Nach dreijährigem BaustoppArbeiten am Windpark Dahlem IV gehen weiter

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Die riesigen Rotorblätter liegen noch auf dem Boden. In einer guten Woche sollen sie montiert sein.

Dahlem – Es ist das Ende eines knapp dreijährigen Baustopps. Seit einem Eilbeschluss des Verwaltungsgerichts Aachen vom 12. Juli 2017 hatte sich an der Baustelle des Windparks Dahlem IV nichts mehr getan. Nun wird der Bau der fünf Windenergieanlagen, die bis 206,9 Meter hoch werden, fortgesetzt.

Auf Anfrage mochte Bauleiter Rainer Ockenfeld vom Investor Duno Air in Rees nach „schlechten Erfahrungen“ eigentlich gar nichts bestätigen. Er ist gegenüber der Öffentlichkeit misstrauisch geworden, doch die Fakten sind ja da: Der Weiterbau des Windparks Dahlem IV im Wald oberhalb von Schmidtheim, auf dem Gebiet der Gemeinde Dahlem und teilweise Privatgrund, hat begonnen.

Dahlem: So schreiten die Bauarbeiten am Windpark voran

Anwohnern aus den unweit gelegenen Ortschaften in der Nachbargemeinde Hellenthal war am Wochenende beim Blick aus dem Fenster aufgefallen, dass sich oben im Wald einiges tut: Ein Rotoren-Turm hat sichtbar an Höhe gewonnen.

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Die letzten Arbeiten am ersten der fünf Rotoren-Türme im Windpark Dahlem IV werden derzeit erledigt.

Im Auftrag von Duno Air bauen die Spezialisten der „Windstärke 8 GmbH“ aus dem niedersächsischen Oldenburg die Anlagen. Deren Bauleiter Bastian Ückert fasst zusammen, was seit dem 4. März geschah, nachdem der Kreis die Baugenehmigung erteilt hatte. Zunächst seien auf Tiefladern unter anderem ein Maschinenhaus und drei Rotoren-Blätter einer Enercon E-115 angeliefert worden. Dieser Typ sei der höchste der fünf Anlagen. Er hat eine Nabenhöhe von 149,8 und eine Gesamthöhe von 206,9 Metern. Somit ist er höher als der Kölner Dom mit seinen 157 Metern. Die Nennleistung liegt bei 4200 Kilowatt.

Nach Vormontage-Arbeiten auf dem Betonfundament wurde am Donnerstag der Kran mit dem Riesenausleger aufgebaut. Zunächst wurden am Turm zwei Stahlsegmente von 28 und 20 Metern aufgesetzt, dann die weiteren Segmente bis zur Ausbauhöhe. 115 Meter Durchmesser werden die drei Rotorblätter haben. „Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir in einer guten Woche fertig sein“, so Ückert.

Dahlem IV könnte in wenigen Wochen ans Netz gehen

Vier weitere Wochen werde es danach dauern, bis die Endabnahme erfolgt ist und die Stromleitungen zum Umspannwerk gezogen sind. Dann könne die erste Anlage von Dahlem IV ans Netz gehen. Für die weiteren Anlagen sind die Fundamente längst gegossen, zwei weitere Türme – in unterschiedlicher Ausbauhöhe – stehen seit 2017 im Wald. Diese werden nicht ganz so hoch: Die vier Enercon E-126 haben eine Nabenhöhe von 123 und eine Gesamthöhe von 198,5 Metern bei einer Nennleistung von je 3000 Kilowatt.

So steht es auch in der Vorhabenbeschreibung auf der Internetseite der Umweltverträglichkeitsprüfungen der Bundesländer (www.uvp-verbund.de). Und so ist Dahlem IV mit Datum vom 17. Februar 2020 vom Kreis Euskirchen öffentlich bekannt gemacht und genehmigt worden. Zwei Wochen lang konnte dann bis 13. März mit der öffentlichen Auslegung der Genehmigung samt Begründung Einspruch erhoben werden. Die Frist ist zwar abgelaufen, aber noch einen Monat danach, also bis zum 13. April, kann gegen die Baugenehmigung Klage beim zuständigen Verwaltungsgericht Aachen erhoben werden. Das Baurecht bleibt in Kraft – es sei denn, es wird per Gerichtsbeschluss aufgehoben.

Nabu und Naturschutzinitiative denken über eine Klage nach

Genau diese Frist nutzen die Naturschutzinitiative (NI) und der Kreisverband Euskirchen des Naturschutzbundes (Nabu). Man werde in den kommenden Tagen eine Stellungnahme zum erneuten Baubeginn von Dahlem IV abgeben, heißt es. „Wir sind in der Findungsphase, ob wir eine Klage vor dem Verwaltungsgericht Aachen erheben oder nicht“, so Alfred Glener, Vorstand des Nabu-Kreisverbandes. Mit in die Überlegungen einbezogen ist der Landesverband der Naturschutzinitiative. „Wir ziehen da schon lange gemeinsam an einem Strang“, so Glener: „Auch in diesem Fall.“

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Nabu und NI lehnen nicht nur die Genehmigung für Dahlem IV, sondern die der Windkraftanlagen bei Blankenheimerdorf und Reetz aus Artenschutzgründen ab und ziehen Klagen in Erwägung. Erfolgreich waren sie mit der Klage gegen Dahlem IV. Im Eilverfahren wurde 2017 vom Verwaltungsgericht der Baustopp verfügt und im September 2018 Verfahrensfehler bei der Baugenehmigung bemängelt. Über die Zulassung der Berufung von Duno Air und Kreis vor dem Oberverwaltungsgericht Münster ist noch nicht entschieden (Aktenzeichen: 8A4752/18).

Unterdessen hofft Bastian Ückert von der „Windkraft 8 GmbH“ in seinem Bürocontainer im Wald oberhalb von Schmidtheim, dass er und seine 14 Mitarbeiter nicht ausbaden müssen, was Windkraftgegner stört. „Mein Team und auch ich wurden schon angepöbelt und übel beschimpft“, so Ückert: „Dabei machen wir doch nur unsere Arbeit.“ Angst macht ihm das nicht, die hat er vor etwas anderem: „Das wäre eine Covid-19-Infektion im Team. Dann steht hier alles still.“

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