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Rauch bis Euskirchen sichtbarBrand in der Eifel sorgt für Millionenschaden

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Brand Bad Münstereifel 2

Die Rauchwolke in Bad Münstereifel-Iversheim war zeitweise bis nach Euskirchen zu sehen.

Bad Münstereifel-Iversheim – Die Rauchwolke war bis nach Euskirchen sichtbar. Zwischen Iversheim und Kreuzweingarten war die Sicht der Verkehrsteilnehmer eingeschränkt. Zudem hatte die  Warn-App Nina Alarm ausgelöst und die Bevölkerung vor der starken Rauchentwicklung beim Lagerhallenbrand in Iversheim gewarnt. Ein Mitarbeiter der Recyclingfirma Cabka GmbH & Co. KG Eifel kam verletzt ins Krankenhaus. Laut Polizei entstand ein Sachschaden in Höhe von mehr als einer Million Euro.

Ursache für Brand unklar

Gegen 6.30 Uhr war aus noch ungeklärter Ursache in einer Lagerhalle ein Feuer ausgebrochen. Wie Marita Hochgürtel, Pressesprecherin der Stadt Bad Münstereifel sagte, hatten die Mitarbeiter der Frühschicht zunächst Flammen im Bereich einer Recyclinganlage bemerkt. Ein 65 Jahre alte Mitarbeiter wurde der Polizei zufolge verletzt ins Krankenhaus gefahren. „Er hat über ein starkes Kratzen im Hals geklagt“, sagte ein Polizist vor Ort. Seine Kollegen hatten sich  in Sicherheit gebracht und die Feuerwehr alarmiert.

Da die Flammen und die Rauchwolken weithin sichtbar waren, wurde  sofort ein zweiter Löschzug alarmiert. Unter der Leitung von Thomas Bauerfeind und dem stellvertretenden Kreisbrandmeister Harald Heinen waren mehr 100 Feuerwehrleute im Einsatz. „Wir hatten mit der extrem dichten Rauchentwicklung zu kämpfen“, schilderte Herbert Fass. In der Anfangsphase des Brands seien knapp 15 Trupps unter Atemschutz in die Lagerhalle vorgerückt und hätten die Flammen bekämpft, so Fass. Zeitgleich wurde an der Westseite der Lagerhalle die Drehleiter in Stellung gebracht, um die Flammen auch  von oben zu bekämpfen.

Recycling-Firma

Die Bad Münstereifeler Stadtsprecherin Marita Hochgürtel erklärte, dass es „immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung wegen Geruchsbelästigung“ bezüglich der Iversheimer  Recycling-Firma gegeben habe. Zuständig für Gewerbebetriebe sei indes der Kreis.

Laut Sprecher Wolfgang Andres hat es auch beim Kreis Beschwerden über die Firma Cabka wegen Geruchsbelästigung  gegeben. Das habe daran gelegen,  dass das Unternehmen bis vor gut einem Jahr eine Filteranlage wegen einer alten Genehmigung in Betrieb hatte, die nicht mehr dem Stand der Technik entsprach. Andres: „Das hat sich  geändert. Die neue Biofilter-Anlage ist auf dem neuesten Stand. Daher hat es  seit der Inbetriebnahme vor  einem Jahr keine Beschwerden mehr gegeben.“

Die Cabka-Group ist eine auf Kunststoff-Recycling und die Herstellung von Produkten aus wiedergewonnenem Material spezialisierte Unternehmensgruppe. Dazu nutzt das Unternehmen laut Homepage Haushalts-Verpackungsabfälle und Produktions-Ausschüsse der Industrie zur Herstellung von  Endprodukten.

Im Juni 2015 übernahm das Unternehmen mit  Sitz in Berlin und Produktions-Standorten in Deutschland, Spanien, Belgien und den USA die Iversheimer Firma KS Kunststofftechnik im Bendenweg. Sie firmiert nun unter Cabka GmbH & Co. KG Eifel. Auf der Unternehmensseite ist zu lesen, dass die technischen Produkte aus recyceltem Kunststoff wie Bauzaunträger, Baken-Füße und  Rasengitter-Elemente ins Cabka-Produktprogramm übernommen wurden: „Cabka stärkt und erweitert mit der Übernahme der KS Kunststofftechnik seinen Geschäftsbereich Eco-Products. Das sind nachhaltige Produkte, die zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen.“ Diese Produkte  würden Wirtschaftlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit verbinden. (pws)

Glutnester mit Schaum abgelöscht

Zeitgleich stationierte die Feuerwehr ein Fahrzeug beim angrenzenden Betrieb Peter-Greven-Fett-Chemie. Dort hatte aufgrund der starken Rauchentwicklung die Brandmeldeanlage Alarm gegeben. Wegen des  Funkenflugs  entschied sich Einsatzleiter Bauerfeind, ein Fahrzeug samt Besatzung abzukommandieren.

Aus dem Schleidener Brandschutzzentrum wurde der Atemschutzcontainer zum Einsatzort beordert, um die  Feuerwehrleute mit frischen Pressluftatmern zu versorgen.  Von Kall rollte ein weiterer Einsatzleitwagen 2 an, von Dahlem ein ABC-Erkunder. Auch  der Abrollbehälter Schaum wurde nach Iversheim gebracht. Der Schaum war nötig, weil sich in der   Absauganlage der Lagerhalle zahlreiche Glutnester gebildet hatten. „Die Abfallreste hatten sich in der Anlage gesammelt und waren verklumpt“, erklärte Einsatzleiter Bauerfeind. Um besser an die Glutnester heranzukommen, entschied sich die Feuerwehr dazu, die Absauganlage stückchenweise aufzuflexen. Anschließend wurden die Bereiche  mit Schaum abgelöscht.

Punktgenaue Warnung

Warn-Apps sind ein zeitgemäßer Kanal für Meldungen im Katastrophenfall, sagt Michael Judex vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Mit ihnen kommen die Warnhinweise im Idealfall punktgenau auf die Millionen in Deutschland aktiven Smartphones. Nutzer sehen auf einen Blick, welche Gefahr am eigenen Standort oder in der eingestellten Region droht.

Vier große Warn-Apps – Nina, Katwarn, Biwapp und Warnwetter – gibt es aktuell für den deutschen Raum. Nicht jede von ihnen warnt bundesweit.  „Der Kreis Euskirchen empfiehlt die Nutzung der Apps Nina und Katwarn“, sagt Kreispressesprecher Wolfgang Andres. Die Nutzer der App Katwarn seien am Mittwoch aufgrund eines technischen Fehlers nicht informiert worden. „Der Fehler war nach kurzer Zeit entdeckt, aber die Info war zu diesem Zeitpunkt überholt und überflüssig. Daher ist keine neue Meldung rausgegangen“, so Andres.

Die Polizei hat die Bevölkerung bereits um 6.54 Uhr per Twitter über die starke Rauchentwicklung rund um Iversheim informiert. Die Warn-App Nina wurde vom BBK entwickelt, Katwarn vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS). Der Name Nina steht für „Notfall-Informations- und Nachrichten-App“. Der Bund, der nur bei großen nationalen Gefahrenlagen warnt, hat das System den Ländern für ihre Warnaufgaben zur Verfügung gestellt. Bei Gefahren aus dem Bereich des Katastrophenschutzes, beispielsweise Unwetter oder Hochwasser, gibt der Kreis Warnungen heraus. (tom)

Einsatzkräfte mit Getränken und Süßigkeiten versorgt

„Wir haben drei Einsatzabschnitte gebildet“, erklärte der stellvertretende Kreisbrandmeister Harald Heinen: „Zwei in der Halle und einen, der sich bis nach Kreuzweingarten erstreckt.“ Die Euskirchener Feuerwehr unterstützte ebenfalls die Kollegen aus Bad Münstereifel mit dem Gerätewagen Messtechnik. Sie untersuchten, ob durch die Rauchentwicklung Gefahren für die Bevölkerung ausgingen. „Wir waren von Anfang an optimistisch, dass das nicht der Fall ist. Dennoch mussten wir natürlich auf Nummer sichergehen“, so Heinen.

Auf Nummer sicher gingen die Feuerwehrleute auch im Bereich der Erft. Mit Sandsäcken verhinderten sie, dass das kontaminierte Löschwasser und der eingesetzte Löschschaum in den Fluss gelangten. „Dafür haben wir Sandsäcke vom Bauhof kommen lassen“, erklärte Ulrich Ley, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Das Deutsche Rote Kreuz rückte ebenfalls aus. Die 15 ehrenamtlichen Mitarbeiter versorgten die Einsatzkräfte mit Getränken und Süßigkeiten.

Die Pressesprecherin der Cabka-Gruppe in Berlin, Heike Ramon, sagte der Redaktion, dass Team in Iversheim habe bei den Brand gut reagiert und alles schnell im  Griff gehabt: „Wir werden schnellstmöglich mit der Instandsetzung beginnen.“

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