EuskirchenNordeifelwerkstätten betreiben jetzt Bundeswehrkantinen

Lesezeit 3 Minuten
2020-01-15-eu-new-bundeswehrkantine_bühl

Die Küchencrew der Nordeifelwerkstätten. Brigadegeneraql Peter Webert (hinten, Mitte), lobte die Qualität des Essens.

Euskirchen – Am ersten Tag standen Rindergulasch mit Nudeln und eine mediterrane Gemüsepfanne mit Hähnchenkeule und Kräuterdip auf dem Speiseplan. Eine Auswahl, mit der das Küchenteam der Nordeifelwerkstätten (NEW) in der Euskirchener Generalmajor-Freiherr-von-Gersdorff-Kaserne gut ankam.

200 Portionen gingen über die Bedientheke. „Die Qualität ist hervorragend, davon konnte ich mich selbst überzeugen“, sagte der ranghöchste Soldat am Bundeswehrstandort Euskirchen, Brigadegeneral Peter Webert. Er ist Kommandeur des Zentrums für Geoinformationswesen, Leiter des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr und Standortältester.

Zur Küchencrew gehören auch Menschen mit Handicap

Die Kantine der Kaserne an der Kommerner Straße, die vorher von einem Privatunternehmen betrieben wurde, war rund 15 Monate verwaist gewesen. Soldaten und andere Mitarbeiter mussten ihr Mittagessen in dieser Zeit selbst organisieren. „Oft hat das Pizza-Taxi ausgeholfen“, erzählte Webert.

Jetzt gibt es wieder eine feste Anlaufstelle, wenn der Magen knurrt. „Unser Essen ist sehr gut angenommen worden“, erzählte Markus Frings am Premierentag. Er leitet das Team der Nordeifelwerkstätten, das in der Gersdorff-Kaserne die Verpflegung übernommen hat. Anfang Februar wird unter NEW-Regie auch die renovierte Kantine der Euskirchener Mercator-Kaserne eröffnet. Das Außergewöhnliche: Die jeweilige Küchenequipe besteht zum einen aus hauptamtlichen Mitarbeitern, zum anderen aus Menschen mit Behinderung.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Unsere Beschäftigten sind Feuer und Flamme“, sagte Geschäftsführer Georg Richerzhagen („ein besonderes Projekt für beide Seiten“), als er mit Webert, Frings und Achim Sassmann, der bei den NEW das Geschäftsfeld „Werkstätten für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung“ leitet, das Inklusionskonzept vorstellte.

Zwischenschritt auf dem Weg in den freien Arbeitsmarkt

Die Nordeifelwerkstätten bewirtschaften in Euskirchen schon seit 2007 die Cafeteria des Thomas-Eßer-Berufskollegs und seit 2015 die Kantine der Kreissparkasse. Das Prinzip, Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten zu lassen, hat sich bewährt. Also beteiligte sich das Unternehmen an einer öffentlichen Ausschreibung des Verpflegungsamtes der Bundeswehr, das einen neuen Betreiber für die beiden Euskirchener Kantinen suchte, und erhielt den Zuschlag.

Die Mitarbeiter mit Handicap sind in der Zentralküche der NEW in Ülpenich geschult worden. „Als wir nach Leuten für die Bundeswehrkantinen Ausschau gehalten haben, war das Interesse sehr groß“, sagte Küchenmeister Frings. Je nachdem sei diese Arbeit „ein Zwischenschritt auf dem Weg in Richtung des freien Arbeitsmarktes“, ergänzte Sassmann. „Zwei Tagesmenüs, die wir hier anbieten, werden aus Ülpenich geliefert. Dort kochen die Kollegen mittlerweile täglich 850 Essen“, so Frings: „Nächste Woche kommt bei uns ein drittes Menü hinzu, das wir vor Ort in unserer Küche zubereiten.“

NEW bieten auch Frühstücks- und Veranstaltungsservice

Darüber hinaus bieten die NEW einen Frühstücksservice an. Außerdem übernehmen sie den Veranstaltungs- und Konferenzservice in der Kaserne. Die Getränke und ein Teil der Lebensmittel werden vom Kuchenheimer Cap-Markt geliefert, der zu EuLog gehört, einem weiteren Inklusionsunternehmen der Nordeifelwerkstätten. Marcell Lenz, einer der Beschäftigten mit Handicap, war nach seinem ersten Arbeitstag in der neuen Umgebung sehr zufrieden: „Es gefällt mir gut. Man kommt mit vielen netten Leuten in Kontakt.“ Marcia Da Silva Casacao pflichtete ihm bei: „Es hat Spaß gemacht.“

Die beiden und ihre Kollegen Thomas Öttershagen und Nadine Anhelm bildeten zum Auftakt eine Crew mit den Fachkräften Susanne Schönbeck, Sabine Mey, Amela Catic und Markus Frings. Ob es bei dieser Mannschaftsstärke bleibe, müsse sich zeigen, sagte der Teamleiter: „Wir werden die Zahl der Mitarbeiter dem Bedarf anpassen.“

Rundschau abonnieren