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Immer an der Erft entlangPfarrer Christian Hermanns verlässt Bad Münstereifel

Lesezeit 3 Minuten
Verlässt Bad Münstereifel mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Pfarrer Christian Hermanns.

Verlässt Bad Münstereifel mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Pfarrer Christian Hermanns.

Bad Münstereifel – Das ist schon ein Schlag ins Kontor: Nach sechs Jahren als leitender Pfarrer des katholischen Seelsorgebereichs Bad Münstereifel verlässt Christian Hermanns die Eifel. Der beliebte Seelsorger, der wie kein anderer vor ihm die Sprache seiner Eifeler „Schäfchen“ sprach, folgt einer Bitte des Kölner Erzbischofs, als leitender Pfarrer in den Seelsorgebereich Bergheim/Erft zu wechseln. Hermanns’ Amtszeit in Bad Münstereifel endet am 31. August dieses Jahres.

Nein, der Abschied aus dem Kurstädtchen und den umliegenden Dörfern falle ihm nicht leicht, gibt der 55-Jährige unumwunden zu. Er habe sich hier wirklich wohlgefühlt. Bad Münstereifel und die Eifel seien für ihn eine Zuhause geworden. „Dafür bin sehr dankbar.“ Es habe aber allen – auch ihm – klar sein müssen, dass man heutzutage an einem Ort nur für eine begrenzte Zeit Pastor sein könne. Dass jemand wie früher über Jahrzehnte eine Pfarrgemeinde leite, gebe es nicht mehr.

Zurück in Heimatnähe

„Bei aller Tragik, die Eifel verlassen zu müssen“, sei es gut, dass es so gekommen sei und er nach Bergheim gehe. Zurück in Heimatnähe. Er sei kein „Stadttyp“, er brauche das Ländliche, und da hätte es eindeutig schlimmer für ihn kommen können. Ganz schlimm wäre es für Hermanns wohl geworden, wenn der Erzbischof ihn gebeten hätte, auf die andere Rheinseite, also ins Rechtsrheinische, zu gehen. Da hätte es für ihn wohl Mentalitätsprobleme gegeben, meinte er.

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Werdegang

Der heute 55-jährige Christian Hermanns wuchs in Grevenbroich-Frimmersdorf auf, mitten im rheinischen Braunkohlerevier. Seine Eltern hatten dort einen landwirtschaftlichen Betrieb, der mittlerweile vom Bruder bewirtschaftet wird.

Nach Abitur und Theologie-Studium in Bonn, Freiburg und Köln folgte 1993 die Priesterweihe durch den damaligen Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner. Nach sieben Jahren als Kaplan in Bornheim und Düsseldorf wurde Hermanns 2000 Pastor in Kerpen.

Was danach folgte, waren 13 Jahre als Pfarrer in Bedburg und schließlich der Umzug nach Bad Münstereifel, wo er zum 1. September 2015 die Nachfolge von Thomas Bahne als leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs mit seinen ehemals neun eigenständigen Pfarreien antrat. (gz)

Im Rhein-Erft-Kreis warten große Aufgaben auf Hermanns. Das, was die einst eigenständigen Pfarrgemeinden rund um Bad Münstereifel schon hinter sich haben, steht rund um Bergheim noch an: die Einrichtung eines großen Seelsorgebereichs, dem in den kommenden Jahren aufgrund des Priestermangels wohl immer mehr Pfarreien zugeschlagen werden. Wenn er seinen Dienst aufnehme, werde er sich zunächst einmal um knapp 11 000 Katholiken kümmern, berichtete der Geistliche. Dabei werde es aber nicht bleiben – es werden noch Tausende hinzukommen. Zum Vergleich: Als Hermanns 2015 in die Eifel kam, zählte der Seelsorgebereich Bad Münstereifel 10 500 Gläubige. Derzeit sind es noch 9700.

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Als Hermann vor sechs Jahren Bedburg in Richtung Eifel verließ, gab man ihm eine Warnung mit auf den Weg: Die Eifeler seien furchtbar stur, sagte man ihm. Dem sei aber absolut nicht so, wie er schnell festgestellt habe, erzählte der Seelsorger. Er habe hier viele nette Menschen kennengelernt, mit denen ein tolles Miteinander möglich sei. Ja, den Menschenschlag werde er schon vermissen, so Hermanns.

Was er indes nicht missen muss, ist die Erft. Dieses Flüsschen begleite ihn nun schon während seiner ganzen Zeit als Pastor. Lediglich als Kaplan habe er nicht an der Erft gewirkt. Ansonsten sei es erftaufwärts und erftabwärts gegangen. Ein gutes Zeichen auch für seine neue Stelle, wie der scheidende Pfarrer findet.

Nach derzeitigem Stand könnte es einen fliegenden Wechsel im Bad Münstereifeler Pfarrhaus geben. Er hege die Hoffnung, dass die Stelle des leitenden Pfarrers bereits zum 1. September wiederbesetzt werden könnte, ließ Hermanns durchblicken.

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