WiederaufbauStadtrat stimmt für die Freitreppe in Bad Münstereifel

Lesezeit 5 Minuten
Dort, wo am Werther Platz die Erftmauer fehlt, wird die Freitreppe errichtet. Sie ist zwölf Meter breit und wird drei Meter in den Platz hineinreichen.

Dort, wo am Werther Platz die Erftmauer fehlt, wird die Freitreppe errichtet. Sie ist zwölf Meter breit und wird drei Meter in den Platz hineinreichen.

Bad Münstereifel – Das Thema „Wiederaufbau“ beschäftigte am Dienstagabend in der Konviktkapelle den Münstereifeler Stadtrat. Damit möglichst schnell mit den Arbeiten begonnen werden kann – das Ziel einer Wiedereröffnung des City Outlets am 30. Juni und einer Fertigstellung eines Großteils der Straßen zu diesem Termin besteht weiterhin – musste der Rat einige Entscheidungen treffen.

Freitreppe

Die Freitreppe am Werther Platz, wie er mittlerweile genannt wird, bestimmte in den vergangenen Wochen die Diskussionen in der Stadt. Ein klares Stimmungs- oder Meinungsbild war nicht auszumachen: nicht bei der Ortsbegehung der Initiative Neugestaltung der Kernstadt, nicht bei den beiden Bürger-Workshops der Stadt, nicht im vergangenen Bauausschuss.

Und – um das Ergebnis vorwegzunehmen – auch im Stadtrat gab es keine klare Entscheidung. Selbst innerhalb der Fraktionen bestand kein einheitliches Meinungsbild. Am deutlichsten zeigte sich das in der CDU, deren Mitglieder zwar mehrheitlich dafür waren – doch die Mehrheit fiel recht knapp aus. Am Ende zählte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) 17 Befürworter der Freitreppe und elf, die dagegen stimmten. Anders gesagt: Die Freitreppe in die Erft wird kommen.

Vor der Abstimmung wurde aber noch einmal ausführlich diskutiert. Neue Argumente gab es kaum. Neben den bereits gehörten Bedenken bezüglich möglicher Lärmbelästigung, gehäuftem Vorkommen von Unrat, Sicherheitsaspekten oder der unattraktiven Aussicht auf die steile Burgmauer, sprach Willi Hoever (CDU) auch Gefahrenpotenzial durch Laub im Herbst und Glatteis im Winter an. Auch mahnte er, dass ein Geländer errichtet werden müsse.

Die Befürworter sahen eine Attraktivitätssteigerung für die Stadt, neue Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten sowie die Chance, die Treppe kulturell zu nutzen, etwa durch Kunst oder Sommerkino.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ingenieur Christian Lorenz erklärte die Details. „Die Freitreppe geht nicht in die Erft“, sagte er, das hätte der Erftverband kategorisch abgelehnt. Vielmehr reiche sie – über eine Länge von zwölf Metern – drei Meter in den Werther Platz hinein. Aufgrund dieser recht kleinen Dimensionen sprach Thomas Bell (Linke) von einem „Freitreppchen“. Eine Höhe von 1,30 Meter müsse überwunden werden bis hinab in die Erft. Lorenz geht von vier Stufen aus.

An anderer Stelle hätte die Treppe nicht errichtet werden können, denn nur am Werther Platz sei die Erftmauer zerstört. Deshalb sei der Bau der Freitreppe voraussichtlich auch kostenneutral, wie Willi Müller von den Stadtwerken ausführte. Die Kosten für den Wiederaufbau inklusive Fundament für die Erftmauer sowie für die Pflasterung fielen weg. „Städtebaulich ist das ein Fortschritt, der mitfinanziert wird“, sagte er.

Die Detailplanung werde nach dem Votum des Rates nun beginnen und beinhaltet laut Lorenz auch den Hochwasser- und Unfallschutz.

Die SPD sprach – wie bereits die CDU im Bauausschuss – einen möglichen Freitreppenstandort an der Kleinen Bleiche an. Diese sei laut Bürgermeisterin im Integrierten Stadtentwicklungskonzept aber ohnehin vorgesehen.

Neue Bäume

Diskussionen um Bäume ist man in der Politik durchaus gewohnt. Dann geht es aber im Regelfall um Abholzungen. In Bad Münstereifel diskutierte der Stadtrat nun über die Pflanzung zweier Bäume. Einer soll an die Erftmauer vor der Pforte des St.-Michael-Gymnasiums, der andere soll an die Erftmauer am Markt (Verlängerung der Marktstraße). Bei den Bäumen soll es sich um robustes, heimisches Gehölz handeln – beispielsweise Ahorn oder Linden. Die Denkmalpflege sprach sich zwar aus historischen Gründen gegen Bäume aus, weil die Kernstadt nicht begrünt gewesen sei, würde den Ratsbeschluss aber mittragen.

Die Politiker diskutierten ausführlich über das Für und Wider der Bäume. Martin Mehrens (CDU) sprach sich grundsätzlich für die Pflanzung „so vieler Bäume, wie es geht“ aus.

Dr. Kerstin Oerter (Grüne) betonte, wie wertvoll Bäume für das Mikroklima seien. Auch Edmund Daniel (UWV) votierte für die beiden Standorte: „So mancher in der Stadt wird sich darüber freuen.“

Die Kritiker sahen mögliche Schäden durch das Wurzelwerk auf die Stadt zukommen (Karl Michalowski, SPD), die Unterbrechung von Sichtachsen (Thilo Waasem, SPD) und den folgenden Arbeitsaufwand durch Laub und Gießen (Bernhard Ohlert, CDU). Der Rat stimmte über die beiden kritischen Bäume einzeln ab, das Ergebnis war in beiden Fällen knapp und pro Begrünung: der Baum vor dem St.-Michael-Gymnasium wurde mit 16:12 Stimmen beschlossen, der am Markt mit 15:11 Stimmen bei zwei Enthaltungen.

Über einen dritten Baum, der zusätzlich zu den beiden bestehenden Bäumen am Salzmarkt errichtet werden soll, wurde weder diskutiert, noch wurde über ihn separat abgestimmt.

Salzmarkt

Der Salzmarkt wird, entgegen der ursprünglichen Planung, doch mit dunklen Basaltsteinen gepflastert. Damit folgte der Rat einem Vorschlag aus einem der beiden Bürger-Workshops vom Samstag. Geplant war, dass Plätze in dunklem Basalt, Verkehrswege in hellerer Grauwacke gepflastert werden sollen. Die Bürger sahen den Salzmarkt aber eher als Platz denn als Straße an. Da die Steine schon bestellt sind, musste die Aufteilung verändert werden. Planer Lorenz stellte dem Rat zwei mögliche Varianten vor, eine dritte wurde im Rat erarbeitet und mit einer Enthaltung beschlossen. Der geplante „Platz“ vor den Cafés nahe des Werther Tors wird ebenso in Grauwacke gepflastert wie die Fläche vor „En de Höll“ am Orchheimer Tor sowie der Bereich vor der Jesuitenkirche. Dadurch seien genug Basaltsteine für den Salzmarkt freigeworden.

Kommunaler Wiederaufbau

Frank Böttcher vom Unternehmen Tilia, das den Wiederaufbau für die Stadt begleitet, informierte über den Wiederaufbauplan. Aktuell seien 175 Maßnahmen in Bearbeitung. Kleinere seien abgearbeitet, in den nächsten Wochen kämen 200 bis 300 neue hinzu. Betroffen seien drei Schulen, drei Kitas, acht Sport- und Spielplätze, fünf Feuerwehrgebäude, 92 Straßen, 73 Gewässer, 42 Brücken sowie der Forst, zahlreiche Wirtschaftswege, Mobiliar, Innenausbau, Kreuze und mehr. Kostenschätzungen der Schäden an kommunalem Eigentum durch die Flut belaufen sich auf eine Höhe von mindestens 135 Millionen Euro. Bis Mitte Februar seien die Gesamtkosten erstellt, Böttcher hofft, dass 90 Prozent bewilligt werden. Modernisierungen seien durchaus erwünscht, wenn man es nicht übertreibe.

Privater Wiederaufbau

Bürgermeisterin Preiser-Marian berichtete über den Stand im Bereich privater Wiederaufbau. 461 Bürger hätten Wiederaufbauhilfe beantragt, 320 Anträge seien aktuell in Prüfung oder Bewilligung. 5,9 Millionen Euro seien bereits bewilligt worden. Ihr Appell an die Bürger: Wer konkrete Probleme habe, soll sich bei der Verwaltung melden. „Wir greifen Ihnen bei der Antragstellung unter die Arme.“

Rundschau abonnieren