Überpopulation in Blankenheim633 Stück Rotwild zum Abschuss frei gegeben

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Rund 1500 Stück Rotwild leben in Blankenheim, 633 Stück davon sollen im neuen Jagdjahr erlegt werden.

Rund 1500 Stück Rotwild leben in Blankenheim, 633 Stück davon sollen im neuen Jagdjahr erlegt werden.

Blankenheim – Auf die Jäger, die in den 44 Blankenheimer Revieren ihrer Leidenschaft nachgehen, kommt viel Arbeit zu. Denn der Bestand an Rotwild an der Oberahr ist gigantisch, die durchschnittliche Populationsdichte liegt rund 500 Prozent über dem Wert, der naturverträglich wäre.

Für das kommende Jagdjahr werden die Abschusszahlen deshalb drastisch angehoben: Insgesamt 633 Stück Rotwild müssen dann zur Strecke gebracht werden. Rolf Heller, Vorsitzender der Hegegemeinschaft Blankenheim, erläuterte die Hintergründe am Donnerstagabend in der Sitzung des Ausschusses für kommunale Betriebe.

Rudel von 80 bis 100 Tieren

„Zum fünften Mal in Folge wurde in diesem Frühjahr eine Rotwildzählung in der Hegegemeinschaft Blankenheim, die deckungsgleich mit den Gemeindegrenzen ist, durchgeführt“, berichtete Heller den Politikern. Zum fünften Mal in Folge sei dabei eine Erhöhung der Rotwildpopulation festgestellt worden. Und das, obwohl die Abschusszahlen in diesem Zeitraum ebenfalls gestiegen seien. „Die Jagdstrecke bei Rotwild erhöhte sich von 200 erlegten Stück im Jagdjahr 2013/14 auf 415 Stück im Jagdjahr 2017/18“, so Heller.

Bei der Zählung, die Anfang April vorgenommen worden war, sei ein Bestand von durchschnittlich 24,3 Stück Rotwild je 100 Hektar Wald ermittelt worden. „In unserem Lebensraum wird von einer verträglichen Rotwilddichte von maximal vier bis fünf Stück je 100 Hektar Wald ausgegangen“, erläuterte der Fachmann.

„Erstaunlich ist, dass trotz der hohen Abschüsse immer mehr Wild dazukommt“, wunderte sich Ausschussvorsitzender Reiner Reetz (CDU). „Wir können die Abschusszahlen kontrollieren, weil ja die Unterkiefer abgegeben werden müssen“, erläuterte Heller, der auch Gemeindeförster in Blankenheim ist. Man habe allerdings in der Vergangenheit einen Fehler bei der Schätzung des Geschlechterverhältnisses gemacht.

„Die Jäger haben überwiegend männliche Tiere geschossen“, sagte Heller. Grund dafür sei die Trophäenjagd. Bei der diesjährigen Zählung, die mit Hilfe von Wärmebildkameras vorgenommen worden sei, habe man in allen Revieren ein deutlich höheres weibliches Wildvorkommen registriert. Bei einem höheren weiblichen Anteil sei zwangsläufig auch eine höhere Zuwachsrate zu erwarten. Für das kommende Jagdjahr müsse der Abschuss deshalb von 463 auf 633 Stück angehoben werden. Zum Vergleich: In Blankenheim gibt es derzeit rund 1500 Stück Rotwild.

Im Ausschuss sorgten diese Ausführungen für Ratlosigkeit. „Kann man nicht so etwas wie eine Antibabypille an das Rotwild verfüttern?“, fragte SPD-Fraktionschef Wilfried Wutgen. „Solche Mittel gibt es nicht“, antwortete Heller. Die Gefahr für den Blankenheimer Gemeindewald sei auf jeden Fall enorm. „Wir können dem beginnenden Klimawandel nicht begegnen“, so der Förster. „Eigentlich müssten wir andere Sorten anpflanzen, wie Weißtanne oder Douglasie“, erläuterte er. Doch für das Wild seien diese Jungpflanzen ein Leckerbissen.

„Neben der B 51 kann man Rudel von 80 bis 100 Tieren sehen“, bestätigte Guido Hövel (UWV) die Ausführungen von Heller. Auch Wanderern und Radfahrern fallen die großen Herden verstärkt auf. Angst vor den mächtigen Tieren muss deshalb niemand haben. Heller: „Bei Rotwild handelt es sich um Fluchttiere, als Spaziergänger sollte man die Tiere einfach vorbeiziehen lassen.“

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