Attraktion geplantAm alten Bahnhof in Schmidtheim steht nun wieder ein Waggon

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Kommt ein Waggon geflogen: 18,5 Tonnen schwer ist der nach Schmidtheim transportierte Wagen.

Kommt ein Waggon geflogen: 18,5 Tonnen schwer ist der nach Schmidtheim transportierte Wagen.

  • Benedetto Gentili hat schon den alten Bahnhof in Dahlem-Schmidtheim renoviert und darin Mietwohnungen errichtet.
  • Doch was ist ein Bahnhof ohne Zug? Ein ganzer Zug passt nicht hin, aber nun steht wieder ein Waggon am Bahnhof.
  • Diesen will Gentili nun zur Touristenattraktion machen.

Dahlem-Schmidtheim – Das kommt auch nicht alle Tage vor: Am Dienstag wurde ein 18,5 Tonnen schwerer Eisenbahnwaggon in Schmidtheim von einem Kran auf das Privatgrundstück von Benedetto Gentili am alten Bahnhof gehoben. Bis dass der Waggon durch die Eifelluft „fliegen“ konnte, musste jedoch eine Menge Ärger und Anstrengung ausgestanden sein. Ziel der Aktion soll irgendwann einmal ein touristisches Angebot sein, bei dem Menschen in der Eifel etwas Eisenbahn-Atmosphäre schnuppern können.

Benedetto Gentili hat, wie berichtet, den Schmidtheimer Bahnhof renoviert und darin Mietwohnungen errichtet. Die Sanierungsarbeiten sind beendet, doch dem umtriebigen Schleidener, der in Roggendorf Rückwände verkauft und eine Medienagentur hat, fehlte noch das gewisse I-Tüpfelchen.

Also kam er auf die Idee, sich einen ausgedienten Eisenbahnwaggon zuzulegen. „Wenn ich gewusst hätte, was ich für einen Ärger damit kriege – ich hätte es trotzdem gemacht“, sagt der kreative Tausendsassa, der offenbar gerade an Widerständen erst richtig wächst.

Benedetto Gentili vor dem alten Schmidtheimer Bahnhofsgebäude, das er liebevoll saniert hat.

Benedetto Gentili vor dem alten Schmidtheimer Bahnhofsgebäude, das er liebevoll saniert hat.

Gentili will den Waggon umbauen

Vor einem Dreiviertel-Jahr habe er die Idee gehabt, sich ein solches Eisenbahn-Juwel zuzulegen, berichtet Gentili. „Ich habe bei Ebay nachgeguckt und tatsächlich einen gefunden. Und während einer Fahrt in den Urlaub habe ich den Waggon noch im Auto sitzend gekauft, weil ich das unbedingt machen will“, erzählt er. Rund 8000 Euro musste er für den in Frankfurt stehenden 18,5 Tonner bezahlen.

Zunächst sei zwar ganz lange Zeit nichts passiert, weil erst Genehmigungen eingeholt werden mussten. Doch danach habe es ziemlichen Ärger gegeben (siehe zweite Seite). „Was mich dazu bewogen hat, den Eisenbahnwaggon da hin zu stellen? Tja, das frage ich mich manchmal auch selbst“, meint Gentili. Im Grunde genommen handele es sich auch wieder um eine seiner Spielereien. „Einen alten Waggon zu besitzen und den umzubauen, da hätten aber viele Spaß dran“, sagt Gentili.

Für ihn ist der Waggon ein Liebhaberprojekt. Der ehemalige Werkstatt-Wagen ist mit einer Länge von 13,50 Metern nur halb so groß wie ein regulärer Waggon. „Er passt auf den Zentimeter genau da hin, wo er nun hin kommt. Und ich hab schon angefangen, Möbel zu zeichnen“, macht sich bei Gentili eine gewisse Vorfreude bemerkbar. Touristen soll, wenn alles fertig ist, im Waggon auf 42 Quadratmetern eine Mischung aus Orient-Express und Fünfziger Jahre erwarten. „Das wird ein bisschen verrückt, Hercule Poirot trifft Elvis oder so“, freut er sich riesig.

So schwierig war das Aufstellen des Waggons in Dahlem

Erstes Hindernis: „Das Bauamt der Kreisverwaltung wollte, dass ich eine Baugenehmigung beantrage. Das habe ich abgelehnt, weil es sich ja nicht um ein Gebäude, sondern um ein Fahrzeug handelt“, berichtet Gentili vom Kampf gegen das Bürokratiemonster. Irgendwann habe man dann behördlicherseits eingelenkt.

Zweites Hindernis: „Die passenden Schienen zu bekommen war auch wieder so ein Drama“, erläutert er. Im Vorfeld waren zwar vor Ort in Schmidtheim Gleisarbeiten durchgeführt worden. „Die Bahn ist jedoch so extrem unflexibel, dass sie weder Schienen noch Bahnschwellen verkaufen konnte. Ich konnte also vor Ort nicht auf dieses Material zugreifen, sondern musste tatsächlich quer durch Deutschland telefonieren“, berichtet Gentili. Er habe dann schließlich die passenden Schienen in Holland gefunden. „Die mussten dann von dort von einem Spediteur nach Deutschland gebracht werden“, berichtet er.

Drittes Hindernis: Die passenden Bahnschwellen habe er zunächst bei Stolberg erwerben wollen. Als er sein Navi einstellte, bemerkte er, dass es nicht in Richtung Aachen, sondern 500 Kilometer nach Dresden gehen sollte. „Da habe ich gedacht: O Mann o Mann!“ stöhnt der quirlige Kreative. Zum Glück habe er schließlich dann aber auch welche in der Nähe von Bitburg gefunden.

Viertes Hindernis: Die Transportkosten seien noch einmal mindestens genauso hoch wie der Ankauf des Waggons. „Den Kran hier in Schmidtheim bereit zu stellen kostet alleine rund 2000 Euro, der Schwertransport bis zu 6000 Euro, die Polizeibegleitung muss bezahlt werden und ein zweiter Kran in Frankfurt zum Aufladen war fällig.Das ist schon ein teurer Spaß“, stöhnt Benedetto Gentili.(pe)

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