Flugverbot am Astropeiler und in EffelsbergDrohnen stören Radioteleskope

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Astropeiler

Die durften das: Ula und Andreas Harzheim aus Bad Münstereifel demonstrierten, welche Aufnahmen mit einer Drohne auf dem Astropeiler möglich sind. Fürs Pressefoto war diese Demonstration ausdrücklich erwünscht. 

Bad Münstereifel/Eschweiler – Sie sind der Renner bei elektrotechnischen Artikeln und werden vermutlich auch beim kommenden Weihnachtsfest massenhaft verschenkt werden. Die Rede ist von Drohnen, die es mittlerweile schon für zweistellige bis fünfstellige Beträge gibt. Gleichzeitig reagieren immer mehr Menschen allergisch, wenn sie ein solches Fluggerät über sich entdecken.

Sie fühlen sich in ihrer Privatsphäre gestört. Jetzt sehen sich auch die Radioastronomen des Astropeilers auf dem Stockert genötigt, Drohnenpiloten ins Gewissen zu reden.

Wolfgang Herrmann, Vorsitzender des Vereins Astropeiler Stockert, klagt: „Der Astropeiler entwickelt sich zu einem beliebten Objekt für Drohnenpiloten.“ Es sei zwar nachvollziehbar, dass die ungewöhnliche Struktur des historischen Radioteleskops, das in eine attraktive Landschaft eingebettet sei, ein Anziehungspunkt für die Drohnenpiloten sei. Doch die Piloten berücksichtigten nicht, dass sie damit den Betrieb nachhaltig störten.

Empfindliche Empfänger

Die Radioastronomie-Anlage habe extrem empfindliche Empfänger. Gleichzeitig hätten die Funksender der Drohnen Nebenaussendungen, die die Empfänger des Forschungsteleskops so stark beeinträchtigten, dass der Empfang der schwachen Signale aus dem Weltall nicht mehr möglich sei. Herrmann: „So werden zum Teil Messreihen von mehreren Stunden Dauer unbrauchbar.“

Vereinsmitglied und Amateurfunker Karl-Josef Mauel: „Funktechnisch ist eine Drohne Schrott, weil man aus Gewichtsgründen auf Entstörtechnik verzichtet.“ Das Drohnensignal könne daher den Empfänger des Radioteleskops komplett blockieren.

Mauel: „Wir haben durchaus schon erlebt, dass hier Eltern mit ihrem Kind ankommen und die Drohne auspacken. Und wenn man ihnen dann etwas sagt, werden sie auch noch pampig.“ Man habe auch schon mal die Polizei rufen müssen.

Verbotsschilder werden aufgestellt

Nun werden Drohnen-Verbotsschilder auf dem Gelände aufgestellt. Herrmann weist darauf hin, dass Drohnenflüge über das Gelände und in der unmittelbaren Umgebung verboten seien.

Im Übrigen könne den Drohnen ein Überflug außerdem schlecht bekommen: „Einige Antennenanlagen auf dem Stockert sind gelegentlich auch im Sendebetrieb. Hier besteht für die Drohnenpiloten die Gefahr, dass sie ihr Fluggerät verlieren, wenn dieses in den Bereich des Sendestrahls einfliegt und dann keine Kommunikation mit der Fernsteuerung und auch kein GPS-Empfang möglich sein kann.“

Dennoch wolle man sich dem nachvollziehbaren Wunsch, von der Anlage attraktive Aufnahmen aus der Vogelperspektive machen zu können, nicht gänzlich verschließen. Im Einzelfall könne, nach vorheriger Absprache, schon ein Drohnenflug genehmigt werden. Das könnte beispielsweise in Wartungspausen geschehen. Anfragen würden unter der Mailadresse des Vereins (info@astropeiler.de) entgegen genommen.

Weniger Probleme in Effelsberg

Beim Radioteleskop in Effelsberg scheint das Problem nicht so gravierend zu sein. Pressesprecher Norbert Junkes vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn berichtete, dass man zumindest bisher keine größeren Störungen durch funkbetriebene Drohnen gehabt habe. Junkes: „Wenn Interesse bestand, Panoramaaufnahmen des Radioteleskops via Drohne zu erhalten, haben sich die Leute im Vorfeld an uns gewandt, so dass Termine zu Zeiten der Teleskopwartung und nicht im Messbetrieb für den Drohnenflug vereinbart werden konnten.“

Allerdings sei es nicht einfach, ein Drohnenverbot zu überwachen. „Wir können keine Drohnenpolizei aufstellen oder Knöllchenverteilen“, gibt er zu bedenken. Und weist darauf hin, dass auch Handys beim Besuch abgeschaltet werden sollten.

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