Schäden in MillionenhöheBad Münstereifeler Kirchen teils massiv von Flut betroffen

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Baukoordinator Bernhard Ohlert in der Eicherscheider Pfarrkirche, in der der Boden saniert werden muss.

Baukoordinator Bernhard Ohlert in der Eicherscheider Pfarrkirche, in der der Boden saniert werden muss.

Bad Münstereifel-Eicherscheid – Das erste, was beim Betreten der Pfarrkirche St. Brigida in Eicherscheid auffällt, ist der beißende Geruch nach Öl. „Das Wasser hat den Heizöltank aufgeschwemmt, das war direkt nach der Flut noch viel schlimmer“, sagt Bernhard Ohlert. Der Schreiner, der Mitglied des Kirchenvorstandes in Bad Münstereifel ist, wurde vom Erzbistum Köln als Baukoordinator für die bei der Flut zerstörten Münstereifeler Kirchen eingestellt. Und kaputt gegangen ist am 14. Juli so einiges.

Nach ersten Schätzungen geht Ohlert von einem Gesamtschaden an Kirchen, Kindergärten und sonstigen Gebäuden im Seelsorgebereich Bad Münstereifel im einstelligen Millionenbereich aus. „Wir hoffen, es wird kein zweistelliger“, ergänzt er.

In Eicherscheid laufen immer noch die Bautrockner

In Eicherscheid seien die Schäden am besten sichtbar. Betreten kann man die Kirche nur durch die Sakristei. Vor dem Haupteingang klafft immer noch ein riesiges Loch, weil die Wassermassen den Boden unterspült und weggerissen haben. „Hätten wir gewusst, dass die Straßenbauarbeiten sich verzögern, hätten wir das Loch längst zugemacht“, so Ohlert.

Aber auch in der Kirche sieht man auf den ersten Blick Schäden - und hört sie im übertragenen Sinne auch. Fast fünf Monate nach der Flut laufen immer noch Bautrockner. Regelmäßig misst Ohlert die Luftfeuchtigkeit, die in den vergangenen Wochen konstant gesunken ist. Lange wird es nicht mehr dauern, und sie werden nicht mehr benötigt.

Boden mit Öl kontaminiert

Auffallend: Der Boden im Kirchenschiff ist abgesackt. Selbst der Altarbereich hängt in der Mitte ein wenig durch. Doch Ohlert gibt insgesamt Entwarnung. „Es gab Gerüchte, dass die Kirche einsturzgefährdet sei“, erzählt er. Doch der Statiker fand an zwei oder drei Stellen Kleinigkeiten. Das Mauerwerk sei intakt, dessen Fundamente seien äußerst stark. Aber offenbar wurden die Bodenplatten nur auf Sand verlegt. „Der Boden muss raus, er ist auch mit Öl kontaminiert“, erklärt Ohlert. Mit einigen Bewohnern aus dem Dorf und der Feuerwehr habe man nach der Flut die Bänke rausgeholt, das THW half und verlegte einen Zugang.

Der Boden vor dem Eingang der Kirche wurde regelrecht weggespült - samt Begrenzungsmauer zur Erft hin.

Der Boden vor dem Eingang der Kirche wurde regelrecht weggespült - samt Begrenzungsmauer zur Erft hin.

Aber die Eicherscheider Kirche ist nicht das einzige betroffene Gotteshaus im Seelsorgebereich. Eventuell die kostspieligsten Schäden sind in der Stiftskirche entstanden. Die brandneue Heizungsanlage ist nämlich zerstört worden. Der Boden ist wohl nur nahe der Außenwände beschädigt. „Wir müssen noch den Zustand der Fußbodenheizung überprüfen“, so Ohlert.

Massive Schäden in Iversheim

Dafür, dass die Kirche nicht deutlich stärker beschädigt wurde, macht Ohlert eine Maßnahme von vor 30 Jahren verantwortlich. Weil es immer wieder Absackungen und Risse in der Stiftskirche gegeben hat, wurde sie auf Dutzende Betonsäulen gestellt. Dass die Pietà, die Madonna und der Schrein heil geblieben sind, liegt auch am persönlichen Engagements Ohlerts und seiner Frau. „Wir haben diese Gegenstände am Tag nach der Flut hochgetragen. Ich weiß bis heute nicht, wie wir das bei dem schweren Schrein geschafft haben.“

Massive Schäden gab es in Iversheim, schließlich liegt die Kirche direkt neben der Erft. Die Warmluftfußbodenheizung ist kaputt, die dafür nötigen Trapezbleche im Boden rosten und es steht sogar noch Wasser drin. Die Kirche muss noch ausgeräumt werden, aber nur Fachleute dürfen Altäre und Bänke abbauen. Bei all dem muss man schauen, dass die Orgel nicht verstaubt.

Läuteanlagen in fast allen Kirchen kaputt

Der Staub ist generell ein Problem. In der Stiftskirche wurden zum Trocknen die Fenster geöffnet, es war ja Sommer. Aber durch die geöffneten Fenster kam auch der Staub durch die Bauarbeiten. „Wir müssen vermutlich alle Kirchen im Innern komplett streichen“, meint Bernhard Ohlert.

In der Kapelle in Kirspenich ist der Boden raus, die Fußbodenheizung ist beschädigt. „Zum Glück ist nichts mit Öl kontaminiert.“ Eine Restauratorin sichert die Altargemälde. Auch in Houverath wurde die Heizung in der Kirche vom Grundwasser beschädigt, sie sei aber schon wieder repariert.

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In fast allen Kirchen ist die Läuteanlage kaputt. Zwar läutet die Stiftskirche noch alle 15 Minuten. Doch die Programmierung für Messen geht nicht mehr. „In den Anlagen sind Akkus drin und die wurden nun tiefenentladen“, erklärt Ohlert. Es sei aber auch zu Kurzschlussschäden gekommen. In Iversheim sind die Glocken momentan komplett verstummt.

Auch Kindergärten teilweise stark betroffen

Teils stark betroffen wurden auch die katholischen Kindergärten in Bad Münstereifel und Arloff. Das Josefshaus hatte Glück im Unglück. Zwar sei die nur wenige Jahre alte Heizungsanlage kaputt und es habe auch einige im Keller aufbewahrte Kunstgegenstände erwischt. „Hätte das Wasser im Josefshaus einen Zentimeter höher gestanden, wäre es auch im Saal gewesen“, berichtet Ohlert.

Im Josefshaus ist momentan die Kindertagesstätte „Die magische 12“ des Kinderschutzbundes untergebracht. Im Sommer müsste der Kindergarten aber nach derzeitigem Stand wieder raus. „Wir habe einen Vertrag mit der Caritas als Mieter, die aber vorerst verzichtet hat“, erklärt Ohlert die vertrackte Situation.

Wie die Behebung der Schäden finanziert wird, sei noch nicht abschließend geklärt. „Eigentlich müssten wir 80 Prozent finanziert bekommen, weil es Denkmäler sind, werden es vielleicht sogar 100 Prozent“, denkt Ohlert laut. Geplant sei auf jeden Fall, dass bis Weihnachten alle Schäden behoben sind. Allerdings erst Weihnachten 2022.

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