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Bis nach PeruSchüler aus dem Kreis arbeiteten auf hoher See

Lesezeit 4 Minuten
Für ihre Seereise von Callao in Peru bis nach Hamburg braucht die CMS Guayaquil Express rund fünf Wochen.

Für ihre Seereise von Callao in Peru bis nach Hamburg braucht die CMS Guayaquil Express rund fünf Wochen.

Marmagen – Zeit am Meer, Wellen und Wind. Wasser satt. Klingt nach einem guten Plan für den Sommer. Nicht am, aber auf dem Wasser haben Jan Wegener und Alexander Scholz ihre diesjährigen Sommerferien verbracht. Ein Zufall brachte die beiden 17-jährigen Schüler zusammen.

Jan wohnt in Marmagen und besucht die Clara-Fey-Schule in Schleiden. Alexander aus Euskirchen geht auf das Emil-Fischer-Gymnasium. Beide haben eine Leidenschaft für die Schifffahrt. Und beide haben sich – ganz unabhängig voneinander – für das Ferienfahrer-Programm des Verbands Deutscher Reeder (VDR) beworben, das interessierten jungen Menschen Jahr für Jahr einen Einblick in die Arbeit auf hoher See ermöglicht.

Von Peru bis nach Hamburg

Ein echter Zufall war es also, dass sich die Reederei Hapag-Lloyd Anfang Mai dieses Jahres bei den beiden Schüler aus dem Kreis Euskirchen gemeldet hatte und ihnen anbot, mitzufahren: Fünf Wochen von Callao in Peru bis nach Hamburg auf der CMS Guayaquil Express. 333 Meter lang und 48 Meter breit ist das Containerschiff, und es hat 26 Mann Besatzung – Jan Wegener und Alexander Scholz inklusive.

Die Strecke führte die beiden jungen Männer innerhalb von fünf Wochen von Südamerika durch den Panamakanal bis nach Europa. Ziel: Hamburg. „Elf Tage waren wir auf dem Atlantik unterwegs“, erzählt Jan. Zwischendurch konnten die Jungs beim Landgang in fremde Kulturen eintauchen. Klingt nach einem großen Abenteuer. Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, seine Ferien auf einem Containerschiff zu verbringen?

„Wir sind immer schon an die Nordsee in den Urlaub gefahren“, erzählt Alexander. Die Schiffe dort und das Wasser – das habe ihn von klein auf beeindruckt. Er ist sehr technikinteressiert und möchte später im Bereich Elektrotechnik arbeiten. Da kam ihm die Fahrt mit der Guayaquil Express gerade Recht, um einen Blick hinter die elektrotechnischen Kulissen des Schiffes werfen zu können.

Kapitän als Traumberuf 

Auch Jan denkt stark beeindruckt an seine Zeit auf dem Containerschiff zurück. „Ich habe jetzt eine klare Orientierung, wo es für mich beruflich hingehen soll“, sagt er. Kurz vor seiner Abreise hatte er dieser Zeitung noch ein Interview in der Serie „Mein cooles Hobby“ gegeben – als ambitionierter Rettungsschwimmer. Schon damals stellte sich heraus: Jan ist absoluter Nautik-Fan und möchte Kapitän werden.

Um seinen Traum zu erreichen, hat er mit seinen jungen 17 Jahren schon so einige Qualifikationen gesammelt: Mitgliedschaft in der DLRG mit Rettungsschwimmer-Abzeichen, Sportbootführerschein, Segelführerschein, ein Praktikum bei der Köln-Düsseldorfer und Segelkurse auf Mallorca. Einen Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel hat er auch bereits absolviert. Und nun war er als Ferienfahrer auf dem Koloss der Hapag-Lloyd unterwegs. 11 519 Container hatte das Schiff geladen, wie die beiden Nachwuchs-Seefahrer erzählten.

An Bord bewohnte jeder seine eigene Kabine. „Das Schiff ist völlig autonom aufgebaut“, berichtet Jan. Küche und Speiseraum, Waschmaschinen, Fitness-Studio, einen Kiosk, den sogenannten Slop Chest, einen Pool und sogar eine Playstation habe es gegeben. Langweilig wurde es nie. Selbst in ihrer Freizeit haben die beiden freiwillig mitgearbeitet. Oder Kicker gespielt, den gab es nämlich auch. „Wir haben über die Wochen ein Turnier veranstaltet“, erzählt Alexander. Die ganze Besatzung habe mitgespielt. Vom Koch bis zum Kapitän. Am Ende habe seine Gruppe das Turnier für sich entschieden, meint er lachend.

Guter Zusammenhalt an Bord

Unabhängig von Altersunterschieden und den verschiedenen Nationen, die die Besatzung ausmachte, war es ein guter Zusammenhalt auf dem Schiff. Und den beiden Schiff-Fans wurde viel Verantwortung überlassen. Das habe sie geprägt und ein gutes Stück selbstständig gemacht, erzählen sie. Jan hat auf der Brücke gearbeitet und dem Kapitän über die Schulter geschaut und intensiv bei der Navigation mitwirken können. Nach einiger Zeit habe er beispielsweise eigenverantwortlich die stündliche Schiffsposition eintragen dürfen.

Auch Alexander wurde schnell zum vollwertigen Crewmitglied. Ein besonderes Highlight waren für ihn die Kontrollen im Schornstein des Schiffs, erzählt er. Und Jans Highlight? „Die Fahrt durch den Panama-Kanal war schon sehr beeindruckend“, erzählt er. Rechts und links Dschungel. Und gerade die Fahrt durch die Schleusen sei Maßarbeit bei diesem gigantischen Containerschiff gewesen.

Neben den Erfahrungen bei Hapag-Lloyd ist dem 17-Jährigen vor allem ein seltenes Naturschauspiel auf hoher See im Gedächtnis geblieben: Nachts hat er einen Mondregenbogen entdeckt, also ein Regenbogen, der durch Mondlicht entsteht.

Weitere Informationen zum Ferienfahrerprogramm gibt es im Internet.

www.reederverband.de

www.hapag-lloyd.com

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