Seit 50 Jahren hört es ins AllBad Münstereifeler Radioteleskop feiert Jubiläum

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Das Radioteleskop aus Effelsberg.

Bad Münstereifel – Wasser und Ammoniak kann es selbst in einer Entfernung von mehreren Millionen Lichtjahren nachweisen: das Radioteleskop Effelsberg. Seit mittlerweile 50 Jahren ist es auf der Suche nach Signalen aus den Weiten des Alls. Für die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) ein guter Anlass, den runden Geburtstag des leistungsstarken Messgeräts mit einer Sonderbriefmarke und einem Zeitreise-Wanderweg zu würdigen.

Auch nach 50 Jahren sei das Teleskop ein astronomisches Instrument der Spitzenklasse, sagt Dr. Alex Kraus, Leiter des Radioobservatoriums. Abgesehen von der Grundstruktur seien nahezu alle Komponenten erneuert und verbessert worden. „Nach wie vor ist die Nachfrage nach Messzeit hoch. Es kommen Beobachtungsanträge von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt“, so Kraus. Michael Kramer, beim MPIfR verantwortlich für das Observatorium, sieht das 100-Meter-Teleskop noch in absehbarer Zukunft an der Weltspitze – wegen der Möglichkeit, immer wieder neue Spitzentechnologie für die Empfangssysteme einzusetzen.

Zeitreise auf fünf Kilometern

Den Leistungen des Teleskops wird derzeit ein Jubiläumswanderweg gewidmet, der am Besucherpavillon des Instituts auf dem Effelsberg beginnt. Auf fünf Kilometern informiert er über die Meilensteine und Weltrekorde in der Geschichte des Radioteleskops. Ein Jahr entspricht dabei 100 Metern Weg.

Eine Zeitreise

Über 20 Meilensteine in der Geschichte des Radioteleskops informiert der Zeitreise-Wanderweg.

Der Wanderweg führt durch die zwei Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Er ist ein gemeinsames Projekt von MPIfR, Freundeskreis Sahrbachtal, Touristinfo Bad Münstereifel und der Ortsgruppe des Eifelvereins.

Die Reise führt die Wanderer zunächst ins Jahr 1971. Am 23. April führten die Effelsberger ihre erste Testmessung durch: Sie empfingen Signale einer Supernova. 1973 diente das Teleskop sechs Monate lang als Empfangsstation für die Sonnensonde Helios, das erste große Projekt der deutschen Raumfahrt.

Auch der Nachweis von Wasser (1977) und Ammoniak (1979) außerhalb der Milchstraße war ein Meilenstein in der Teleskopgeschichte. (maf)

www.mpifr-bonn.mpg.de/effelsberg/besucher/zeitreiseweg

Offiziell wird der Zeitreise-Weg erst Mittwoch, 12. Mai, eröffnet. Das ist auf den Tag genau 50 Jahre, nachdem das Teleskop eingeweiht wurde. Leider werde das Institut die Eröffnung wegen der Pandemie nicht mit einer größeren Veranstaltung begleiten können, sagt Institutssprecher Norbert Junkes. Einen geplanten Tag der offenen Tür habe man verschieben müssen.

Den runden Geburtstag des Messgeräts können Astronomieinteressierte trotzdem im Kleinen mitfeiern: An ihn erinnert eine Sonderbriefmarke, die das Bundesfinanzministerium im April herausgegeben hat. Die drei mal vier Zentimeter große Marke ziert ein Bild des Effelsberger Teleskops, das bis zum Jahr 2000 weltweit das größte seiner Art war.

Beteiligung an Weltrekord

Hinter der Nummer eins aus den USA muss sich das 100-Meter-Teleskop aber auch heute nicht verstecken. Noch immer ist es auf der Suche nach kosmischen Magnetfeldern und Pulsaren, dem Endstadium massereicher Sterne, die größer als die Sonne sind. Selbst schwächste Signale aus, nach irdischen Maßstäben, unvorstellbaren Entfernungen kann es aufspüren. Die Forscher des Instituts schmücken sich sogar mit der Beteiligung an einem Weltrekord: Sie erzielten im Netzwerk mit anderen Teleskopen eine Winkelauflösung von elf Mikrobogensekunden – eine für optische Teleskope unerreichbare Präzision und die bisher höchste, in der Astronomie gemessene, Winkelauflösung überhaupt. Das Auflösungsvermögen beschreibt, wie klein Objekte sein können, damit ein Astronom sie noch präzise abbilden kann. Elf Mikrobogensekunden würden dem Durchmesser einer Ein-Cent-Münze auf dem Mond entsprechen, erläutert Junkes.

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Auch aktuell arbeiten die Effelsberger im Verbund mit anderen Teleskopen, um Objekte mit einer hohen Winkelauflösung darstellen zu können. Ein weiterer Schwerpunkt der Forscher sind kosmische Radioblitze, deren Ursprung noch immer unklar ist und die nur wenige Mikrosekunden beobachtet werden können.

Ein Ende des Messbetriebs ist also noch lange nicht in Sicht. Auch nach 50 Jahren Betrieb erfreue sich das Teleskop bester Gesundheit, sagt Junkes. Otto Hachenberg, der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie, wäre darüber vermutlich sehr verwundert.

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