Strom für bis zu 3450 Haushalte„Solarpark Schmidtheim“ soll größter im Kreis werden

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Oberhalb von Schmidtheim steht schon ein kleiner Solarpark, ebenfalls auf dem Grund des Grafen Beissel.

Dahlem-Schmidtheim – Auf rund 14 Hektar Fläche im Gräflich Beisselschen Wald nahe Schmidtheim will ein Investor den Solarpark Schmidtheim bauen. Sollte der Park errichtet werden, wäre er das größte Gebiet zur Gewinnung von Strom aus Sonnenenergie im gesamten Kreisgebiet.

Alle anderen Areale sind kleiner: Der 2011 eingeweihte Sun Park Kalenberg bringt es nur auf 16 000 aufgeständerte Photovoltaik-Module, der Solarpark Veynau bei Wißkirchen hat 3300 Module. Der geplante Solarpark Schmidtheim hat da eine ganz andere Dimension: Rund 30 000 Module, aufgeständert auf maximal 2,50 Metern Höhe und nach Süden ausgerichtet, sollen pro Jahr an die zwölf Millionen Kilowattstunden Strom aus Sonnenenergie für bis zu 3450 Haushalte erzeugen. Rund 9,5 Millionen Euro will die Sybac Solar GmbH aus Kehrig investieren. Betriebsbeginn soll 2024/2025 sein.

Verwaltung soll die nötigen bauplanerischen Schritte einleiten

Im Planungs- und Bauausschuss der Gemeinde Dahlem, in dem Architekt Peter Ronig von Sybac die Pläne erläuterte, war am Ende einer kurzen Diskussion des Vorhabens das Abstimmungsergebnis eindeutig: Einstimmig schlug das Gremium dem Gemeinderat die Zustimmung vor. Die Verwaltung soll nun die nötigen bauplanerischen Schritte einleiten.

Der Investor Sybac Solar ist dabei in der Gemeinde kein Unbekannter mehr. „Wir haben bisher mit dem Unternehmen gute Erfahrungen gemacht“, so Damian Graf Beissel, Juniorchef auf Schloss Schmidtheim. Oberhalb des Ortes habe man mit dem Investor schon auf einem rund vier Hektar großen Gelände ein Feld mit Photovoltaik-Modulen errichten lassen. Nun folgt der zweite Ausbauschritt auf einem mindestens 13 bis 14 Hektar großen Teil eines insgesamt knapp 20 Hektar großen Geländes. „Der Pachtvertrag läuft zwischen 20 und 30 Jahren“, so Peter Ronig vom Investor.

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Hält das Gelände für ideal: Damian Graf Beissel.

„Die Lage im Wald ist aus unserer Sicht fantastisch. Man sieht das Gelände von der B 51 nicht, es liegt jenseits der Straße im Wald. So stört es auch keinen“, so Damian Graf Beissel. Genauer handelt es sich um eine im aktuellen Flächennutzungsplan der Gemeinde Dahlem ausgewiesene „Abgrabungsfläche“, die derzeit für den Betrieb eines Kieswerkes verpachtet ist.

Die Genehmigung dafür läuft nach Angaben des Grundstücksbesitzers auf Schloss Schmidtheim allerdings Ende 2024 aus. Es geht also um eine Folgenutzung des Areals.

Fast 30 000 Module sollen auf mehreren Teilflächen aufgestellt werden

Da schon ausgekieste Flächen im Beisselschen Wald zwischenzeitlich wieder verfüllt worden sind, eignen sie sich für die mit Pfählen im Untergrund verankerten Tische der Solarmodule. Auf der Lagekarte, die Peter Ronig dem Ausschuss in seiner Sitzung erläuterte, ist erkennbar, dass die fast 30 000 Module auf mehreren Teilflächen aufgestellt werden sollen. „Im Wesentlichen sind diese Flächen auch schon gerodet, weil es Auskiesflächen waren“, so Peter Ronig. Dass auch Baumfällungen nötig werden können, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden.

Was zu der Frage führt, ob mit Bedenken der Naturschützer zu rechnen ist. Man habe vorsorglich ein erstes Gutachten erstellen lassen, so Peter Ronig. Ergebnis: „Das Vorhaben befindet sich in keinem Schutzgebiet.“ Es seien allerdings an die sechs bis sieben Hektar der insgesamt gepachteten 20 Hektar für eine mögliche Biotop- oder Habitatnutzung nach den FFH-Richtlinien reserviert. Hier sollen keine Photovoltaik-Module aufgebaut werden.

Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Bebauungsplans und der vorgeschriebenen Offenlegung der Pläne könnten allerdings etwa die Untere Naturschutzbehörde oder auch Naturschutzverbände die Sachlage anders einschätzen.

„Das wird jetzt seinen Gang gehen. Wir stellen einen Bebauungsplan auf, die nötige landesplanerische Begleitplanung wird eingeleitet, da ja auch eine Änderung des Flächennutzungsplanes erfolgen muss“, so Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter von Bürgermeister Jan Lembach. Danach könne es zum nötigen Aufstellungsbeschuss durch den Gemeinderat kommen. „Zudem soll auch ein städtebaulicher Vertrag mit dem Investor geschlossen werden“, so Bungartz.

Größten Einwände im Ausschuss betrafen die Gewerbesteuer

Die größten Einwände im Ausschuss betrafen allerdings etwas anderes. „Wenn wir schon nichts von den Pachteinnahmen haben, wie steht es denn um die Gewerbesteuer?“, wollte Bürgermeister Jan Lembach vom Vertreter des Solarpark-Investors wissen. Der konnte den Verwaltungschef wie auch die Ausschussmitglieder beruhigen: „Der Gesetzgeber hat das festgelegt. 70 Prozent der zu erwartenden Gewerbesteuer bekommt die Gemeinde, auf deren Gebiet die Anlage steht, 30 Prozent der Standortbetreiber.“

Das wird zunächst die Sybac Solar GmbH sein, die danach – das ist auf dem Solarparkmarkt durchaus üblich – nach anderen möglichen Betreibern sucht, die hier eine Abschreibemöglichkeit finden würden. Auf dem vier Hektar großen, bereits bestehenden kleinen Solarpark an der Hubertusstraße in Schmidtheim ist etwa die BayWa der Betreiber.

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Damian Graf Beissel hofft nun, dass der Solarpark Schmidtheim alle planerischen Hürden nimmt. „Nur mit einem Wandel der Energiewirtschaft kann das Artensterben aufgehalten und der Naturschutz weiterentwickelt werden.“ Das sei ein Motiv zur Neuverpachtung des derzeitigen Kiesabbaugeländes im gräflichen Wald.

Und was geschieht mit den Solarmodulen, wenn der Pachtvertrag in vielleicht 30 Jahren ausgelaufen ist? Eine „Rückbaubürgschaft“ soll nach dem Willen der Gemeinde verhindern, dass im Beisselschen Forst eines Tags Unmengen an ungenutztem Sondermüll herumstehen.

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