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LückenschlussA1 soll für das Haselhuhn einen Schlenker machen

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Eine Animation verdeutlicht, wie die neue Linienführung um die Waldgebiete bei Lommersdorf (oben links) herumschwenkt und dann in einem Tunnel unter dem Ahrdorfer Wald hindurchtaucht.

Eine Animation verdeutlicht, wie die neue Linienführung um die Waldgebiete bei Lommersdorf (oben links) herumschwenkt und dann in einem Tunnel unter dem Ahrdorfer Wald hindurchtaucht.

Blankenheim – Eine neue Trasse für den Lückenschluss der Autobahn 1 im Raum Blankenheim präsentierten am Freitag Vertreter von Straßenbaubehörden im örtlichen Eifelmuseum. „In intensiven und konstruktiven Gesprächen mit der Umweltverwaltung wurde eine optimierte Trassenführung gefunden“, erklärte Michael Heinze, stellvertretender Abteilungsleiter Straßeninfrastruktur im NRW-Verkehrsministerium.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass diese neue Trasse im Klagefall vor Gericht bestehen wird“, gab Heinze sich optimistisch. Auf einen ungefähren Zeitpunkt, an dem der Lückenschluss vollendet sein wird, wollten sich die Straßenbauer nicht festlegen. Es werde auf jeden Fall noch etliche Jahre dauern.

60 Millionen Euro teurer

Die neue Variante betrifft den Abschnitt zwischen den geplanten Anschlussstellen Lommersdorf und Adenau. Nach der bisherigen Planung führte dieser 8,6 Kilometer lange Abschnitt ganz knapp zwischen zwei „Haselhuhn-Potenzialflächen“ hindurch. Über einen besonders sensiblen Bereich sollte die 1310 Meter lange Talbrücke Aulbach hinwegführen. Für diese Trasse waren bislang 245 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. In einem großen Bogen soll die neue Trasse nun südwestlich an den „Haselhuhn-Potenzialflächen“ vorbeiführen.

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Der neue Abschnitt soll 9,4 Kilometer lang und rund 60 Millionen Euro teurer werden, also nach heutigem Stand etwa 305 Millionen Euro kosten. In diesem Bogen, der bis zu einen Kilometer westlich der bisherigen Planung verläuft, sind drei große Bauwerke vorgesehen. Von Norden kommend werden Autofahrer zunächst über eine 120 Meter lange Talbrücke fahren, die den vorläufigen Namen „Aulbach“ trägt.

Dann folgt ein 580 Meter langer Tunnel, der unter dem Ahrdorfer Wald hindurch führt. Hinter dem Tunnel folgt im Bereich des Hanges oberhalb der Ahr eine weitere Brücke, die 510 Meter lang werden soll. Anschließend kommt der Bogen bei Dorsel wieder zurück auf die bisher geplante Trasse. Anschließend führt eine 840 Meter lange Brücke übers Ahrtal bis zur geplanten Anschlussstelle Adenau.

Trasse umfährt hochsensible Naturräume

„Die neue Trasse ist zwar rund 800 Meter länger, doch dies ist angesichts der 730 Kilometer Gesamtlänge der Autobahn 1, die von der Ostsee bis nach Saarbrücken führt, zu vernachlässigen“, sagte Thomas Ganz, Regionalleiter des Landesbetriebs Straßen NRW.

Die ursprüngliche Linienbestimmung der Autobahn sei Anfang der 1970er erfolgt. Doch man stecke in einer Sackgasse, die alte Linienführung berge ein „erhebliches Risiko“. Deshalb habe man nun einen Neustart vorgenommen. Die neue Trasse umfahre die Konfliktflächen, bei denen es sich um hochsensible Naturräume handele. Nun vermeide man die Problemlage gänzlich. Außerdem würden die Waldflächen „weniger zerschnitten“. Weder die Bürger von Lommersdorf noch die von Dorsel müssten mit Nachteilen rechnen. Sein Schlusswort lautete: „Dies ist unsere Variante, mit der wir die Planung zu Ende führen wollen.“

Fünf Jahre Bauzeit

Die Planung für den kompletten, rund 25 Kilometer langen Lückenschluss sieht nun so aus: Der erste Abschnitt vom bisherigen Autobahnende bei Blankenheim bis zur Anschlussstelle Lommersdorf wird nicht verändert. Er ist 5,1 Kilometer lang und soll etwas mehr als 50 Millionen Euro kosten. Dieser Abschnitt ist im Planfeststellungsverfahren.

Der zweite Abschnitt von Lommersdorf nach Adenau, der nun geändert wurde, muss noch im Detail geplant werden. Dies wird drei bis dreieinhalb Jahre dauern. Die Fachleute rechnen mit einer Bauzeit von rund fünf Jahren, die Fertigstellung des Tunnels wird zwei bis drei Jahre dauern. Der dritte Abschnitt von Adenau bis Kelberg ist rund 10,5 Kilometer lang, liegt in Rheinland-Pfalz und wird von den dortigen Behörden geplant. Das Offenlegen dieser Pläne ist für den Sommer vorgesehen.

Geld ist genug da

Kommt der Lückenschluss denn nun nach Jahrzehnten mit wechselnden Landesregierungen tatsächlich? „Der Bund will die Lücke schließen. Und das Land auch“, erklärte Michael Heinze. Genügend Geld sei vorhanden. Thomas Ganz ergänzte: „Wir arbeiten nun ganz anders.“ Straßen NRW verfolge nicht mehr 100 Projekte gleichzeitig, sondern konzentriere sich auf die wichtigsten Vorhaben. „Wir werden private Ingenieurbüros beauftragen. Das wird in dieser Form durchgezogen“, erklärte er.

Im Vorfeld der Pressekonferenz hatte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) die neuen NRW-Pläne kritisiert. Diese Kritik wies Stephanie Hagelüken, Pressesprecherin des NRW-Verkehrsministeriums, zurück. Es habe mehrfach Gespräche zwischen den Behörden beider Länder gegeben.

Auch dem Vorwurf der Verzögerung widersprach sie energisch. „Wir hatten eine Variante, mit der wir null weiterkamen. Wir wollten aus dieser Sackgasse heraus.“ Da man nun den Stillstand beseitige, könne die rheinland-pfälzische Seite nicht von einer Verzögerung sprechen. Die Naturschutzverbände, die zu den größten Gegnern des Lückenschlusses gehörten, sollen noch über die neue Variante informiert werden.

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