind.“ Später könne er sich aber durchaus vorstellen, noch eine haptische Ausstellung in einer Galerie zu machen, sagt Roder.

Die Idee zu dem Kunstprojekt sei ihm vor gut einem Jahr gekommen, berichtet der 70-Jährige. Ihm graue es bei der Vorstellung, dass viele Menschen während der Pandemie alleine im Altenheim oder auf der Intensivstation sterben mussten, weil keine oder nur wenige Besucher zugelassen waren.

Fotos für Corona-Ausstellung gesucht

Bei einer ersten Recherche sei er dann auf ähnliche Projekte zu seiner Idee gestoßen. In München und Berlin beispielsweise widmeten sich große Tageszeitungen dem Thema. Aber er fand auch künstlerische Versuche, die Menschen hinter den Statistiken zum Vorschein kommen zu lassen.

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Roder will das nun für die Toten im Kreis Euskirchen versuchen. Doch das Wichtigste fehlt ihm noch: Menschen, die ihm ein Foto ihrer an Corona verstorbenen Angehörigen zur Verfügung stellen. Wer dazu bereit sei oder noch weitere Fragen zu dem Kunstprojekt habe, könne sich einfach per E-Mail (covid.trauer.bilder@gmail.com) an ihn wenden, sagt Roder. Sollte sich allerdings niemand melden, werde es eben auch keine Ausstellung geben.

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