„Vlatten läuft Sturm“Windkraft-Gegner informieren in Vlatten über Initiative

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Aus allen Nähten platzte die Vlattener Jugendhalle, als die Bürgerinitiative über ihren Kampf gegen Windräder informierte.

Aus allen Nähten platzte die Vlattener Jugendhalle, als die Bürgerinitiative über ihren Kampf gegen Windräder informierte.

Kreis Euskirchen/Vlatten – Auf immenses Interesse stieß am Freitagabend die erste Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative „Vlatten läuft Sturm“. Diese protestiert gegen das geplante Repowering von acht Windrädern in nächster Nachbarschaft zum Dorf. Dort sollen fünf bestehende gegen moderne Windräder mit einer Gesamthöhe von 200 Metern, also höher als der Kölner Dom, ausgetauscht werden.

Zwischen 200 und 300 Besucher fanden sich in der Jugendhalle ein, um die Argumente der Gegner des Projektes zu hören. Sabine Metzger von der Bürgerinitiative begrüßte ausdrücklich nicht nur Bürger aus Vlatten, sondern auch aus Bürvenich, Eppenich, Hergarten, Wollersheim, Berg, Hausen, Blens, Hasenfeld und Heimbach. Seit 1999 wohne sie mit ihrer Familie am Burgpark in Vlatten, sagte Metzger. Als man dort gebaut habe, habe es auch noch keine Windräder gegeben. Erst vor kurzem habe sie von dem Repowering-Projekt erfahren. Mit ihrer Nachbarin sei sie sich sofort einig gewesen, dagegen etwas zu unternehmen.

Pranter: Strom aus Windkraft ist „Abfall“

Christoph Pranter, Mitglied der Bürgerinitiative, sagte zu Beginn der Veranstaltung, dass offenbar geplant sei, bei Vlatten nicht nur einen „Dom“, sondern sogar gleich fünf „Dome“ zu bauen. Deutlich wurde, dass Pranter äußerste Skepsis gegenüber der Arbeit der Kreisverwaltung Düren als Genehmigungsbehörde, gegenüber der Stadt Heimbach und der Landesregierung hegt. Es gehe nicht an, dass die Stadt Heimbach nicht in der Lage sei, einen Eingangsstempel auf die eingegangenen Schreiben des Kreises Düren zu setzen, monierte er. Das könne zu Unsicherheiten bei Fristen führen.

Auch die Erzeugung von Energie durch Windkraft lehnt Pranter ab und behauptet, dass sich bislang durch die Erzeugung des Windstroms keine nennenswerte CO2-Einsparung ergeben habe. Eine Aussage, die bei Windkraft-Befürwortern auf Widerspruch stoßen dürfte. Zudem bezeichnete er den Strom von 9359 erzeugten Windrädern als „Abfall“, weil Strom oft erzeugt werde, wenn er nicht gebraucht werde. Er werde nach Holland verklappt. 

„Wir brauchen weitere kalorische Kraftwerke“, sagte er voller Überzeugung. „Ich habe gewisse Bedenken, dass unser Dorf zum Abschreibungsmodell werden soll, sagte Pranter und verwies auf die Subventionen, die der Projektträger Wind Repowering GmbH & Co KG sich verspreche. Den möglichen Lärm, den die Windräder verursachen, bezeichnete er als „Konzert aus unterschiedlichen Geräuschen“. Hinsichtlich des zu erwartenden Schattenwurfs sei nun eine „Disco am Frühstückstisch“ möglich.

Windräder können Lärmbelastung sein

An manchen Standorten werde man sogar die Effekte zweier Räder gleichzeitig bemerken. Es gebe Zonen, so Pranter, wo genau das intensiv auftrete. Dabei sprach er einmal von 30 bis 100 Stunden jährlich, dann Tagen, dann Minuten, bis er schließlich wieder von Stunden redete, wie es auch im Gutachten des Projektierers steht.

Anhand eines vom Projektträger in Auftrag gegebenen Gutachtens stellte Pranter fest, dass Vlatten Tag und Nacht eine Lärmbelastung von 35 bis 40 Dezibel drohe. „Immer wenn der Wind weht, hört Ihr sie“, sagte er im Hinblick auf die Räder. Pranter warb dafür, im Zuge der Offenlegung Einspruch gegen das Projekt einzulegen. Und zwar spätestens bis zum 29. Mai, auch wenn die Behörden von einer längeren Frist sprechen würden.

Vielleicht stelle sonst irgendwo ein Beamter fest, dass die Zulässigkeit nicht mehr gegeben sei. „Wer keinen Einspruch einlegt, hat auch kein Recht zu klagen“, mahnte Pranter. Dass der entsprechende Erörterungstermin in Vlatten am 24. Juli stattfinden soll, war für ihn ein weiteres Unding: „Das ist natürlich während der Sommerferien, wie die Kreisverwaltung das ja so gerne macht.“

Rechtsanwalt informiert über juristische Möglichkeiten

Ulla von Gagern musste den elaboriert vortragenden Pranter zweimal ermahnen, zügiger vorzugehen, damit der Zeitplan eingehalten werden könne. 

„Wir müssen den Leuten vermitteln: Legt euch nicht mit uns an“, gab er den Gästen schließlich noch mit auf den Weg und wies mit einem Seitenhieb darauf hin, dass der Dürener Landrat Wolfgang Spelthahn sehr empfindlich reagiere, wenn es um seine persönliche Reputation gehe. Die Fraktionen im Kreistag würden die meiste Zeit hinter verschlossener Tür beraten, kritisierte er: „Es wird mal Zeit, dass sie politische Verantwortung übernehmen.“

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Anschließend informierte der Linnicher Rechtsanwalt Justus Peters über die rechtlichen Möglichkeiten. So könne die Stadt Heimbach schon verhindern, dass beim Flächennutzungsplan die Maximalhöhen der Windräder immer weiter nach oben geschraubt würden. Im Übrigen sei es nicht das erste Mal, dass er sich mit der Materie beschäftige. Wenn man die ellenlangen Lärmschutzgutachten im Detail unter die Lupe nehme, finde man da so manches, was man so nicht stehenlassen könne. Weitere von den Windrädern verursachte Probleme seien der Infraschall und die Wertminderung der Immobilien.

Danach stellte Peter Jaeger aus Kreuzau die seiner Meinung nach bestehenden Gefahren der Windräder durch Infraschall vor. Zudem wurde ein Dokumentarfilm über die schädlichen Auswirkungen der Windkraft auf die Landschaft vorgeführt.

Am 7. Mai wird die Heimbacher Stadtverwaltung ebenfalls eine Bürgerversammlung zum Thema in Vlatten durchführen. Bei dieser Pro-und-Kontra-Veranstaltung sollen dann allerdings auch die Befürworter des Projekts zu Wort kommen können.

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